Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Street«: Joseph Stieglitz von der Columbia University in New York, Cornell West von der Princeton University, Susan Sarandon, Roseanne Barr, Alec Baldwin und Yoko Ono. Jon Stewart und Keith Olbermann berichten im Fernsehen über die Demonstrationen, Michael Moore, der Filmemacher aus Flint, Michigan, taucht auf und versichert seine Solidarität. Und auch in anderen Städten Amerikas wird demonstriert, und Zeltstädte sprießen aus dem Boden: in Boston, Washington, Los Angeles, Phoenix, Iowa City, Atlanta, Detroit, Chicago und in vielen mehr. Und, wie die Tea Party, berufen sich die Demonstranten auf die Verfassung, auf die Rede- und Versammlungsfreiheit.
Kein Wunder, dass Journalisten und Politiker – darunter der ›New York Times‹-Kommentator Paul Krugman und Vizepräsident Joe Biden – die neue Protestwelle mit der Tea Party vergleichen. Somit rächt es sich, dass diese immer so getan hat, als sei sie kritisch gegenüber Banken, die Steuergelder einsackten. Dabei sind Tea Partier gar nicht begeistert von der Konkurrenz. Am lautstärksten positioniert sich Herman Cain. »Ich habe keine Fakten, um das zu beweisen, aber ich glaube, dass diese Demonstrationen geplant und orchestriert wurden, um von dem Versagen der Obama-Regierung abzulenken«, meint er und wirft den Demonstranten auch gleich noch »Klassenkampf« vor. Und er fügt hinzu: »Wenn du arm bist und keinen Job hast, beschuldige nicht die Wall Street oder die Großbanken, du bist selber schuld.«
Der republikanische Senator Eric Cantor, der bei der Haushaltsdebatte vom Sommer Obama zu Kürzungen am sozialen Netz gezwungen hatte, nannte die Okkupanten einen »Mob«. Bill O'Reilly fand, die bräuchten eine Dusche und einen Job. Brendan Steinhauser von FreedomWorks sagte, die Okkupanten seien »unglücklich und wütend« und die Tea Partier »glücklich und fröhlich«; eine absurde Behauptung angesichts der Bilder, die waffentragende Rednecks zeigen, die Obama als afrikanischen Hexendoktor mit Hitlerbärtchen abbilden oder schwarze Abgeordnete bespucken. Wall-Street-Okkupanten, fügte Steinhauser hinzu, agierten in der Tradition von Malcolm X, die Tea Party hingegen in der von Martin Luther King. Dabei landeten bei den von King angeführten Protesten Tausende im Gefängnis. Amy Kremer, die Vorsitzende vom »Tea Party Express« war wenigstens ehrlich, als sie erklärte, der Unterschied sei: Die Tea Party kämpfe für den Kapitalismus, die Okkupanten aber dagegen. Vorsichtig ist nur Newt Gingrich, der meinte, unter den Demonstrierenden gebe es auch saubere, ordentliche Leute, die die Tea Party abwerben sollte.
Den Vogel schoss natürlich wieder Glenn Beck ab, der Occupy Wall Street für eine weltweite, von Kommunisten gesteuerte Verschwörung hält, mit dem Ziel, die Wirtschaft der USA zu zerstören,und hinter der letztlich der Oberkommunist im Weißen Haus stecke, Barack Obama. Derweil schoss sich Michele Bachmann auf Becks Erzfeind ein; sie behauptete, Occupy Wall Street werde von George Soros finanziert, während die Tea Party doch eine »echte Grassroots-Bewegung« sei. Der Beweis: Soros hatte vor einigen Jahren 3,5 Millionen Dollar an das liberale Tides Center in San Francisco gegeben, das wiederum 185 000 Dollar an die kanadische Zeitung ›Adbusters‹ spendete. Und ›Adbusters‹ unterstützt Occupy Wall Street. Eine dünne Verbindung, aber für Rush Limbaugh reichte das zu behaupten, das Geld von George Soros stecke hinter alledem. Dass eine Bewegung in den USA von einer kanadischen Zeitung unterstützt wird, gefällt Tea Partiern ohnehin nicht. Immerhin sind ihre großen Vorbilder Thomas Jefferson und James Madison 1812 in Kanada einmarschiert.
Generell versucht die Tea Party, die Demonstranten zu diskreditieren, zu delegitimieren und als fremdgesteuerte Hippies darzustellen, keine richtigen Amerikaner eben. Zeitungen, die der Tea Party nahestehen, wie Murdochs ›New York Post‹, werfen ihnen vor, sie zahlten keine Steuern – war die Tea Party nicht ursprünglich eine Bewegung gegen Steuern? –, und sie posten Bilder von Demonstranten, die ungewaschen aussehen. Und auch Mark Meckler, Gründer der Tea Party Patriots, distanzierte sich von der neuen linken Bewegung. Diese habe, sagte er auf Fox News, ganz und gar keine Ähnlichkeit mit der Tea Party. »Diese Leute sind keine gesetzesfürchtigen Bürger«, meinte er. »Sie campieren in einem Park, was verboten ist. Sie brechen das Gesetz, indem sie die Brooklyn Bridge
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