Techno der Jaguare
und den Kopf, dabei konnte er sich das Lächeln nicht verkneifen.
»Fällt es Ihnen so schwer, stillzusitzen? Haben Sie vielleicht italienische Vorfahren?«
»Ja, meine Großmutter … Die ist daran schuld«, lachte Lisa, und zum ersten Mal fühlte sie sich wohl in diesem Haus.
Zuerst stellte sie ihm vor allem Fragen zu seiner Technik. Lisa wollte wissen, mit welchen Materialien er arbeitete; was, außer Ton, ihm die Möglichkeit gab, als Blinder zu arbeiten; wie aus seinen Tonmodellen später Metall- oder Marmorskulpturen wurden; ob er immer schon vorher wusste, aus welchem Material er seine Entwürfe am Ende formen würde; ob er Lehrlinge oder Mitarbeiter in seiner Werkstatt hatte, denen er vollkommen vertraute; und so weiter.
Unterdessen verflog die Zeit. Alexander wurde immer gesprächiger. Auch Lisa war besser gelaunt und verspürte kaum noch Müdigkeit. Am Abend, nachdem er von der Tonfigur abgelassen, sich die Hände gewaschen und abgetrocknet hatte, berührte Alexander Lisas Körper mit seinen noch leicht feuchten Händen, und sie stellte ihm eine Frage zu seinem Privatleben.
»Es gibt Künstler, die der Meinung sind, eine Familie würde sie in ihrem künstlerischen Schaffen stören, und Ehefrauen und Kinder wären nur Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg … Wie denken Sie darüber? Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?«
Alexanders Hände hielten an Lisas Hüften inne. Dann glitten sie weiter zu ihren Schenkeln. Er schwieg. Lisa wagte kaum zu atmen. Seine Hände fuhren an ihren Beinen entlang bis hinunter zu den Füßen.
»Sie haben wirklich einen makellosen Körper, Lisa«, sagte Alexander plötzlich. Der warme Luftzug seines Atems bewegte die Seide an Lisas Bauch. »Im Voraus kann ich nichts dazu sagen … Ihr Körper ist so zart, fast noch unberührt …«
Lisas Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie versuchte, gegen ihre Erregung anzukämpfen, aber die unterdrückten Gefühle ließen das Blut nur noch schneller durch ihren Körper rasen. Seine Finger kletterten ihren Morgenmantel hinauf. Lisa schämte sich dafür, dass sie ihre Empfindungen nicht kontrollieren konnte … Unter Alexanders Händen wurden ihre Brustwarzen hart wie Steinskulpturen.
»Verkrampfen Sie nicht«, sagte Alexander.
»Entschuldigen Sie … Aber ich bin das nicht gewohnt. Vielleicht kann man das ja lernen«, sagte Lisa verlegen. »Aber ich … Es fällt mir schwer, alles auszublenden …«, stotterte sie.
»Was ist denn so schwer auszublenden?«, bohrte er nach.
»Es fällt mir schwer, nichts zu spüren. Sie wissen schon … nicht auf Ihre Berührungen zu reagieren.«
»Das ist wahrscheinlich das Reizvollste an Ihnen«, murmelte Alexander. »In der Bildhauerkunst ist die Darstellung von Leidenschaft das Schwierigste. In einer Figur kann man Leid, Versenkung oder Freude zum Ausdruck bringen. Man kann sie mit Arroganz oder Bescheidenheit, Demut oder Würde ausstatten, aber Leidenschaft … Leidenschaft ist etwas weitaus Komplexeres.«
Lisa schoss der Gedanke durch den Kopf, dass es ihm nur deshalb nicht gelang, seinen Skulpturen Leidenschaft zu verleihen, weil es ihm selbst daran mangelte. Es genügte ihr nicht mehr, die Muse zu spielen, denn die Gefühlskälte des Bildhauers und seine nüchterne Haltung gegenüber dieser Situation machte sie verrückt. Allerdings wusste sie selbst nicht recht, was sie eigentlich von ihm erwartete.
»Können Sie das denn auseinanderhalten? Das interessiert mich wirklich …«
Alexander stand auf.
»Was meinen Sie, Lisa?«
Beide schwiegen. Lisa spürte wieder dasselbe Unbehagen wie an dem Tag, als er sie so unerwartet hinausgeworfen hatte. Der Bildhauer ging wieder um sie herum und blieb hinter ihr stehen.
Es mochte ja sein, dass Lisa kein professionelles Modell war, aber sie konnte durchaus beurteilen, wie man sie anfasste.
Seine Männerhände glitten an ihren Armen hinauf und umschlossen ihren Hals. In diesem Moment verwarf sie den Gedanken wieder, dass Alexander leidenschaftslos sei. Allerdings schien sich in seinen Berührungen eher Aggression zu verbergen als das Verlangen nach einer Frau. In Lisa keimte ein Verdacht auf, den sie jedoch nicht richtig in Worte fassen konnte. Aber sie spürte genau, dass seine Berührungen sich veränderten, je nachdem, ob er vor ihr stand oder hinter ihr. Als wären es zwei verschiedene Männer, die sie berührten. Der eine wollte sie abbilden, sie vielleicht auch streicheln, der andere aber wollte etwas Unerklärliches … Und sie
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