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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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wandern. Ein leicht spöttisches Lächeln lag auf ihren Lippen. Was du kannst, kann ich schon lange, schien dieses Lächeln zu sagen.
    Es war ein Kampf der Giganten, so kam es den anderen zumindest vor. Respektvoll beobachtete man Ingrid, argwöhnisch Agatha.
    Keine der beiden schien nachgeben zu wollen.
    Fast kamen Esther die Tränen vor Rührung. Ingrid war so ein starker Mensch, der sich nicht scheute, die Konfrontation anzutreten. Ihrer Freundin zu Hilfe eilend, hielt sie ihren Blick ebenso auf Agatha gerichtet. Am Ende starrte Stockwerk drei auf eine Person. Tapfer hielt man sich vier Stunden in dieser Kampfstimmung. Danach erhoben sich alle, um Kraft beim Mittagessen zu tanken.
     
    Nachdem alle weg waren, schnaufte Agatha aus. Wie sehr sie das Spiel ihrer Nachbarschaft schaffte, hatte sie sich nicht anmerken lassen. Sie hörte den Aufzug fahren. Unwillig spannte sie sich und hielt ihren Kopf wieder erhoben.
    Doch es war nur jemand vom Küchenpersonal, der mit einem Essenswagen heraustrat und die Mahlzeiten in den Zimmern für die Senioren verteilte, die nicht am gemeinsamen Tisch teilnehmen wollten oder nicht konnten. Er stellte ein Tablett auf Agathas Tisch ab und verschwand wortlos wieder.
    Langsam stand sie auf, um nachzusehen, was es gab. Sie hob die Plastikabdeckung von ihrem Teller und entließ den Dampf, der sich darunter gestaut hatte. Pichelsteiner. Was auch sonst? Mittwochs war Kartoffeltag. Lustlos deckte sie den Teller wieder ab. Heute hatte sie keinen Hunger. Der Unmut drückte ihr viel zu sehr auf den Magen.
    Langsam füllten sich ihre Augen mit Wasser, als sie sich wieder auf ihren Posten begab. Aber nicht aus Kummer. Nein, Kummer hatte sie keinen. Es war die Wut, die in ihr hochkroch. Von einigen wenigen einmal abgesehen, hatte sich in ihrem ganzen Leben noch niemand so gegen sie gestellt. Die Senioren hatten Mumm in ihren alten Knochen. Allen voran diese Ingrid van Brekelkam.
    Ihre Lippen zu Strichen gepresst, überlegte Agatha, was sie tun sollte. Sie erwog, die Abwesenheit ihrer Nachbarschaft zu nutzen, um sich in ihr Zimmer zurückzuziehen. Aber was wäre, wenn sie jetzt ginge? Die Stützstumpfmafia hätte eindeutig gewonnen. Ihre Wut darüber schlug in Hass über. Hass auf Ingrid, Hass auf Esther. Auf die ganz besonders. Esther, die mit ihrem ständigen Gut-Mensch-Getue, verständnisvoll für alles und jeden, umhüllt von einer Lavendelwolke.
    Danach kamen gleich Reinhold und Frieda, die ständig Hand in Hand umherspazierten, wie siamesische Zwillinge.
    Alle vier Senioren waren von einer Unbeschwertheit, die in ihr Übelkeit verursachte. Wie weit wäre es aber mit dieser Sorglosigkeit her, wenn etwas Durcheinander hineingeraten würde? Das brachte Agatha auf eine Idee.
    Ansetzen musste sie beim schwächsten Glied, und das war eindeutig nicht Ingrid van Brekelkam, die war viel zu abgebrüht, als dass ein Gedanke daran überhaupt verschwendet werden sollte. Im Grunde war Esther ihre bevorzugte Wahl, aber wo ansetzen? Die war zwar überaus gutmütig und stets mit ihren Kräutern auf Heilzug, aber nicht dumm und schon gar nicht einfältig. Tja, wer blieb waren Reinhold und Frieda, und wenn man die beiden zusammen sah, musste man nicht besonders schlau sein, um zu erkennen, wer von beiden das minimalere Problem darstellen würde. Kaum waren ihre Gedanken ausgedacht, öffneten sich die Aufzugtüren.
     
    Manch einer der zurückkehrenden Senioren hatte erwartet, dass Agatha nicht mehr dort saß, wo man sie zurückgelassen hatte, doch Esther und Ingrid waren sich einig gewesen; so schnell ließ sich Agatha sicherlich nicht vertreiben. Also begann das Spiel erneut. Bis es Kuchen gab, dann bis zum Abendbrot.
    „Ich werde gleich ins Bett gehen“, stellte Frieda bei Tisch klar und schaute ihren Mann fragend an.
    Zustimmend nickte er.
    „Ach herrje, dass ein Tag mit Rumsitzen so anstrengend sein kann, hätte ich auch nicht erwartet!“ Frau Teifler gähnte, was einen allgemeinen Gähnanfall der anderen nach sich zog.
    „Was meinst du Esther?“, fragte Ingrid müde und kratzte sich unter ihrem Hut. Drückend und schwer kam er ihr vor.
    „Ich gehe vor dem Schlafen noch etwas spazieren. Kommst du mit?“ Mit Ingrid erhob sich Esther vom Tisch. Krambambuli benötigte ohnehin noch seinen abendlichen Ausgang. Die Luft war angenehm. Tief atmeten beide ein, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Esther trippelte neben Ingrid her. Das ganztätige Sitzen war Gift für ihr Bein gewesen. Ihr Knie war

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