Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Luther King und Saul Alinsky studiert.
»Wir haben lange über die Idee einer ›Boston Tea Party‹ nachgedacht, als Beispiel für einen gewaltlosen sozialen Umbruch«, erzählte Kibbe dem ›New Yorker‹. Man habe gelernt, dass man Leute brauche, um Ideen zu verkaufen. Folgerichtig stellte FreedomWorks achtzig Außendienstmitarbeiter ein, die zur Wahl von 2007 Wähler in 26 Staaten mobilisierten. Und das war auch nötig: »Das Problem der Libertären ist, dass sie nur Häuptlinge haben und keine Indianer«, meinte der konservative Wirtschaftshistoriker Bruce Bartlett, der für einen von Koch finanzierten Think-Tank arbeitet. Dem durchschnittlichen Wähler seien deren Ziele egal. Deswegen sei es auch so schwer für die Kochs, eine Volksbewegung zu schaffen. Aber das habe sich dank der Tea Party geändert. »Jetzt kann jeder sehen: Es gibt auch Indianer«, sagt Bartlett. Eben deshalb versuchten die Kochs, die populistische Tea Party zu kanalisieren.
Schon bald, nachdem Obama angetreten war, organisierte oder unterstützte AFP überall Rallys, sie richteten sich vornehmlich gegen das Stimulus-Paket aus Washington, das als Geldverschwendung dargestellt wurde. Tea Partier demonstrierten damals in Sacramento, Austin und Madison. AFP organisierte auch einen National Tea Party Tax Day in Washington, D.C. Und das Mercatus Center veröffentlichte gleichzeitig eine Studie, wonach der Stimulus vornehmlich demokratischen Bezirken zugutekomme. Das musste zwar später berichtigt werden; was aber Rush Limbaugh nicht davon abhielt, den Stimulus als »Obamas Krokodils-Fond« zu bezeichnen, als ob der illegitim wäre.
Am Tag nachdem sich Rick Santelli im April 2009 im Fernsehen über den
Homeowners Affordability and Stability Plan
echauffiert hatte, meldete AFP eine Website an, die für Sympathisanten »Tea Party Talking Points« auflistete. In North Carolina kreierte sie eine »Tea Party Finder«-Website. In Arizona schlugen AF P-Vertreter Wählern vor, Obama Teebeutel zu schicken, und in Missouri warben sie für Wählerregistrierung. Im Frühjahr 2010 organisierte Peggy Venable eine Veranstaltung in Austin, Texas. Venable arbeitet sowohl für AFP als auch für die Koch-Gründung Americans for Prosperity Foundation. Auf der Bühne huldigte sie der Tea Party: »Wir lieben das, was die Tea Party tut, denn so werden wir uns unser Amerika zurückholen«, rief sie den jubelnden Massen zu.
Die Liberty League und die Black Legion
Es ist durchaus nicht das erste Mal, dass amerikanische Industrielle eine »Freiheitsbewegung« gegen einen demokratischen Präsidenten ins Leben rufen. 1934 gründeten mehrere Wirtschaftsbosse die American Liberty League mit Sitz in New York, die Front gegen Franklin D. Roosevelts New Deal machen sollte, vor allem gegen die Einführung der Sozialversicherung. Der mächtige Mann dahinter war Irénée du Pont, Erbe des Konzerns »E. I. du Pont de Nemours and Company«, kurz: DuPont (DuPont ist, wie Koch Industries, ein Chemiegigant und stellt auch Sprengstoff her). In ihrer Hochzeit hatte die Liberty League 36 000 Mitglieder. Sie kämpfte gegen den New Deal und gegen Gewerkschaften. So wollte sie den
National Labor Relations Act
, den Roosevelt 1935 unterzeichnet hatte und in dem es um das Streik- und Organisationsrecht ging, wieder abschaffen. Aber sie scheiterte damit vor dem Supreme Court, dem Verfassungsgericht.
Irénée du Pont, einer der zwanzig reichsten Männer Amerikas, war ein Mussolini-Anhänger; er behauptete, Roosevelt sei ein Kommunist, der von Juden kontrolliert werde. Er und seine Brüder Pierre und Lammot finanzierten die Liberty League mit mehr als einer halben Million Dollar, damals eine beträchtlicheSumme. Außerdem gab du Pont auch Geld an die Crusaders und die Black Legion, die dem Ku-Klux-Klan nahestand. Beides waren Bürgerwehren, die gelegentlich Gewerkschaftler überfielen. Anfang 1934 planten die Du-Pont-Brüder gar einen Putsch gegen Roosevelt, zusammen mit dem Präsidenten von General Motors und einem J.-P.-Morgan-Banker. Lammot du Pont fragte Smedley Butler, General im Ersten Weltkrieg und ein bekannter Gegner des New Deal, ob er den Putsch anführen wolle. Der aber weihte Roosevelt ein und die Pläne gelangten an die Presse, du Pont stritt daraufhin ab, dass irgendetwas an diesen Putschgerüchten wahr sei. Als Roosevelt 1936 wiedergewählt wurde, löste sich die Liberty League auf.
In dieser Zeit wurde auch der Grundstein des Koch-Vermögens gelegt,
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