Tee macht tot
Freundschaft zu trinken, schließlich stünde es sich auf einem Bein nicht so gut. Wobei sie meinte, dass es vielleicht in ihrem Falle heißen sollte, auf einer Pobacke säße es sich nicht so gut.
Die zwei alten Damen waren bester Laune. Jetzt wollte Ingrid van Brekelkam gerne auch etwas aus Esther Friedrichsens Leben erfahren.
Esther fand es ausgesprochen lobenswert, dass Ingrid ihrerseits an ihrem Leben Interesse zeigte, und so berichtete sie von sich.
In St. Benedikta fühle sie sich ausgesprochen wohl, was aber nicht immer so gewesen sei, seufzte Esther. Ihren Erinnerungen zufolge waren besonders die ersten Wochen schwierig gewesen. Ihre erste Bekanntschaft, die tapfere Martha, habe ihr die Eingewöhnung sehr erleichtert.
„War es so schlimm?“, erkundigte sich Ingrid teilnahmsvoll. Ihr selbst bereitete das Hiersein keine Probleme. Sie war so viel gereist, dass für sie ein Bett stehen konnte, wo es wollte. Solange nur Krambambuli dabei sein konnte, war ihr so ziemlich alles recht.
Esther schüttelte den Kopf. „Nein!“ Esther nickte. „Oder doch!“ Erneut schüttelte sie den Kopf. „Nein, das war es nicht. Er war eher die Tatsache, dass ich eigentlich mit Karli hierherziehen wollte. Aber eine Woche vor dem Umzug kam alles anders.“
12
Schon von Kindheit an war die Tochter des Jürgen Thalmeier, einst Eisenbahner, und Dorothea Thalmeier, einst Zimmermädchen, mit ausgebreiteten Armen über die Wiesen gerannt und in fantastische Welten geflogen. Ihre Ziele lagen stets am anderen Ende der Welt. Einer fremden Welt, deren Menschen sie unbedingt mal sehen wollte. Ihr Flugzeug war stets voll besetzt gewesen. Bei der Landung verabschiedete das kleine Mädchen jeden ihrer Fluggäste mit einem Kranz aus frischen Wiesenblumen. Fliegen, nur fliegen wollte der kleine Wildfang.
Um den Berufswunsch ihrer Tochter zu erfüllen, hatten die Eltern hart arbeiten müssen. Sie hatten sehr viele Entbehrungen auf sich genommen und das alles nur, um dem Freiheitsdrang ihrer Tochter nachzugeben.
Esther Thalmeier wurde Flugbegleiterin. Damals ein außergewöhnliches und sehr elitäres Berufsbild. Dafür musste man schon eine gute Schule besucht haben, und die war alles andere als billig.
Die Eltern waren so stolz auf ihre Tochter, die es so weit gebracht hatte. Sie war noch nicht über den Ozean geflogen, aber das wäre mit ein bisschen mehr Erfahrung schon bald möglich.
Es war der Morgen des 21. Juli 1955, als Esther Thalmeier für den Flug München – Hamburg eingeteilt wurde. Damals trug sie das ärmellose hellblaue Uniformkleid, das die Fluggesellschaft neu eingeführt hatte, mit dem dazu passenden flachen Hütchen. Das sah schon mächtig schick aus, erklärte Esther Friedrichsen stolz.
Das Wetter war angenehm, besondere Störungen waren für die Strecke nicht zu erwarten. So sei sie mit zwei Kolleginnen an Bord der Propellermaschine Convair 340 gestiegen, um letzte Vorbereitungen, bevor die Passagiere eintrafen, zu treffen. 32 Passagiere hatten für diesen Tag gebucht. Voll besetzt war dieser Flug also nicht, aber damals war das Fliegen noch so exklusiv, dass sich diesen Luxus nur Geschäftsleute und Prominente leisten konnten.
Esther Friedrichsen Augen glänzten, als sie Ingrid van Brekelkam von dem Ansehen, welches Flugbegleiterinnen damals genossen, berichtete. Wie Mannequins seien sie behandelt worden.
Auch Ingrid erinnerte sich an ihre ersten Flüge, als sie als Schauspielerin unterwegs war. Sie stimmte Esther Recht zu. Die Flugbegleiterinnen waren schon etwas Besonderes. Damals habe man sich auch noch extra chic für den Flug gemacht, schwelgte Ingrid nun ebenfalls in Erinnerungen. Niemals hätte man mit Jeans ein Flugzeug betreten dürfen.
Während der Pilot seine Instrumente checkte, betraten die Passagiere die Maschine. Unter anderem auch ein äußerst attraktiver Geschäftsmann. Er sah so ansprechend aus in seinem dunklen Anzug und hatte dieses charmant geheimnisvolle Lächeln, das in Esther ein leichtes Herzklopfen verursachte. Für einen kurzen Moment blieb er vor Esther stehen und nahm ihren Blick gefangen.
„Wir wünschen einen angenehmen Flug, Herr Friedrichsen“, grüßte Esther mit einem Kloß im Hals, während sein Blick ihr eine leichte Röte in die Wangen trieb. Damals kannte man seine Gäste noch mit Namen.
Kurze Zeit später, alle Passagiere hatten ihre Plätze eingenommen, ging es auch schon hoch in die Lüfte.
Die Flugbegleiterinnen servierten ein leichtes
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