Te quiero heißt, ich liebe Dich
zu fürchten, oder etwa doch? Sie war so verwirrt, dass sie selbst nicht mehr wusste, was sie denken sollte.
Miguel, der sich von ihrer abwehrenden Haltung nicht beirren ließ, wurde immer dreister, bis Jane schließlich der Kragen platzte. “Lass mich endlich in Ruhe!”, zischte sie erbost, als er vor den Augen der anderen gerade an ihren Schultern knabbern wollte. “Bilde dir bloß nicht ein, dass du mich zu einem von deinen Betthäschen machen kannst! Also lass gefälligst die Finger von mir!” Wütend ging sie davon und verschwand unter Deck. Nur endlich weg von diesem Mann, das war ihr einziger Gedanke.
“Sag mal, hast du das vorhin ernst gemeint?”, fragte Bába, die ihr gefolgt war, neugierig. “Ich meine, bisher hat noch keine, aber auch wirklich keine Einzige Miguel jemals einen Korb gegeben!”
“Dann wurde es höchste Zeit, dass es mal eine tat!”, rief Jane aufgebracht. “Bei diesem Kerl gibt’s nur eins: ihm gründlich die Meinung zu sagen!”
Die Überraschung in Bábas Gesicht war offensichtlich. “Er will mit dir schlafen, nicht wahr? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass er je wieder so scharf auf ein Mädchen war, seit Donna May ihn abgewiesen hat.”
“Oh, tatsächlich?”, wunderte sich Jane. “Und hat er sie dann am Ende doch noch rumgekriegt?”
“Natürlich. Einer Kette aus Smaragden und Diamanten konnte sie schließlich nicht widerstehen …”
Jane schnaubte verächtlich. “Eins ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Mich kann dieser eingebildete Kerl nicht kaufen, und das weiß er genau!”
Ein Ausdruck des Respekts trat plötzlich in Bábas Gesicht. “Nicht schlecht, Mädchen! Wenn du so weitermachst, hast du vielleicht sogar Glück und landest mit ihm vor dem Traualtar!”
5. KAPITEL
W ährend Jane sich für die Party umzog, fragte sie sich zum wiederholten Mal, ob sie überhaupt hingehen sollte. Falls Miguel versuchen würde, sie vor allen Leuten bloßzustellen, würde sie sofort nach Hause gehen. Sie hatte ihm sogar schon angedroht, gar nicht zu erscheinen, doch er hatte ihr daraufhin nur ins Gesicht gelacht.
“Du wirst kommen, Darling, das weißt du so gut wie ich. Natürlich nicht aus dem gleichen Grund wie die anderen, sondern vor allem deshalb, weil du Juanitas Freundin bist und sie nicht enttäuschen willst – obwohl sie eine Freundin wie dich eigentlich gar nicht verdient. Ich weiß, wie verwöhnt meine kleine Schwester ist.”
“Und sie ist nicht die Einzige, die immer ihren Kopf durchsetzen muss!”, hatte Jane wütend geantwortet.
“Das liegt in der Natur des Menschen, Jane. Jeder denkt zuerst an sich selbst.”
“Aber einige übertreiben es dabei!”
“Du musst es ja wissen.”
Als Jane in Miguels spöttisches Gesicht gesehen hatte, hätte sie beinahe die Beherrschung verloren. Doch sie hatte sich fest vorgenommen, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. “Ich weiß nicht, was mich eigentlich so an dir reizt, Miguel de Tarrago”, hatte sie mit fester Stimme geantwortet. “Aber egal, was es ist – ich glaube allmählich, dass ich allergisch dagegen bin. Und weißt du, wie man sich gegen eine Allergie am besten schützt? Man verbannt das, wogegen man allergisch ist, aus seinem Leben – und zwar für alle Zeiten!”
Miguel grinste belustigt. “Du bist wohl nicht ganz auf dem Laufenden,
querida.
Heutzutage geht man bei solchen Dingen anders vor. Das heißt, man desensibilisiert sich. Im Klartext: Du nimmst ein bisschen von der Substanz, gegen die du allergisch bist, und wartest ab, wie dein Körper darauf reagiert. Und dann …”
“Vielen Dank für die freundliche Belehrung, Miguel! Aber eines hast du bei deinen Überlegungen vergessen, und zwar das Wichtigste: Der Patient muss sich freiwillig der Behandlung unterziehen. Und soweit ich weiß, tun das die meisten nicht. Sie vermeiden es tunlichst, mit dem Reizerreger in Berührung zu kommen!”
Miguel lachte laut, nahm Janes Hand und küsste sie. “Ich finde es einfach zu amüsant, wie du dich von mir ärgern lässt,
querida.
Eines Tages schaffst du es vielleicht doch noch, cool zu bleiben, aber irgendwie bezweifle ich das.”
Jane hätte am liebsten wie ein kleines Kind zornig mit dem Fuß aufgestampft und laut geschrien. Wieder einmal hatte Miguel das letzte Wort. Warum musste er sie immer auf den Arm nehmen? Weshalb konnte er sie nicht mit der gleichen Zurückhaltung und demselben Respekt behandeln wie seine vornehmen spanischen Freunde es mit ihren Freundinnen
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