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Techno der Jaguare

Techno der Jaguare

Titel: Techno der Jaguare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manana Tandaschwili , Jost Gippert
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sie es dir schon gesagt. Bitte geh mir nicht aus dem Weg. Ich weiß, ich habe viele Fehler gemacht. Lass uns reden.«
    »Lisa, ohne dich geht es mir sehr schlecht.«
    Erstaunt las sie eine Mail nach der anderen.
    »Wie es scheint, hast du eine neue Handynummer. Deine Mailadresse ist aber doch hoffentlich noch dieselbe? Du bist nicht fair zu mir. Ich erwarte deinen Anruf heute oder morgen. Versuch doch bitte, dir innerhalb dieser zwei Tage Zeit zu nehmen und dich mit mir zu treffen. Ich brauche dich sehr. Falls du meine Nummer nicht mehr hast, hier …«
    Die letzte Mail war von gestern.
    »Anscheinend bin ich dir nicht mal eine Antwort wert. In Wahrheit bist du ein selbstsüchtiges Miststück, das den Hals nicht vollkriegen kann … Eigentlich bin ich ganz froh, dass es so gekommen ist, denn so habe ich dich erst richtig kennengelernt! Nichts währt ewig und auch deine Schönheit ist vergänglich.
    Ich bin mir sicher, dass du einsam bist. Auch wenn du jemanden hast, bist du trotzdem einsam. Du mit deinen irrwitzigen Grundsätzen und deiner Dickköpfigkeit.
    Du tust mir leid!«
    Lisas Wangen brannten vor Wut. Zuerst wollte sie ihm antworten, doch dann löschte sie die Mail und ging zum Frühstück hinunter. Mit großen Bissen verschlang sie die Croissants und stürzte den Kaffee herunter, als wollte sie einen unstillbaren Durst löschen. Dann machte sie sich auf den Weg.
    Der Wind wirbelte welkes Laub durch die Luft. Lisa zog sich den Hut tiefer ins Gesicht. Die herbstliche Sonne hatte schon an Kraft verloren. Im Straßencafé waren die Kellner dabei, Stühle und Tische hinauszustellen. Eine Frau sammelte die Exkremente ihres Hundes vom Bürgersteig auf. Der alte Zeitungsverkäufer blies Zigarettenrauch aus. Lisa musste an ihre Arbeit denken. Plötzlich wehte ihr der Wind den Hut vom Kopf. Der graue Panamahut flog steil zu Boden und überschlug sich mehrmals. Die Kellner liefen ihm kichernd hinterher. Auch der Hund jagte ihm nach und zog sein Frauchen gleich mit. Schließlich fing der Zeitungsverkäufer den Hut ein. Alle waren zufrieden.
    »Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen Tag, hübsches Fräulein.« Der alte Mann lächelte sie an und ging in seinen Kiosk zurück.
    Lisa sah auf die Uhr. Bis zu dem Termin bei Alexander blieben ihr noch vierzig Minuten.
    Ihr Handy klingelte.
    »Guten Tag, hier ist das Erste Programm.«
    »Guten Tag.« Sie erkannte die Stimme des bekannten Fernsehmoderators und war perplex.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte der Mann höflich.
    »Danke, gut. Und Ihnen?«, antwortete sie ebenso höflich.
    »Die Show muss ja immer weitergehen«, scherzte er. »Wie man hört, haben Sie unseren modernen Michelangelo zu einem Interview überreden können.«
    ›Woher können denn die das wissen?‹, wunderte sich Lisa.
    »Meinen Glückwunsch! Sie müssen ihn ja richtiggehend verzaubert haben«, scherzte der Moderator weiter. »Wir versuchen schon seit drei Jahren, an ihn heranzukommen, aber er will einfach nicht nachgeben.« Er machte eine kleine Pause, und Lisa schlüpfte rasch durch die Tür in das Café, um dem Lärm der Kehrmaschine zu entkommen. »Wenn Sie zurück sind, würde ich Sie gerne in meine Sendung einladen, als die Frau, die ihn als Erste privat erleben durfte … Sie waren doch auch in seiner Werkstatt und haben ihm bei der Arbeit zugesehen, oder?«
    »Nein«, warf Lisa kleinlaut ein, »… noch nicht.«
    »Nun ja, sobald Sie von Ihrer Reise zurückkehren, erwarte ich Sie in unserer Sendung. Das Thema der Woche wird natürlich das Kunstsymposium sein, und ich würde mich freuen, Sie als Gast in der Sendung begrüßen zu dürfen, mit exklusiven Fotos und Ihren persönlichen Eindrücken.«
    »Das geht aber erst, wenn unsere Zeitung erschienen ist.« Lisa betrachtete ihren Hut, den sie noch immer in der Hand hielt.
    »Ganz wie Sie wünschen. Am Morgen erscheint Ihr Interview in der Zeitung, und am Abend wird die Sendung ausgestrahlt. Einverstanden?«
    »Wissen Sie, ich habe das Interview noch gar nicht fertig«, wandte sie zögernd ein.
    »Ich verstehe. Sie haben sicher noch eine Menge Arbeit damit, aber es wird sich lohnen … Man könnte fast sagen, wir sind ein bisschen neidisch.« Er lachte. »Also, ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg … Ich fasse das als Zusage auf. Über die Einzelheiten wird Sie dann noch unser Producer informieren.«
    »Vielen Dank, es hat mich sehr gefreut …«
    »Mich ebenfalls. Und Sie müssen uns dann unbedingt erzählen, wie Sie es fertiggebracht haben,

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