Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
wie er.
„Wie wäre es, wenn wir erst mal unseren Kaffee trinken, bevor ich dir alles erkläre? Ich glaube, eine kleine Verschnaufpause würde uns beiden guttun“, sagte er und nahm seinen Becher in die Hand.
„Ich würde mich bedeutend wohler fühlen, wenn ich endlich erfahren würde, warum ich hier bin, um dann entscheiden zu können, ob ich bleibe. Okay?“
Trotz ihres gehetzten Tons lehnte er sich zurück, versuchte, ein wenig Ruhe zu vermitteln und betrachtete sie. Sie glich einem Wirbelsturm und trotzdem dachte er eher an einen Schmetterling. Zart und zerbrechlich.
Plötzlich spürte er, wie jemand versuchte, an seiner geistigen Ebene anzudocken. Josy wollte doch tatsächlich in seinen Verstand eindringen. Kleines Miststück. Er verkniff sich ein Lächeln und schloss seine Schutzschilde, die er sich über die Jahre antrainiert hatte. Ihre Bemühungen waren vergebens. Augenblicklich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck von ‚einfach nur weg hier’ in ‚das gibt es doch nicht’.
„Jahrelanges Training“, sagte er.
„Du weißt es?“ Sie war tatsächlich verblüfft. Ihr Klammergriff um ihren Becher verstärkte sich.
„Ja, ich weiß über deine Fähigkeit Bescheid.“
„Aber woher … das kann doch unmöglich … ich verstehe das nicht.“ Sie rang sichtlich um Fassung.
„Bilde ich mir das nur ein oder besitze ich die besondere Gabe, dich sprachlos zu machen?“
„Hör auf mit dem Blödsinn“, sagte sie. „Ich habe mich seit vielen Jahren niemandem mehr anvertraut, also sag mir bitte, woher du davon weißt.“
Sie versuchte, weiterhin Rückgrat zu zeigen, aber offenbar war sie nicht mehr Herr der Lage. Aber auch den nächsten Aha-Moment würde er ihr nicht ersparen können.
„Von Dan.“
„Wie bitte?“
Josy versuchte erst gar nicht mehr, ihre Verwirrung zu verbergen. Man sah ihr deutlich an, dass sie diese Eröffnung am allerwenigsten erwartet hatte. Also versuchte er, sich so vorsichtig wie möglich vorzuarbeiten.
„Dan erkennt Menschen die eine besondere Gabe besitzen. Er hat dich damals in seine Truppe geholt, weil er der Meinung war, er könnte dir helfen, besser damit umzugehen.“
„Ich brauche keine Hilfe“, sagte sie.
Will nickte. „Ich weiß. Menschen wie wir haben das besondere Talent, sich selbst zu Außenseitern zu machen. Niemand möchte in einer rationalen Welt als irrational gelten, also stellt man sich nach etlichen Bemühungen, für voll genommen zu werden, freiwillig ins Abseits.“
„Ich war schon immer Einzelgängerin. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, entgegnete Josy felsenfest und strich sich ihr langes Haar über die Schulter zurück.
„Natürlich.“ Das leichte Zittern in ihrer Stimme war ihm nicht entgangen, und er hatte nicht vor, sie zu bedrängen, also beließ er es dabei. Im Umgang mit schwierigen Charakteren hatte er Übung. Auch mit Menschen, denen jedes Mittel recht war, um sich selbst zu schützen. Dennoch hatte er gehofft, einen konstant widerstandsfähigen Menschen an Bord holen zu können. Bekommen hatte er ein Pulverfass, das jeden Augenblick hochgehen konnte, wenn man ihr zu nahetrat und das ihn noch dazu ziemlich heftig reizte.
„Menschen wie wir …“, setzte sie an, als würde es ihr in diesem Moment erst dämmern.
Er wartete geduldig, bis sie eins und eins zusammengezählt hatte.
„Was meinst du damit?“, fragte sie schließlich und richtete ihre dunkelbraunen Augen vorsichtig auf ihn.
„Ich zeig es dir einfach“, meinte er, bevor er seine Konzentration auf den Ordner zwischen ihnen richtete, der ruckartig vom Tisch glitt und zu Boden segelte.
Josys Augen weiteten sich. „Das … dann warst du das tatsächlich mit der Tür und dem Stuhl. Oh Gott, das ist ja fantastisch“, rief sie aus. „Ich meine, wer hätte gedacht, dass so etwas möglich ist. Telekinese ist wissenschaftlich nicht belegbar.“ Ihr Blick galt noch immer dem Ordner zu ihren Füßen.
Will schnaubte amüsiert. „Und das aus deinem Mund.“
Sie sah ihn an. „Lach ruhig, Will. Aber es ist das erste Mal, dass ich jemandem begegne, der auch eine Gabe besitzt. Ich dachte immer, ich sei etwas Besonderes.“
„Das bist du auch.“ Er sagte das leise und auch mehr zu sich selbst. Erst als sich Josy prompt abwandte, bemerkte er, wie er sie angesehen haben musste. Er schalt sich einen Idioten. So viel zu seiner Besinnung. Als wäre sein Leben nicht schon kompliziert genug, musste er Gefühle für eine Frau entwickeln, die so unvorhersehbar
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