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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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Notfalls ist damit das sichere und zügige Durchschreiten eines Eingangs, Ausgangs oder Durchgangs gewährleistet.“
    Der Rohrasch gab sich sehr viel Mühe, seinen Bewohnern einen gefahrlosen Aufenthalt zu sichern, und Schwester Margot oblag die Aufsicht, diese Regeln auch durchzusetzen. Entschlossen, der Ordnung willen, die Senioren aufzuscheuchen, sah Schwester Margot von der Heimordnung auf und richtete ihren Blick in die Runde.
    Agatha hatte den Eindruck, dass sich ihre Nachbarschaft durch diesen Auftritt eingeschüchtert fühlte und wartete darauf, dass sich die Gemeinschaft erhob und endlich in ihre Zimmer verschwand.
    Tatsächlich war es aber so, dass Esther zwar aufstand, ihren Stuhl nahm, danach jedoch etwas völlig Unerwartetes tat. Mit dem Stuhl in den Händen machte sie zwei Schritte aus der Türschwelle hinaus und richtete ihren Stuhl seitlich links aus. Danach setzte sie sich wieder.
    Beeindruckt über Esthers Mut, rollte Ingrid van Brekelkam ihren Rollstuhl etwas weiter hinaus, schwenkte ihn seitlich neben die Tür und blieb stehen.
    So taten es auch die anderen Bewohner.
    Nun war Schwester Margot zugegebenermaßen verblüfft über das Verhalten ihrer alten Schutzbefohlenen. Der Ordnung war jedoch Genüge getan, deshalb ließ sie es dabei bewenden und kümmerte sich wieder um Dinge, die ihrer Meinung nach sowieso wichtiger waren, als irgendwelche Durchgänge frei zu halten.
    „Das werden Sie doch jetzt nicht dulden?“, rief Agatha Schwester Margot vorwurfsvoll hinterher.
    Margot machte eine wegwerfende Handbewegung. „Solange der Stuhlkreis nicht in Durchgängen stattfindet … Im Übrigen bin ich Altenpflegerin und keine Kindergärtnerin!“ Weg war sie. Sie ließ eine keifend, Gift spuckend und wild mit den Armen wedelnde Agatha zurück.
    Drei Tage dauerte das Sit-in der Senioren, bis eine vermeintliche Wendung eintrat.
     
    Bewaffnet mit ihren Stricknadeln, wollten Frau Teifler, Gertrud und Esther sich den nächsten Tag mit etwas Sinnvollem beschäftigen. Und während die anderen quer über den Gang Stadt, Land, Fluss spielten, zählten sie ihre Maschen und strickten. Eine Stadt mit A wurde gerade gesucht. Eifrig schrieben die Senioren ihre Einfälle nieder. „Amsterdam, Acapulco, Alexandria, Antwerpen“, riefen sie wild durcheinander.
    Die Zeit bis zum Mittagessen verging wie im Flug. Gestärkt und entspannt begaben sie sich danach alle wieder auf ihre Plätze und das Spiel wurde fortgesetzt. Fieberhaft wurden Städte mit Z , Flüsse mit B und Länder mit Q gesucht. Mal fand man schnell, mal erst nach langem Überlegen die Lösung. Oder gar nicht. Heiter ging es zu im dritten Stock. Viel zu heiter für Agathas Geschmack. Dieser Radau verursachte ihr Kopfschmerzen. Genervt rieb sie sich die Schläfen.
    Der Nachmittag des dritten Tages war angebrochen, da stand Agatha wutentbrannt auf, schnappte sich ihren Stuhl und knallte zornig die Tür zu.
    Die Senioren waren noch so mit der Suche nach einem Land mit R beschäftigt, dass sie erst gar nicht mitbekamen, dass sich das böse Weib von dannen gemacht hatte. Gegenseitig machte man sich darauf aufmerksam.
    Hinter ihrer geschlossenen Tür hörte Agatha wie die Gespräche eingestellt wurde n und dann in einen Applaus übergingen. Ihr ganzer Körper begann zu zittern. Der Zorn über die Greise raubte ihr fast den Atem. Danach vernahm sie Gelächter und Stühlerücken.
     
    Siegessicher wähnten sich Ester und ihre Nachbarschaft dem Ziel angekommen. Agatha hatten sie vertrieben. Endlich konnte jeder wieder seinen regulären Beschäftigungen nachgehen. Doch leider wähnte man sich dem Frieden nur kurz. Denn schon am nächsten Morgen saß Agatha wieder vor ihrer Tür. Ihr Zorn, der über diese Bodenlosigkeit übergeschwappt war wie kochende Milch, war verraucht. Den Rest des gestrigen Tages hatte sie damit zugebracht, über Esther und ihre Freunde nachzudenken und eine Entscheidung getroffen.
     
    Darüber, dass Ingrids Plan nicht funktioniert hatte, waren die Senioren enttäuscht, mehr noch, es war beängstigend, mit welcher Vehemenz sich Agatha der Niedertracht verschrieben hatte. Beunruhigt ließ man von weiteren Sitzblockaden ab. Es machte ohnehin keinen Sinn. Es half nur, diese Frau zu ignorieren und so zu tun, als ob Agatha einfach nicht da wäre. Doch leichter gesagt, als getan! Eine seltsame Anspannung lag im Flur des dritten Stockes, sobald man ihn betrat. Betretenes Schweigen herrschte, sobald man nur in die Nähe von Agatha

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