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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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beobachten, doch hier sah sie, wenn sie hinausblickte, außer Feldern und Wäldern nichts Besonderes.
    Agatha Beinhard wäre aber nicht beinhart gewesen, wenn ihr bei dem Anblick ins Nichts nicht etwas eingefallen wäre.
     
    Als sich gegen 6:30 Uhr morgens nach und nach die Zimmertüren des dritten Stockwerkes öffneten, staunten die Bewohner nicht schlecht.
    Auf der Türschwelle ihres Zimmers, auf einem Stuhl, saß Agatha Beinhard und starrte ihnen mit ausdrucksloser Miene entgegen.
    Ungläubig blieben sie stehen und überlegten sich, was das zu bedeuten hätte.
    Ein besseres Zimmer hätte sie gar nicht bekommen können, freute sich Agatha insgeheim. Wer zum Aufzug trabte, musste unweigerlich an ihr vorbei. Von hier aus ließ sich das Geschehen äußerst provokativ ausspionieren. Besonders auf Esthers Gesicht war sie gespannt; keine Minute später, blickte sie auch schon in deren verblüfftes Gesicht.
    „Was machst du hier?“, wollte Esther auch prompt wissen.
    „Siehst du doch, ich sitze!“, antwortete Agatha patzig.
    „Das sehe ich wohl, aber warum?“
    „Darum!“ Stur blickte Agatha in Esther Augen.
    Esther stützte ihre Hände in ihre runden Hüften. „Darum ist doch keine Antwort. Findest du das richtig, was du machst?“ Höflich schaute Esther Agatha an.
    „Darum ist sehr wohl eine Antwort“, blaffte Agatha schnippisch. „Im Übrigen habe ich mich noch nie darum geschert, ob mein Tun oder Reden jemandem gefällig ist. Und deinetwegen, Lavendeltante, werde ich sicherlich nicht damit anfangen.“
    Verblüfft ging Esther ihres Weges. Was mochte nur dieser Frau widerfahren sein, dass sie so reagierte?
     
    Agatha sprach nicht, sie bewegte sich nicht, sie saß einfach nur da und beäugte das Kommen und Gehen der anderen.
    Bereits im Morgengrauen eröffnete sie dieses Spiel; erst spätabends, wenn alles schon ruhig war, zog sie sich wieder zurück. Stunde um Stunde, Tag für Tag hockte sie einfach nur da und fixierte ihre Nachbarn. Wann immer ein Bewohner sein Zimmer verließ oder zurückkam, Agatha saß da und beobachtete. Das vehemente Studieren der Gewohnheiten der anderen bereitete ihr ein diebisches Vergnügen. Sie fand, dass das sogar noch viel besser als früher war, wo sie nur am Fenster gesessen hatte.
    Diese Meinung konnten ihre Nachbarn allerdings ganz und gar nicht teilen. Die Stasi-Methode veranlasste schon bald einige Senioren dazu, ihrem gewohnten Tagesablauf nicht mehr in der Weise nachzugehen, wie sie es sonst taten. Ja, manche gaben es unumwunden zu, Agatha mache ihnen regelrecht Angst.
     
    Inzwischen kannte Agatha jede Schwäche und jede Gewohnheit; die Schwäche von Hildegard Thomas war die Sensibilität. Die alte Dame, die sich stets mit ihrer Gehhilfe mühsam über den Flur schleppte, hatte keine Chance, sich dem bohrenden Augenpaar so schnell wie möglich zu entziehen. Bald schon war sie der Konfrontation nicht mehr gewachsen; nur noch im Beisein von Esther oder Ingrid oder einem der anderen getraute sie sich noch aus ihrem Zimmer. Von da an wurde Agatha, wie Ingrid von Brekelkam sie schon vom ersten Tage an genannt hatte, auch von allen anderen nur noch die fiese Agatha genannt.
     
    Der Tumult von Stockwerk drei blieb Schwester Margot nicht verborgen, deshalb beschloss sie, dem Treiben ein Ende zu machen. Resolut wies sie Agatha darauf hin, dass sich die Bewohner von ihrem Tun gestört fühlten. Wo käme man denn da hin, wenn hier jeder jeden beobachten würde? Im Übrigen sei das Sitzen in Durchgängen verboten. Der Rohrasch wäre nicht erbaut darüber, wenn er erfahren würde, dass sie als Stationsschwester dem keinen Einhalt gebieten würde.
    Mit bohrendem Blick stierte Agatha die Schwester an.
    „Hoch jetzt!“, setzte Margot bestimmt nach, „ab ins Zimmer!“ Von den stechenden Augen nahm sie keine Notiz. Wäre ja noch schöner! 40 Jahre Berufserfahrung hatten ihr schon öfter böse Blicke eingebracht. Alte Menschen waren, ihrer Meinung nach, in ihrem Verhalten kleinen Kindern sehr ähnlich. Bekamen sie nicht das, was sie wollten, benahmen sie sich verbockt und trotzig. Dagegen konnte man nur mit Konsequenz vorgehen.
    Agatha änderte ihr Vorgehen und tat, als könnte sie die Aufregung um ihre Person nicht verstehen. Unschuldig sah sie Schwester Margot an. „Ich tu doch nichts. Ich sitze doch nur!“
    „Wie dem auch sei!“, wischte Schwester Margot Agathas Rechtfertigung vom Tisch, „das Sitzen in Durchgängen ist zu unterlassen. Setzen Sie sich vor ihr

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