Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
könnte?“, fragte er schließlich und richtete seine grünen Augen wieder auf Josy. Sein Blick plötzlich schneidend, als wäre sie hier diejenige, die etwas verbrochen hatte.
„Nein.“ Wenn sie wüsste, wer dahinterstecken könnte, wäre dieser Dreckskerl bereits einen Kopf kürzer. Empfindlich, wie sie war, fühlte sie sich persönlich angegriffen. Um nicht ausfallend zu werden, biss sie sich auf die Innenseite ihrer Wange und zuckte nur mit den Schultern.
Rays Ton wurde immer eindringlicher. „Aber du warst in seinem Kopf.“
„Ja, ich habe ihn drei Tage observiert.“
Seine Augenbrauen fuhren fragend in die Höhe. Er war gut im Sprechen ohne Worte.
„Er war bei einer Frau. Sie ist eine Prostituierte, Ungarin, die seit drei Jahren wegen Drogenbesitz in einem ukrainischen Gefängnis sitzt. Und danach hat er sich im Disneyland mit Mr. Armstrong auf ein Bier getroffen. Schade nur, dass der gute Mann bereits seit zwei Jahren unter der Erde liegt.“ Sie hatte gewissenhaft recherchiert, um diesen Arsch zur Strecke zu bringen. Dass der Mörder sie an der Nase herumgeführt hatte, hatte sie erst hinterher herausgefunden. Sie spürte Wills Hand auf ihrer Schulter. Ein Schauder jagte über ihren Rücken.
„Er hat sie mit falschen Informationen gespeist“, erklärte Will.
Jeff stand vom Laufband auf und knallte Ray die Unterlagen vor die Brust. „Unser Schätzchen hat einen harten Kinnhaken. Halt dich besser zurück, Mann.“
Josys Ruf eilte ihr voraus. Ja, sollten sie sich nur in acht nehmen vor ihr. Ray beäugte sie abschätzend, kalkulierte wohl, wie weit er bei ihr gehen konnte. Sie verstand nicht, wieso er sie überhaupt herausfordern musste. Zu Anfang war es ihr nicht so vorgekommen, als müsse sie sich hier beweisen. Soviel zum Thema: Die Jungs machen dir keine Probleme. Unverhofft kommt eben oft.
„Wer ist in der Lage, vergangene Erlebnisse wiederzugeben, als würde es gerade in dem Moment passieren?“ Jeff sah Ray an, als müsse er die Antwort auf diese Frage kennen.
„Jeder, dessen Hirn wie ein DVD-Rekorder funktioniert.“ Ray versuchte sich in einem Grinsen, was nicht ganz gelang. „Soll heißen, ich habe keine Ahnung.“ Dann stemmte er die Hände in die Seiten und verzog seine Lippen zu einem dünnen Strich.
„Was wir haben, sind sechs Morde. Alle Opfer Frauen, das ist auch schon die einzige Gemeinsamkeit, und einen Täter, der keine Spuren hinterlässt und es versteht, den Tatort zur rechten Zeit zu verlassen. Im Grunde ist das gar nichts. Wenn man mich fragt, würde ich vorschlagen, dass du dein Köpfchen einschaltest, dich noch mal in seinen Verstand einschleust und schaust, ob du was Handfesteres herausfinden kannst. Etwas, das uns nicht gleich vor Gericht einen Strich durch die Rechnung macht.“
Josy starrte ihn an, wollte aber trotz seiner harsch klingenden Worte nicken, als Wills Griff zu schmerzen begann. Er schien nicht zu registrieren, dass er seine Finger in ihrem Nacken vergraben hatte. Doch in diesem Augenblick sah er so bedrohlich aus, dass sie ihn nicht darauf aufmerksam machen wollte.
„Ich habe dich nicht darum gebeten, Josy zu sagen, was zu tun ist“, knurrte er. „Du solltest nur die Gegebenheiten darlegen, sonst nichts. Und bevor wir keine weiteren Informationen haben, wird Josy ganz sicher nicht im Kopf dieses Irren herumstöbern, der noch dazu über ihre Gabe Bescheid weiß und ganz offensichtlich ein Katz und Maus Spiel plant. Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt.“
Ray hob langsam seine Hände. „Angriffslustig?“ Er deutete mit dem Kinn auf Wills verkrampfte Hand in ihrem Nacken, einen Anflug von Heiterkeit in den grünen Augen. „Vielleicht solltest du von den Steroiden runter.“
Wills Griff lockerte sich. Schließlich ließ er Josys Nacken los. Innerlich seufzte sie auf. Viel länger hätte sie diese Nähe auch nicht mehr ertragen.
Jeff ergriff das Wort. „Also, meine Damen und Herren. Es ist halb acht am Morgen und mein Körper schreit nach Bewegung.Ich würde vorschlagen, Will, du rufst Miller an und besorgst dir alle Dokumente der Fälle, die in ähnlichem Zusammenhang mit diesem hier stehen. Ray, du hackst dich in die Daten der abgeschlossenen Fälle und Josy begleitet mich nach nebenan ins Sportcenter.“ Jeff hoffte wohl, so die Situation aufzulockern.
„Ich werde mir die vergleichbaren Unterlagen gleich vor Ort ansehen. Und ich nehme Josy mit zu Miller“, meinte Will grimmig, als würde er sie die nächsten hundert Jahre
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