Techno der Jaguare
Gogona! Deine Leichtigkeit kann dir höchstens temporär als Versteck dienen!
Sie versuchte wieder einzuschlafen, aber die Stille wurde vom Rumoren der Gastgeberin gestört.
Gogona richtete sich langsam auf und warf Mea einen Gruß zu: » Privet! «
Keine Antwort.
»Mea, ist was passiert?« Gogona sah die Gastgeberin verdutzt an, die sie keines Blickes würdigte.
Sie stand auf, trat zu Mea hin und drehte sie zu sich. »Geht es dir schlecht?«
»Ja«, lautete die brüske Antwort.
»Was ist passiert, was ist mit dir los?«
»Mit mir oder mit dir?«
Gogona verstand die Welt nicht mehr.
»Könntest du mir bitte erklären, was du meinst?«
»Pack dein Jaguar-Kostüm und verschwinde!«
»Alles klar, ich werde gehen. Aber nur, wenn du mir den Grund sagst.« In Gogonas Augen funkelte Wut.
»Den ganzen Abend hast du gestern mit meinem boyfriend rumgemacht … Ich habe euch von gegenüber beobachtet und gewartet, wann das Spektakel enden würde. Dann bin ich zu dir rübergegangen und habe dir gesagt, dass es spät ist und wir gehen sollten, aber du …« Die Gastgeberin verwandelte sich allmählich in ein Monster. Gogona schwirrten auf einmal Tausende Gedanken durch den Kopf. Ist das wirklich dieselbe Frau, mit der ich mich gestern so unkompliziert angefreundet habe? Wieso war das denn meine Schuld, dass ich in irgendeiner Baumhöhlung mit irgendjemand geknutscht habe? Und wenn schon? Konnte ich das ahnen?
»Weißt du was? Als du mir die ganzen Tiere und Vögel vorgestellt hast, hättest du da nicht auch mal nebenbei erwähnen können, dass Vicardo dein boyfriend ist? …«
»Wir hatten Zoff, und ich wollte nicht in seiner Nähe sein. Und er hat mir eins ausgewischt«, unterbrach sie das Monster.
»Nein, Mea, glaub mir, der wusste wirklich nicht, dass wir zusammen da waren und Freunde sind.«
»Was sind wir? Freunde? Du und ich?« Mea stand auf und warf alle Sachen von Gogona in eine Victoria’s Secret -Tüte.
»Viel Erfolg weiterhin!«
Gogona schaffte es gerade noch, sich etwas überzuziehen. Kurz darauf saß sie in einem Café und versuchte ihre Gedanken zu sortieren.
In Europa
Nachdem Vicardo die Tür hinter sich zugemacht und seine Musik aufgelegt hatte, fasste Gogona den Entschluss, eine Arbeit zu suchen.
›Ich werde mich jetzt hinsetzen, das Internet durchforsten und irgendetwas finden. Ich kann nicht mehr.‹
Mit Coca-Cola-Dosen und Knabbereien ausgerüstet hockte sie sich vor den Computer, aber sie begriff schnell: ›Ich habe überhaupt keine geeignete Ausbildung, um mich irgendwo zu bewerben. Als Fotomodell habe ich es schon versucht. Und jetzt?‹ Sie war ratlos. ›Was habe ich nur die ganze Zeit gemacht? Hätte ich doch bloß irgendwas gelernt!‹, dachte sie für sich. Sie war müde, hatte dunkle Ringe unter den Augen. Die ganze Zeit nur Cola und Chips …
Aus Vicardos Zimmer war keine Musik mehr zu hören. ›Wahrscheinlich ist er eingeschlafen‹, dachte sie. Im Haus herrschte Totenstille. Gogona fühlte sich auf einmal unwohl. Sie erhob sich aus ihrer Kauerstellung und wischte sich die verschwitzten Hände an der Hose ab. Dann errötete sie leicht, schlich auf Zehenspitzen zum Fenster und blickte auf die Fenster gegenüber, die ein bisschen offen standen und durch die ein runder Tisch zu sehen war. Jetzt war Gogona anscheinend wirklich verrückt geworden. Wie kann es sein, dass sie das so deutlich hört? Das ist doch gar nicht möglich! Aber es kommt auf jeden Fall von dort. Von den Holzwürmern, die diesen alten runden Tisch von innen fressen. Genau das ist es. Mit aufgerissenen Augen setzt sich Gogona wieder auf den Stuhl. Und plötzlich ruft diese erstaunliche Erkenntnis eine Erinnerung hervor, und Gogona wird klar, dass sie doch etwas gelernt hat! Wer war es denn, der die Body Language -Kurse mit Bravour absolviert hatte? Wie sonst könnte sie das Geräusch der Käfer in dem Tisch der Nachbarn hören? Wie hätte sie denn sonst das frühere Leben von Vicardo wahrnehmen können, wenn nicht mit Hilfe der Körpersprache? Lächelnd tippte sie das Stichwort in die Suchleiste der Stellenangebote und fand sich dann auf einer geschützten Internetseite wieder, auf der eine Registrierung mit Adresse und vielen weiteren Details verlangt wurde.
Nachdem sie alle Anweisungen befolgt hatte, wurde Gogona auf die Homepage einer Anti-Terror-Schule geleitet, wo man ausdrücklich Frauen mit einer Ausbildung in Body Language suchte.
Gogona lächelte – also deswegen ist das alles passiert.
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