Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
hatte eine spitze Nase voller Sommersprossen. Sie war maximal siebzehn Jahre alt. Eindeutig zu jung für Will.
Und wenn schon, es war ja nicht so, als wäre sie eifersüchtig auf das junge Ding. Nein, sicher nicht.
Während Will sie beide vorstellte, erkannte sie, dass da etwas zwischen ihnen war, das tiefer ging. Will behandelte das Mädchen mit einer Art väterlicher Nachsicht und sie schien Wert darauf zu legen, dass sie seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit hatte. Wie eine Tochter, die sich der Zuneigung ihres Vaters sicher sein will und niemanden duldet, der ihr diese Aufmerksamkeit abspenstig machen könnte. Interessant.
„Josy, das ist Shania, unsere Heilerin.“
Sie dankte Gott für ihre Rossnatur. Nicht, dass sie mit dem Mädchen nichts zu tun haben wollte, sie wollte sich nicht zwischen das drängen, was unumstritten zwischen den beiden existierte.
„Shania, das ist Josy.“
Shania schenkte ihr ein beiläufiges „Hey“, das Josy lächelnd und freundlich erwiderte. Dann konzentrierte sie sich bereits wiedervoll auf Will, der sie um etwa zwei Köpfe überragte.
„Ich hoffe, es ist noch Kaffee übrig?“
„Ich denke schon“, meinte er und stellte sich neben Josy, als wollte er sie mit einbeziehen. „Ich habe neue Bücher in die Bibliothek gelegt. Wenn du Lust hast, kannst du sie dir ja ansehen und mir dann davon berichten.“
Shania setzte ein so strahlendes Lächeln auf, das selbst die Sonne neben ihr verblasst wäre. „Vielen Dank. Das werde ich machen, aber zuerst brauche ich einen Toast. Bis später.“
Dann tänzelte sie wie eine Eisprinzessin davon. Will sah ihr hinterher und grinste, als wüsste er, was Josy dachte. In dem Moment war sie dankbar, dass ihre Gedanken ihr allein gehörten. Ihre Eltern hatten nicht auch nur annähernd eine solche Behutsamkeit und so viel Verständnis an den Tag gelegt, wie Will es bei der übereifrigen Shania tat. Ganz im Gegenteil. So ersparte sie sich vorerst jeden Kommentar, kam aber dann doch nicht umhin, eine Bemerkung fallen zu lassen.
„Mit dem Rest der Gruppe kann es dann ja nur besser werden.“
Junge, Junge. Sie hätte den Mund halten sollen, denn ihre Aussage klang ärgerlicher als sie wollte und hatte vollkommen ihr Ziel verfehlt.
„Früher oder später wirst du sie mögen. Sie glaubt, ihr Revier verteidigen zu müssen. Shania ist eine liebenswürdige Person, nur noch etwas jung,“ sagte er, während sie in den Keller gingen.
Das war nicht ganz, was Josy gemeint hatte. „Wahrscheinlich. Aber ich bin nicht hier, um ihr etwas abspenstig zu machen.“
Sie konnte nicht fassen, dass sie das gesagt hatte. Es ging hier doch gar nicht um das Mädchen. Am Treppenende blieb Will stehen und sah sie forschend an. Josy stand noch auf der letzten Stufe und biss sich in den Hintern, weil sie überhaupt etwas gesagt hatte und jetzt nicht wusste, wie sie ihre Aussage revidieren konnte, ohne über sich selbst sprechen zu müssen.
„Ich finde gut, dass du bei uns bist und Alexa mag dich auch. Wir treffen eben manchmal auf Menschen, die uns nicht sofort mögen, das gehört zum Leben.“
„Danke für diese aufschlussreiche Lektion“, entgegnete sie, weil es jetzt keinen Sinn mehr ergab, das Thema umzulenken, und ging an ihm vorbei. Nach wenigen Schritten bemerkte sie, dass Will ihr nicht folgte. Da sie nicht wusste, wo es lang ging, blieb sie stehen und sah zurück zum Kellerabgang.
„Warum hörst du immer das Negative aus einem Gespräch heraus, wenn doch auch so viel Gutes enthalten ist?“
„Das war hypothetisch gemeint, oder?“, fragte sie die Kellerdecke. Juhu, sie machte sich das Leben wirklich nicht einfacher. Seufzend schüttelte Will den Kopf, schaltete die Beleuchtung ein, die den quadratischen Raum sogleich in angenehmes Licht tauchte, und kam auf sie zu.
„Du hast Glück. Der Rest der Mannschaft besteht aus zwei Nonnen, die kochen, putzen und waschen und dir somit nicht in die Quere kommen. Und dann noch aus zwei Männern, die du bestimmt gleich mögen wirst, weil sie dir nämlich keinen Grund liefern werden, sie nicht zu mögen. Mit Shania musst du ohnehin nicht zusammenarbeiten.“
Das saß.
Er ging an ihr vorbei und öffnete eine schwere Stahltür, die in ein Sportcenter führte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie in diesem Haus noch etwas hätte überraschen können, aber der Raum imponierte ihr. Großzügig angelegt glich er dem Trainingslager einer Profi-Sportmannschaft. Will führte sie durch die riesige Halle, die das
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