Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
nicht mehr aus den Augen lassen und sah Jeff finster an.
Es schien ihm außerdem ganz und gar nicht zu behagen, dass Jeff mit ihr allein trainieren wollte. Josy begriff nicht, was daran zu beanstanden war. Um diese Zeit würde Miller oder sonst irgendwer ohnehin noch nicht im Büro sein. Umso weniger verstand sie, warum Will plötzlich so aggressiv war. Sie erwartete schon halb, dass sich seine hundert Kilo geballte Muskelkraft auf den schlanken Jeff stürzen würden.
Doch Jeff ging noch einen Schritt auf Will zu und nahm dessen ungewöhnliches Verhalten mit Humor. „Nach einer Stunde Training wird nicht weniger von ihr übrig sein. Das verspreche ich“, gelobte er und grinste verschmitzt.
Hey, sie war hier. Mitten unter ihnen. „Werde ich gar nicht gefragt?“
„Nein“, antworteten beide im Chor.
Verblüfft sah sie Ray an, der angedeutet seine Mundwinkel hob. „Sie sind wie junge Stiere. Sie müssen sich die Hörner noch abwetzten“, sagte er nüchtern und drückte ihr eine Wasserflasche in die Hand. „Die dürftest du brauchen. Früher oder später muss Will ohnehin nachgeben. Jeff trainiert uns alle und ich gehe jede Wette ein, dass du keine Ausnahme bleiben wirst. Außer Will köpft ihn vorher. Das sollte man aber verhindern können.“ Damit schob er Will beiseite, der sich bereits drohend vor Jeff aufgebaut hatte.
„Wenn wir hier schon so großzügig die Rollen verteilen, möchte ich gerne wissen, wann wir mal wieder eins deiner speziellen Elitetrainings abbekommen“, wandte Ray sich an Jeff.
„Du willst nicht ernsthaft mit den wenigen Leuten des Teams ein Training veranstalten“, erwiderte Jeff und zog sich das Handtuch vom Hals.
„Unser Genie hat recht. Es ist an der Zeit, dass wir mal wieder etwas unternehmen. Seit einigen Monaten haben wir nicht mehr gemeinsam trainiert.“ Wills Körperhaltung hatte sich ein wenig gelockert.
„Na gut, wie ihr wollt. Aber sagt mir dann nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Mit diesem Haufen wird das eine mittelschwere Katastrophe.“ Mit einem Kopfnicken deutete Jeff auf Josy. „Ich hoffe, du enttäuschst mich nicht. Ich habe all meine Hoffnungen in dich gesetzt.“
Er ließ das Handtuch fallen, hakte sich bei ihr ein und zwinkerte ihr zu. Offenbar hatte er Gefallen daran gefunden, Will kräftig auf die Füße zu treten. Augenblicklich drang aus Wills Brust ein tiefes Grollen, das jedes Bergwerk zum Einsturz gebracht hätte. Sie glaubte sogar, eine Erschütterung gespürt zu haben. Will bewegte sich nicht, sah Jeff warnend an und kniff seine Augen zusammen. Gegen Will hätte in diesem Augenblick ein Grizzlybär wie ein Schmusetier ausgesehen.
„In einer Stunde gehört sie wieder dir“, sagte Jeff und zog sie aus der Schusslinie.
„Jungs, ihr seid albern.“
Sie wurde überhört. Ray klopfte sich auf seinen flachen Bauch, der sogleich protestierend grummelte. „Und ich gönn mir mal ein paar Pfannkuchen, bevor ich mich an meinen Lap hocke.“
„Irgendwann wachsen dir die Dinger aus den Ohren“, murrte Will, während er von Ray aus dem Fitnessraum geschoben wurde.
9
W
ill lenkte seinen Audi aus der Einfahrt des Klostergebäudes in Richtung der Einsatzzentrale des FBI und somit zu Miller. Er hatte sich noch immer nicht vollständig beruhigt und das brachte ihn wiederum auf. Fast hätte er Jeff eins übergebraten, nur weil er mit Josy trainieren wollte. Meine Güte, wie hatte er es nur so weit kommen lassen können? Das Einzige, was ihn etwas friedlicher stimmte, war, dass Jeff ein langjähriger Freund war und ihm seinen bekloppten Anfall nicht nachtragen würde. Das war aber auch schon alles.
Josy saß neben ihm und starrte aus dem Seitenfenster. Er wollte ihre langen Beine und ihre Hände, die sie auf ihre Oberschenkel gelegt hatte, gar nicht erst näher betrachten. Deshalb richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Straße. Er kam sich wie ein wildes Tier vor, das Josy für sich allein beanspruchen wollte. Er hatte sie gefunden, er hatte jedes Recht, sie für sich zu fordern. Niemand durfte mit ihr flirten, wie es Ray und Jeff getan hatten. Das würde er nicht gestatten. Dieses Recht würde er niemandem einräumen. Dabei war Josy nicht einmal auf das Geschwafel der beiden eingegangen. Dennoch hatte er das dringende Verlangen verspürt, sie sich über die Schulter zu werfen und weit weg von den beiden Spaßvögeln zu bringen, die eine Bedrohung für ihn hätten darstellen können.
Wie töricht seine Gefühle doch waren.
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