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Tea-Bag

Tea-Bag

Titel: Tea-Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Stockholm. Ist es nicht so, daß ihr Bruder bei dir boxt?
    - Ich notiere mir grundsätzlich keine Telefonnummern. Das lohnt sich nicht. Die Leute wechseln sie andauernd.
    - Du weißt doch, wie sie mit Nachnamen heißt?
    - Ich erinnere mich nicht. Aber ich kann mal nachfragen, ob es hier jemand weiß.
    Es dauerte fast zehn Minuten, bis Pelle Törnblom wieder am Apparat war.
    - Allaf.
    - Wie buchstabiert man das?
    - Woher soll ich das wissen? Warum klingst du so aufgeregt? - Ich bin aufgeregt. Ich muß jetzt Schluß machen.
    Er rief die Auskunft an. Es gab tatsächlich einen Teilnehmer mit Namen Allaf. Eine Frau meldete sich mit Flüsterstimme, als hätte sie Angst vor dem Telefon.
    - Ich suche Leyla.
    Keine Antwort. Ein Mann, der mit der gleichen flüsternden Stimme sprach, nahm jetzt den Hörer.
    - Ich suche Leyla.
    Keine Antwort. Ein anderer Mann kam ans Telefon.
    - Ich suche Leyla.

- Hier ist Jesper Humlin. Ich muß Leyla nach der Telefonnummer von Tanja fragen.
    - Wer ist das?
    - Ihre Freundin. Tanja.
    - Du meinst Irina?
    - Ich meine die unter Leylas Freundinnen, die nicht Afrikanerin ist und den Schreibkurs besucht.
    - Das ist Irina.
    - Vielleicht könnte ich Leyla persönlich fragen? schlug er zaghaft vor.
    - Sie ist nicht zu Hause.
    - Aber sie hat vielleicht eine Nummer von Tanja hinterlassen? Oder von Irina?
    - Ich werde nachsehen, ob sie sie irgendwo aufgeschrieben hat.
    Jesper Humlins Telefon gab Pfeiftöne von sich und fing an zu vibrieren. Die Batterie war fast leer. Der Mann kam zurück und gab ihm eine Nummer durch.
    Jesper Humlin suchte nach etwas zu schreiben.
    - Was piepst da?
    - Die Batterie ist gleich leer. Falls das Gespräch abbricht, liegt es also nicht daran, daß ich unhöflich bin.
    - Wir freuen uns sehr darauf, daß du wiederkommst. Jesper Humlin fand einen Stift.
    - Kannst du bitte die Nummer wiederholen?
    Der Mann hatte kaum die ersten drei Ziffern genannt, als das Gespräch abbrach. Jesper Humlin schrieb sich auf die Hand, was er für die richtigen Ziffern hielt. Er machte einen Fernsprechautomaten ausfindig, wählte die Nummer und landete in einer lärmenden Autowerkstatt in Skövde. Er vertauschte die letzten Ziffern und wählte erneut. Ein Mädchen, das noch kaum sprechen gelernt hatte, gurgelte in den Hörer. Zum dritten Mal wählte Jesper Humlin eine Nummer. Jetzt erkannte er die Stimme. Es war Tanja.

- Was ist passiert?
    - Tea-Bag wäre beinahe hopsgenommen worden.
    - Was meinst du damit?
    - Die Bullen hätten sie um ein Haar geschnappt. Außerdem haben sie ein paar Handys in einer Tasche gefunden, die Tea- Bag gehört. Ich glaube nicht, daß es den Bullen gefallen hat, ihre eigenen Handys in dieser Tasche zu finden.
    Jesper Humlin überlegte fieberhaft.
    - Erzähl mir bitte ganz ruhig, was passiert ist.
    - Wir brauchen Hilfe. Du mußt hier hinkommen. Wo bist du? - In Göteborg. Was kann ich tun?
    - Du bist doch ein berühmter Schriftsteller, nicht wahr? Du kannst uns helfen. Ich kann jetzt nicht länger reden.
    -Wo ist »hier«?
    - Fahr zum Boxklub. Das Gespräch brach ab.
    Er tat, wie ihm geheißen. Als er das Taxi bezahlt hatte, fand er einen Boxklub vor, der nahezu verlassen war. Zwei Jungen standen aneinandergelehnt im Ring. Der eine hatte Nasenbluten.
    Sie
    schaukelten
    und
    schwankten aufeinandergestützt, als befänden sie sich in einem Boot in Seenot. Das Büro war leer. Einer Kalendereintragung konnte Jesper Humlin entnehmen, daß Pelle Törnblom in diesem Moment auf einem Zahnarztsessel Platz genommen haben mußte.
    Er ging wieder hinaus in die Trainingshalle. Die Jungen im Ring hatten aufgehört, sich hin und her zu wiegen. Das Nasenbluten war versiegt. Jesper Humlin erkannte den Jungen mit der blutigen Nase. Er gehörte zu Leylas Sippe. Der Junge lächelte. Erst jetzt bemerkte Jesper Humlin, daß ihm ein Auge langsam zuschwoll.
    Die Jungen verschwanden in einem Umkleideraum. Jesper Humlin streifte ein Paar Boxhandschuhe über und fing an, gegen einen Sandsack zu schlagen. Es tat weh. Er wünschte, es wäre Olof Lundin, auf den er eindrosch. Als er ins Schwitzen

kam, hörte er auf. Der Junge mit dem Nasenbluten kam zurück. Er trug sackartige Hosen und ein langes T-Shirt, die beide die amerikanische Flagge zierte.
    - Es kommt gleich jemand.
    - Wer kommt?
    - Das weiß ich nicht. Eine von denen. Aber du wartest besser draußen.
    Der Junge verschwand, gleich darauf folgte ihm der andere. Jesper Humlin ging hinaus. Es regnete. Er erinnerte sich an das Mal, als Tanja aus

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