Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)
retten und ihm zu zeigen, dass sie sehr wohl kapiert hatte, wer hier das Regime führte.
Er nickte, blätterte aber weiter.
„Gut, ich geh dann mal“, zwitscherte Alexa unbekümmert und wollte sich erheben.
„Alexa, hast du eine Ahnung, weshalb Ian heute Morgen noch schlechter gelaunt ist als sonst?“, fragte er, ohne den Sportbericht aus den Augen zu lassen.
„Ich wusste nicht, dass seine schlechte Laune noch steigerungsfähig ist“, gab Alexa zurück und schob ihre Tasse in die Mitte des Tisches.
„Ist das der unheimliche Typ mit den längeren dunklen Haaren?“, fragte Josy. Augenblicklich fuhren beide Köpfe zu ihr herum und betrachteten sie eindringlich von oben bis unten, als würden sie nach etwaigen Verletzungen suchen.
„Hey, ich lebe noch. Macht kein Theater.“
„Es wäre ratsam, wenn du ihm aus dem Weg gehst. Er kann ziemlich ungenießbar sein. Aber im Moment trifft unzurechnungsfähig am besten.“ Alexas Miene war todernst.
„Ich war selbst schuld. Ich habe das Gedicht in der Empfangshalle gelesen und ihn erst entdeckt, als er mich beobachtet hat. Ich konnte nicht anders, als …“ Josy deutete auf ihren Kopf.
„Ah. Das war keine gute Idee.“ Alexa rümpfte ihre niedliche Nase. „Vor sieben Monaten starben drei unserer Mitglieder bei einem Anschlag. Darunter war auch Chris, Ians Gefährtin. Sie hatte die gleiche Gabe wie du. Ich schätze, du hast die Wunde aufgerissen. Obwohl, Ian ist ohnehin selten gut gelaunt.“
Nun gesellte sich auch Will zu ihnen, stellte seine Tasse auf den Tisch und setzte sich neben Alexa.
„Seit Chris’ Tod geht es steil bergab mit ihm. Chris war ein aufgewecktes, lebensfrohes Mädchen. Sie meinte, sie könnte mit ihrer Gabe allen helfen, indem sie uns ständig ausspionierte.“
„Deshalb habt ihr gelernt, sie auszuschließen.“ Nun wusste Josy endlich, wieso Will verhindern konnte, dass sie in seinen Geist eingedrungen war. Seine Kopfbewegung legte sie als Zustimmung aus. „Oh Mann, das muss furchtbar für ihn sein.“ Josy fühlte mit Ian.
Alexa faltete die Hände in ihrem Schoß. „Es war für uns alle ein schwerer Schlag. Jeder hier gehört zur Familie und ist unersetzlich. Noch dazu hätte Chris gar nicht dabei sein sollen, denn Ian hatte ihr verboten, an Einsätzen teilzunehmen. Max, der damals ebenfalls umgekommen ist, hatte sie heimlich mitgenommen. Ian war schon immer ein Rebell. Schon als Kind und Jugendlicher ist er wohl ziemlich schwierig gewesen, hat seinen Pflegeeltern ständig Probleme bereitet und wurde von Familie zu Familie gereicht. Als er Chris vor vier Jahren kennenlernte, begann er langsam, ruhiger zu werden, sich etwas anzupassen. Siewar Balsam für seine Seele. Und nun …“
Alexa sprach nicht weiter. Josy verstand auch so. Einen Menschen, den man liebt, zu verlieren, ist immer grausam.
„Es war für uns alle schrecklich“, stimmte Will Alexa zu. „Und es ist in Ordnung zu trauern. Aber Ian kommt nicht darüber hinweg. Halte dich einfach von ihm fern, das wird das Beste sein.“
„Das werde ich.“ Doch etwas war anders bei Ian gewesen. „Als ich versuchte, in seinen Geist zu schlüpfen, hat mich ein elektrischer Schlag getroffen. Sollte ich darüber mehr wissen?“
Will sah sie forschend an und fuhr sich dann übers Gesicht. Diese Geste kannte Josy bereits. Er tat es, wenn er nachdachte oder keine guten Mitteilungen zu überbringen hatte. „Ian besitzt die stärkste Gabe von uns allen. Man bezeichnet sie als Elektrokinese. Er kann Elektrizität beeinflussen, sich selbst aufladen und Stromimpulse weitergeben. Außerdem stört er regelmäßig elektronische Geräte, wenn er unaufmerksam ist. Ich habe sogar schon gesehen, wie er Blitze gelenkt hat. Die Stärke seiner Kraft basiert auf seiner inneren Wut. Es ist schwer zu sagen, zu was er noch fähig ist.“
Will schien nicht sonderlich begeistert über Ians Talent. Sie konnte auch verstehen, warum. Der Impuls, den er ihr gesendet hatte, hatte sie einen kurzen Moment außer Gefecht gesetzt.
„Seine Gabe ist etwas Besonderes“, fügte Alexa hinzu. „Man könnte viel Gutes damit bewirken. Ians Gefühle aber, vor allem sein Zorn, sind schwer vorherzusehen, dementsprechend gefährlich ist auch seine Fähigkeit. Ich habe lange versucht, ihn von seinem Schmerz zu befreien, seine Stimmung zu verändern, aber er lässt mich nicht an sich heran.“
„Nicht jeder will sich helfen lassen“, murmelte Josy. Sie hätte auch nicht gewollt, dass Alexa ohne ihr
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