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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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Diele zu stehen. Die Hütte stank. Cawti rief: »Hallo?«
    Ein schwaches Rascheln ertönte, dann: »Ist da jemand?«
    »Hier ist Cawti.«
    Schweres Atmen, Rascheln, Gemurmel einiger anderer Stimmen, dann wurde ein Feuerstein geschlagen, Licht blitzte auf, und eine Kerze ging an. Das Licht tat mir kurz in den Augen weh. Wir standen vor einem Türbogen, in dem nicht einmal ein Vorhang hing. Drinnen lagen ein paar Körper, die sich bewegten. Zu meiner Überraschung war der Raum, soweit ich das im Schein einer einzelnen Kerze sehen konnte, sauber und abgesehen von den zugedeckten Umrissen nicht vollgestopft. Nur ein Tisch und ein paar Stühle. Hinter der Kerze starrten uns zwei runde Augen aus einem runden Gesicht an. Das Gesicht gehörte einem kleinen, sehr fetten Ostländer in einem fahlen Morgenmantel. Sein Blick blieb an mir hängen, dann an Loiosh, Cawti, Rocza und wieder an mir.
    »Kommt herein«, sagte er. »Setzt euch.« Das taten wir, während er in dem Zimmer herumging und noch mehr Kerzen anzündete. Als ich mich auf dem weich gepolsterten Stuhl niederließ, zählte ich insgesamt vier Personen auf dem Fußboden. Sie standen auf, und ich erkannte eine etwas plumpe Frau mit ergrauenden Haaren, eine jüngere Frau, als dritten meinen alten Freund Gregori, und der vierte war ein männlicher Dragaeraner, was mich überraschte. Ich betrachtete eingehend seine Gesichtszüge, bis ich sein Haus einordnen konnte, und als ich ihn als Teckla identifiziert hatte, wußte ich nicht, ob meine Überraschung geringer oder größer ausfallen sollte.
    Cawti setzte sich neben mich. Sie begrüßte die Anwesenden und sagte: »Das ist mein Ehemann Vladimir.« Dann deutete sie auf den fetten Mann, der als erster aufgestanden war, und sagte: »Das ist Kelly.« Wir nickten einander zu. Die ältere Frau hieß Natalia, die jüngere war Sheryl, und der Teckla hieß Paresh. Hausnamen der Menschen wurden nicht genannt, und ich drängte auch nicht weiter. Wir murmelten ein paar Hallos.
    Cawti fragte: »Kelly, hast du das Messer, das neben Franz gefunden wurde?«
    Kelly nickte. Gregori sagte: »Augenblick mal. Ich habe doch gar nicht erzählt, daß neben seiner Leiche ein Messer gelegen hat.«
    Ich erwiderte: »Das brauchtest du auch nicht. Du hast gesagt, ein Jhereg habe es getan.«
    Er sah mich an und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Kann ich den essen, Boß?«
    »Schnauze, Loiosh. Später vielleicht.«
    Kelly sah mich an, das heißt, er fixierte mich mit seinen verkniffenen Augen und versuchte, durch mich hindurch zu schauen. So hat es sich jedenfalls angefühlt. Er wandte sich Cawti zu und fragte: »Warum willst du es haben?«
    »Vladimir glaubt, daß wir den Mörder durch das Messer finden können.«
    »Und dann?« wollte Kelly von mir wissen.
    Ich zuckte die Achseln. »Dann finden wir heraus, für wen er gearbeitet hat.«
    Natalia meinte vom anderen Ende des Zimmers her: »Ist es wichtig, für wen er gearbeitet hat?«
    Wieder zuckte ich die Achseln. »Mir ist es egal. Ich dachte, euch vielleicht nicht.«
    Kelly machte sich daran, mich weiter aus seinen kleinen Schweineaugen anzustarren; zu meinem Erstaunen bemerkte ich, daß ich mich davon tatsächlich unwohl fühlte. Er nickte leicht, wie zu sich selbst, verließ dann einen Augenblick den Raum und kam mit dem Messer zurück, das er in etwas Stoff, vermutlich aus einer Decke, eingewickelt hatte. Er übergab alles Cawti. Ich nickte und sagte: »Wir melden uns.«
    Dann gingen wir durch die Tür. Der Teckla, Paresh, hatte davor gestanden. Als wir auf ihn zukamen, trat er zur Seite, aber nicht so schnell, wie ich gedacht hatte. Irgendwie kam mir das bedeutsam vor.
    Der Sonnenaufgang lag noch einige Stunden vor uns, als wir wieder in unseren Teil der Stadt zurückliefen. Ich sagte: »Das sind also die Leute, die das Imperium übernehmen wollen, ja?«
    Cawti erhob das Bündel, das sie in der linken Hand hielt, und antwortete: »Jemand scheint das zu denken.«
    Ich blinzelte. »Ja. So sieht es tatsächlich aus.«
    Der Gestank des Ostländergebietes schien auf unserem Rückweg zur Wohnung noch sehr lange über uns zu liegen.

 
     
… SCHWARZEN WACHSFLECK VOM LINKEN …
     
     
    Im Keller unter meinem Büro befindet sich ein kleiner Raum, den ich »das Labor« nenne, ein Begriff aus dem Ostländischen, den ich von meinem Großvater übernommen habe. Der Boden besteht aus festgestampfter Erde, die Wände sind bloßes, verputztes Gestein. In der Mitte steht ein kleiner Tisch und in einer

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