Te quiero heißt, ich liebe Dich
aus, bedankte sich noch mal bei ihrer Chefin und ging dann das letzte Stück zu Fuß. Am Hafen angekommen, schlenderte sie noch ein wenig umher und sah sich die Boote an. Da sie eine gute halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit da war, beschloss sie, noch gemütlich einen Kaffee zu trinken.
Sie setzte sich an einen der Tische des Straßencafés und wartete auf den Kellner. Heute würde es sehr heiß werden. Die Sonne war schon jetzt so stark, dass man sich leicht einen Sonnenbrand holen konnte. Zum Glück war Jane schon vorgebräunt und hatte sich zum zusätzlichen Schutz noch mit einem Sunblocker eingecremt. Ihr Kopf wurde durch einen hübschen breiten Strohhut geschützt.
“Welch ein reizender Anblick! Du hast dich wirklich kaum verändert,
querida!”
Jane fuhr zusammen. Vor ihr stand Miguel de Tarrago. Er sah irgendwie bedrohlich aus, und Jane drückte sich unwillkürlich in ihren Stuhl hinein. Als Miguel einen der freien Stühle zurückschob und sich setzte, klammerte sie sich so krampfhaft an der Lehne fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
“Was machst du hier?”, fragte sie barsch, wobei ihre Stimme leicht zitterte. Es war sehr ungewöhnlich, Miguel um diese Zeit am Hafen zu treffen, und noch erstaunlicher, dass er nicht in Begleitung war.
Miguels volle, sinnliche Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. “Was ich hier mache? Sag bloß, du hast vergessen, dass wir da oben ein Haus besitzen?”
Jane schüttelte den Kopf. Wie kam es nur, dass Miguel und seine Schwester es immer schafften, ihr die Sprache zu verschlagen? “Du weißt genau, was ich meine”, gab sie unfreundlich zurück, nachdem sie sich gefasst hatte. “Ich wollte wissen, was du hier und jetzt im Hafen zu suchen hast!”
Seine dunklen Augen funkelten belustigt. “Was für ein streitsüchtiges kleines Ding du nur bist. Ich muss zugeben, ich hatte schon befürchtet, du könntest dich in den letzten – wie viele Jahre sind es eigentlich – fünf? – verändert haben.”
“Du weißt verdammt genau, wie viele es sind! Der große Miguel de Tarrago vergisst doch nie etwas!”
“Nicht, wenn es wichtig ist.” Miguel grinste immer noch, wobei seine weißen Zähne blitzten. Dann winkte er dem Keller auf eine derart arrogante Weise zu, dass Jane vor Wut innerlich zu kochen begann.
Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Beruhige dich, mahnte sie sich im Stillen. Du musst deine Gefühle wieder unter Kontrolle bringen. Lass dich bloß nicht von Miguel reizen!
Miguel war zwar nicht unbedingt das, was sich ein junges Mädchen als Traummann vorstellte, doch sein Gesicht war markant und verriet so viel Persönlichkeit und Selbstbewusstsein, dass man es niemals vergaß. Miguel de Tarrago war nicht besonders groß, strahlte jedoch durch sein ganzes Auftreten eine solche Macht und Stärke aus, dass die meisten anderen Männer neben ihm klein und unbedeutend wirkten.
Wie früher fühlte sich Jane allein durch die Anwesenheit dieses Mannes überwältigt. Miguel war zu reich, zu mächtig, als dass sie es mit ihm hätte aufnehmen können. Schon als ganz junges Mädchen hatte Jane sich mit aller Kraft gegen seine fast schon hypnotische Anziehungskraft zu wehren versucht, und heute war es nicht anders.
Jane dachte fieberhaft nach. Wie würde es ihr nun möglich sein, Carlos zu treffen, solange Miguel in der Nähe war? Sie warf verstohlen einen Blick auf die Armbanduhr. Es wäre noch genügend Zeit, um sich aus dem Staub zu machen und dann zum vereinbarten Zeitpunkt hierher zurückzukommen.
Als Jane wieder aufblickte, merkte sie, dass Miguel sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet jedoch nicht, was er dachte.
“Juanita erzählte mir, du hättest hier einen Job als Köchin gefunden?”
“Ja, und alles läuft bestens!”
“Ich nehme an, du arbeitest für Engländer?” Der verächtliche Unterton in seiner Stimme machte Jane noch wütender.
“Es könnten genauso gut Franzosen, Spanier oder Araber sein – sie wären alle zufrieden!”, fuhr sie ihn an und stand entschlossen auf. In diesem Augenblick kam der Kellner mit zwei Tassen Kaffee an den Tisch.
Miguel ergriff Janes Handgelenk und hielt sie fest. “Setz dich wieder hin, ich habe dir einen Kaffee bestellt!”
Jane blickte auf Miguels kräftigen Unterarm mit den dunklen Härchen und der goldenen Rolex-Uhr, die nur ein äußeres Zeichen seines Reichtums war. Dann sah sie ihm ins Gesicht, und ihre großen grauen Augen
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