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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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dann hätten sie das hier nicht gewagt. Mittlerweile sollten sie vor uns Angst haben.«
    Dies war nicht die Zeit darzulegen, was ich davon hielt. Statt dessen half ich ihnen, Sheryls Leichnam zu Kellys Haus zu tragen. Auf unserem Weg durch die dunkel werdenden Gassen würdigte uns nur hier und da jemand eines Blickes. Ich vermute, das hat einiges zu bedeuten. Die drei anderen taten, als müßte ich mich geehrt fühlen, daß sie mir gestatteten zu helfen. Auch dazu enthielt ich mich einer Bemerkung. Wir ließen den Leichnam in der Diele liegen, sie gingen hinein, und ich verschwand ohne ein Wort.
    Auf dem Weg zu Noish-pa hinüber überfiel mich die irrationale Furcht, ich könnte ihn ermordet finden. Ich will die Spannung direkt wieder auflösen und euch sagen, daß es ihm gut ging, aber es war interessant, daß ich dieses Gefühl hatte.
    Als ich durch die Glocken lief, rief er: »Wer ist da?«
    »Vlad«, antwortete ich.
    Wir umarmten uns, und ich ließ mich neben Ambrus nieder. Noish-pa setzte umständlich Tee auf und erzählte von dem neuen Gewürzhändler, den er entdeckt hatte, der noch Absinth für eine Viertnacht in Minzwasser ziehen ließ, so wie man es richtig macht. (Viertnacht bedeutet übrigens einen Tag weniger als drei Wochen. Wenn ihr findet, daß es merkwürdig ist, für eine solche Zeitspanne einen eigenen Begriff zu haben, stimme ich zu.)
    Als der Tee fertig und genossen war und ich Ambrus respektvoll begrüßt hatte, während Noish-pa das gleiche mit Loiosh tat, sagte er: »Was bedrückt dich, Vladimir?«
    »Alles, Noish-pa.«
    Er sah mich eindringlich an. »Du hast nicht viel geschlafen.«
    »Nein.«
    »In unserer Familie ist das ein schlechtes Zeichen.«
    »Ja.«
    »Was ist geschehen?«
    »Weißt du noch, dieser Kerl, Franz, den sie umgebracht haben?«
    Er nickte.
    »Nun«, sagte ich, »es gibt noch jemanden. Ich war da, als sie gerade eben ihre Leiche gefunden haben.«
    Er schüttelte den Kopf. »Und Cawti ist weiterhin bei diesen Leuten?«
    Ich nickte. »Da steckt mehr dahinter, Noish-pa. Die sind wie Kinder, die einen Morgantidolch gefunden haben. Die wissen nicht, was sie tun. Die machen einfach mit ihrer Sache weiter, als könnten sie es mit dem ganzen Jhereg aufnehmen, und dem Imperium dazu. Das wäre mir egal, wenn Cawti nicht bei ihnen wäre, aber ich kann sie nicht beschützen; nicht ewig. Ich stand draußen vor ihrem Treffpunkt, als der Bote auftauchte und ihnen sagte, wo sie die Leiche finden konnten – jedenfalls nehme ich das an. Aber genausogut hätte er ein Zauberer sein können und das ganze Haus mit seinen Insassen zerstört haben. Ich kenne den Kerl, der dahintersteckt – er würde so etwas tun. Sie verstehen das anscheinend nicht, und ich kann sie nicht überzeugen.«
    Nachdem alles aus mir herausgebrochen war, rutschte Noish-pa nachdenklich auf seinem Sessel herum. Dann fragte er: »Du hast gesagt, du kennst diesen Mann, der diese Dinge tut?«
    »Nicht so richtig, aber ich weiß über ihn Bescheid.«
    »Wenn er so etwas tun kann, warum hat er es dann nicht getan?«
    »Es ist die Mühe nicht wert gewesen, bis jetzt nicht. Es kostet Geld, und er wird nicht mehr ausgeben als nötig.«
    Er nickte. »Man hat mir gesagt, sie hatten gestern eine Versammlung?«
    »Was? Oh, ja. In einem Park in der Nähe.«
    »Ja. Sie haben auch eine Parade abgehalten. Die ging hier vorbei. Das waren eine Menge Leute.«
    »Ja.« Ich dachte wieder an den Park zurück. »Ein paar Tausend bestimmt. Aber was soll’s? Was können die ausrichten?«
    »Vielleicht solltest du nochmal mit diesem Kelly reden, ihn zu überzeugen versuchen.«
    Ich sagte: »Kann sein.«
    Nach einer Weile meinte er: »Ich habe dich noch nie so unglücklich erlebt, Vladimir.«
    Ich sagte: »Das ist meine Arbeit, denke ich, auf diese oder jene Weise. Wir spielen nach Regeln, verstehst du? Läßt man uns in Ruhe, lassen wir die anderen in Ruhe. Wenn jemand verletzt wird, der nicht in der Organisation ist, bedeutet das, er hat seine Nase in Dinge gesteckt, die ihn nichts angehen. Das ist nicht unsere Schuld, so ist es einfach. Kellys Leute haben das gemacht – sich da eingemischt, wo sie es nicht hätten tun sollen. Nur haben sie es eigentlich gar nicht. Sie – ich weiß nicht. Trotzdem, verdammt seien sie in Verras Kerker. Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach Herths Sache für ihn zu Ende bringen, und manchmal will ich – ach, ich weiß auch nicht. Und weißt du was, ich kann nicht mal ein richtiges Gefühl für Herth

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