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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva C Schweitzer
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erstaunlicherweise unter dem sowjetischen Diktator Josef Stalin. Fred Koch, der Vater von David und Charles, war der Sohn eines holländischen Immigranten, der nach der Jahrhundertwende nach Texas gekommen war. 1927 erfand Koch eine effizientere und preiswertere Art, aus Öl Benzin zu gewinnen. Aber die großen Ölgesellschaften der USA, allen voran Standard Oil, drängten den jungen Konkurrenten aus dem Markt. Koch ging in die Sowjetunion und lehrte dort bolschewikische Ingenieure, moderne Ölraffinerien zu bauen (während die Rockefellers von Standard Oil mit den Nazis kooperierten). Aber als Stalin anfing, seine Ingenieure in Gulags zu stecken, kehrte ein reuiger Fred Koch nach Wichita, Kansas, zurück und wandelte sich zum strammen Antikommunisten. 1958 gehörte Fred Koch zu den Gründungsmitgliedern der John Birch Society (JBS), führend war Robert Welch, der ihr erster Vorsitzender wurde. Die JBS, die ursprünglich in Indianapolis saß, kämpfte gegen einen Wohlfahrtsstaat, gegen Bürgerrechte für Schwarze sowie gegen »Rassenmischung« und eine Machtübernahme durch die Kommunisten. Sie trieb es so weit, dass sie in dem Stanley-Kubrick-Klassiker ›Dr.   Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben‹ parodiert wurde. Welch glaubte, dass die USA und die Sowjetunion von demselben verschwörerischen Zusammenschluss aus Internationalisten, gierigen Bankern und korruptenPolitikern kontrolliert werde. Dazu zählte er Roosevelt, Truman und Dwight D.   Eisenhower, die Rockefellers und die »Bilderberger«. Die JBS, auch »Bircher« genannt, unterstützten Barry Goldwater als Präsidentschaftskandidaten gegen Richard Nixon, welcher ihnen zu links war. Fred Koch warnte damals davor, der »farbige Mann« spiele »im Plan der Kommunisten, Amerika zu übernehmen«, eine wichtige Rolle. Deren Geheimplan sei, dank der sozialen Wohlfahrt Schwarze vom Land in die Städte zu locken, wo sie dann Rassenkriege führen würden. »Die Kommunisten werden die USA so lange infiltrieren, bis auch der Präsident ein Kommunist ist, aber im Verborgenen«, meinte er. Er klingt wie ein Tea Partier von heute.
    Die JBS gibt es heute noch. Mittlerweile sitzt sie in Wisconsin, in einem Vorort von Appleton, dem Geburtsort von Joe McCarthy. Noch immer warnen die Bircher vor der
New World Order,
die angeblich von den Vereinten Nationen, den Rockefellers, den Rothschilds, den Kommunisten und der übrigen Medienelite der Ostküste angestrebt wird. Eigentlich müsste David Koch mit seinen New Yorker Freunden eines ihrer Feindbilder sein. Die neueste Bedrohung ist, wie sie glauben, die Vereinigung von Mexiko, den USA und Kanada   – dieser Plan sei schon vor 200   Jahren von den Illuminati ausgeheckt worden. Heutiger Präsident der Bircher ist John F.   McManus, ein ultrakonservativer Katholik. Seine Lieblingsgegner sind die Freimaurer, die, sagte er einmal, von militanten Juden infiltriert worden seien und hinter den Illuminati steckten.
    McManus klingt wie ein Funktionär der Tea Party auf Anabolika. Er imitiert auch gerne deren Verfassungs-Rhetorik: Er sagt, in der U S-Verfassung stehe nichts von einer Demokratie, Amerika sei eine Republik. Das müsse auch so sein, denn die Demokratie sei die Herrschaft eines Mobs, der sich nicht an Gesetze halte. (Das Wort »Demokratie« kommt übrigens tatsächlich nicht in der Verfassung vor.) Die Bircher scheren Nazis und Kommunisten über einen Kamm und lehnen ein
big government
ab. Mit der Wahl von Obama hat die Organisation   – die zwischendurch von der politischen Bildfläche verschwunden war   –neuen Zulauf bekommen. Die Mitgliederzahl habe sich verdoppelt, sagte JB S-Geschäftsführer Arthur Thompson der ›New York Times‹.
    Auch bei den Tea Partiern, die auf den Straßen von Madison für Gouverneur Scott Walker demonstrieren, klängen manchmal rassistische Untertöne durch, meint Brendan Fischer vom Center for Media and Democracy. Wisconsin ist ein fast »weißer Staat«. Aber, so Fischer: »Es wandern immer mehr Hispanics zu, und in Milwaukee leben bereits ein paar Schwarze. Das beunruhigt manche. Außerdem fühlen sie sich eingeschüchtert von einem schwarzen Präsidenten.« Für das
big business
allerdings seien Rassisten und Verschwörungstheoretiker ein Klotz am Bein. Das sähen auch die Tea-Party-Funktionäre so: »Die haben schlaue Leute an der Spitze, die ein paar Schwarze ins Scheinwerferlicht stellen, aber von denen haben sie halt nicht viele«, sagt Fischer. Die großen

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