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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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im Blickfeld hatte. Mittlerweile kannte ich diese Tür besser, als ich je eine Tür kennen wollte. Zum Glück konnte Cawti sich wenigstens nicht teleportieren.
    Allmählich wurde es Abend, als ein Dragaeraner in den Farben des Jhereg schnurstracks zur Tür und hinein ging. Ich prüfte meine Waffen und wollte schnell hinterher, aber er war schon wieder draußen, noch bevor ich die Straße halb überquert hatte. Ich drehte mich weg und tat unbeteiligt, und er hat mich nicht bemerkt. Als ich mich nach ihm umwandte, rannte er hastig davon. Ich überlegte, ob ich ihm folgen sollte, aber ich hätte höchstens die Gewißheit erlangen können, daß Herth ihn geschickt hatte. Und dann?
    Er war, entschied ich, vermutlich ein Bote gewesen. Oder er hätte auch Zauberer sein und soeben jeden in dem Haus getötet haben können. Oder – in dem Moment kamen Cawti, Paresh und Natalia eilig heraus. Ich folgte ihnen. Sie bewegten sich nach Nordosten, wo das Zentrum der Stadt sich befindet. (Das Ostländergebiet ist in Süd-Adrilankha, was wiederum größtenteils im Westen des Zentrums liegt. Wer will, kann das gerne austüfteln.)
    Bevor sie die unmarkierte Grenze zu dragaeranischem Terrain überquerten (die sogenannte Zimmermannstraße), drehten sie ab und folgten einer Reihe Seitenstraßen. Schließlich blieben sie stehen und versammelten sich um etwas am Boden. Cawti kniete sich hin, die anderen blieben stehen. Paresh begann, sich umzusehen. Ich ging auf sie zu, und er sah mich. Rasch richtete er sich ganz auf und erhob die Hand, als wollte er etwas Zauberisches unternehmen, und Bannbrecher fiel mir in die Hand. Aber nichts geschah, und schnell war ich so nah, daß man mich im vergehenden orangefarbenen Licht erkennen konnte, und ich konnte meinerseits sehen, daß Cawti neben einer Leiche kniete. Sie schaute auf.
    Paresh war angespannt, in seinem Nacken zuckten die Muskeln. Natalia wirkte nur beiläufig interessiert und ein wenig fatalistisch. Cawti starrte mich fest an.
    Paresh fragte: »Was hast du damit zu tun?«
    »Nichts«, erwiderte ich und beschloß, daß ich ihm genau eine derartige Frage gestatten würde. Er nickte, statt weiter zu drängen, was mich ein bißchen enttäuschte.
    Cawti fragte: »Was tust du hier, Vlad?«
    Anstelle einer Antwort beugte ich mich zur Leiche. Ich sah sie mir an, schaute weg, sah wieder hin, länger diesmal. Das war einmal Sheryl gewesen. Sie war zu Tode geprügelt worden. Man konnte sie nicht wiederbeleben. Beide Beine waren am Knie, darüber und darunter, gebrochen. Die Arme am Ellenbogen. Die Blutergüsse auf beiden Seiten des Gesichts – was davon übrig war – paßten dazu. Ein Loch war ihr in den Kopf geschlagen worden. Und so weiter. Meiner fachmännischen Meinung nach hatte es mehrere Stunden gedauert. Und wenn man keine fachmännischen Urteile fällen kann, wozu ist man dann ein Fachmann? Ich schaute wieder weg.
    »Was tust du hier, Vlad?« fragte Cawti.
    »Ich bin dir gefolgt.«
    Sie schaute mich an, nickte dann wie zu sich selbst und fragte: »Hast du irgendwas gesehen?«
    »Kann sein, daß Loiosh jemanden gesehen hat, der euch beobachtet hat, als ihr auf dem Markt wart, aber dann seid ihr, zu Kelly. Und ich habe nur noch die Tür im Auge behalten.«
    »Du hast es nicht für nötig gehalten, jemandem Bescheid zu geben?«
    Ich kniff die Augen zusammen. Jemandem Bescheid geben? Von denen? Tja, wahrscheinlich paßte das. »Darauf bin ich nicht gekommen.«
    Sie starrte mich an und wandte mir dann den Rücken zu. Pareshs Blicke brannten fast. Natalia schaute weg, aber als ich genauer hinsah, erkannte ich, daß sie vor Zorn beinahe zitterte. Cawti hatte die Hände zu Fäusten geballt, die sie immer wieder öffnete und schloß. Ich selber spürte auch die Wut in mir hochsteigen. Sie wollten mich überhaupt nicht bei sich haben; immerhin hatten sie mich nicht gebeten, auf Sheryl aufzupassen. Und jetzt standen sie kurz vorm Platzen, weil ich es nicht getan hatte. Das reichte aus, um –
    »Die sind nicht wütend auf dich, Boß.«
    »Hä?«
    »Die sind wütend auf Herth, weil er das gemacht hat, und vielleicht auf sich selbst, weil sie ihn gelassen haben.«
    »Wie hätten sie es denn verhindern können?«
    »Frag mich nicht.«
    Ich wandte mich an Paresh, der am nächsten stand. »Wie hättet ihr es verhindern können?«
    Er schüttelte bloß den Kopf. Aber Natalia antwortete mit gepreßter Stimme, als könnte sie kaum sprechen. »Wir hätten die Bewegung schneller und fester aufbauen können,

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