Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
die Will benötigte, um für sich und Josy Kaffee zu besorgen, halfen ihm einigermaßen, wieder Fuß zu fassen. Es war ihm schon lange nicht mehr passiert, dass er derart aus den Wolken gefallen war, aber als er Josy gesehen hatte und ihm klar wurde, in was sie sich da hineingeritten hatten, war ihm, als knalle er frontal gegen eine Mauer. Ihr schien es nicht anders gegangen zu sein, denn ihm war ihr Farbenspiel nicht verborgen geblieben. Und dabei war ihm das Ganze nicht einmal wegen sich selbst unangenehm, denn er hatte sich insgeheim gefreut, sie wiederzusehen, nachdem er versucht hatte, sich damit abzufinden, dass es eben nicht so sein würde.
Was ihm bei der Sache zu schaffen machte, war, dass Josy nach dem Sex den Eindruck erweckt hatte, als bereute sie es, seine Nähe zugelassen zu haben, weshalb er gegangen war, nachdem sie eingeschlafen war, um ihr den peinlichen Abschied zu ersparen. Und nun musste sie feststellen, dass ausgerechnet er ihr Vorgesetzter war.
Außerdem hatte sie sich in jener Nacht für den Sex bei ihm bedankt und das stieß ihm noch immer auf, weshalb er sich den Scherz mit dem Kaffee nicht hatte verkneifen können. Sex übrigens, der mehr verdient hätte als ein läppisches Danke. Sex, der ihm nicht aus dem Kopf gegangen war, genauso wie die Frau selbst. Auch jetzt wäre er wieder auf der Stelle bereit gewesen, sie in die Arme zu schließen, zu küssen und zu nehmen. Sie bräuchte nur mit dem Finger zu schnippen und er würde ihr all das geben. Jedes Mal wieder. Das war keine normale Reaktion. Weder in Anbetracht der Situation noch von seinem Körper oder seinem Verstand.
Diese Frau trübte sein Urteilsvermögen. Er konnte nicht mehr klar denken, als leite schon der Gedanke an sie seine Gehirnströme um. Er schnappte sich die Kaffeebecher und ging zurück ins Besprechungszimmer, in der Hoffnung, Josy auch noch dort anzutreffen. Als er eintrat, saß sie zu seiner Erleichterung noch immer auf dem Stuhl.
„Danke“, sagte sie, als er ihr den Becher auf den Tisch stellte, und kramte weiter in ihrem Rucksack herum.
Er setzte sich ihr schräg gegenüber und nutzte die Gelegenheit, sie zu beobachten. Ohne Make-up und ganz leger in Jeans und T-Shirt sah sie anders aus als an dem Abend, als er ihr das erste Mal begegnet war. Noch besser. Authentischer. Ihre langen schwarzen Haare gefielen ihm offen ebenfalls besser. An ihre schmächtige, etwas burschikose Figur, ihre festen trainierten Waden, oder gar an diese üppigen Brüste durfte er gar nicht erst denken, denn das führte schon wieder dazu, dass ihm die fantastische Nacht mit ihr in den Sinn kam. Josy brachte diese ungeschliffene Wildheit mit, die er jahrelang in sich weggeschlossen hatte. Diese zügellose Leidenschaft, dieser temperamentvolle Geist und diese entfesselten Gefühle, die sie für ihn freigelassen hatte, machten sie zu einer wahren Naturgewalt.
Als wäre sie der Schlüssel zu seiner Büchse der Pandora, hatte sie all diese seit Jahren verschlossenen Gewalten in ihm entfesselt. Einfach freigelassen. Gott, wie er es genossen hatte. Seit einer halben Ewigkeit hatte er sich nicht mehr so frei, so lebendig gefühlt. Keine Regeln, keine Grundsätze, keine Verantwortung. Einfach zwei erwachsene Menschen, die sich in überschäumenden Emotionen aufeinander losgelassen hatten. Hätte er in jenem Moment gewusst, wer sie war, wäre es natürlich falsch gewesen, mit ihr zu schlafen. Aber selbst dann hätte er ihr gewiss nicht widerstehen können. Und sogar jetzt, wo das dadurch entstandene Chaos bereits an die Tür klopfte, bereute er nicht eine Sekunde. Nur dass seine Reaktionen auf Josy kein Dauerzustand bleiben durften. Nicht nur, weil er ihr jede weitere Unannehmlichkeit ersparen wollte. Sondern auch, weil zu viel an dem subtilen, gelassenen Will hing, der er seit Langem war und in seiner Position auch sein musste. Dieses Gespräch zwischen ihnen würde sich also als Feuertaufe erweisen müssen, ob er auch dieser Will sein konnte, wenn Josy bei ihm war. Sonst hätte er nämlich ein Problem. Ein mächtiges.
Etwas zerknirscht musste er aber zugeben, dass es ihm missfiel, dass sie sich nun wieder verschloss. Viel lieber wäre ihm, wenn sie ihm wenigstens ein Lächeln schenken würde, aber vermutlich wünschte sie sich noch immer ganz woanders hin.
„Alles in Ordnung, Josy?“
„Ja, geht so. Warum bin ich hier, Will?“, fragte sie angespannt und ließ ihren Rucksack los. Sie versuchte, Haltung zu bewahren, ruderte offenbar genauso
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