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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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bei … mit der Kraft des Heiligen Geistes …“ Nun wurde seine Stimme immer leiser.
    Paul Benedikt Findling tat sich schwer, die Worte des Priesters zu verstehen.
    „Der Herr, … der dich … von Sünden … befreit, rettet dich …, und in seiner … Gnade richte er dich auf.“
    Danach verstummte die Stimme des Diener Gottes für immer. Paul Benedikt Findling, der jedoch von jeher ein gutes Gedächtnis hatte und alles Gesagte in seinem Kopf behielt, wie einen niedergeschriebenen Text, wiederholte des Priesters Worte noch einmal für den anderen Kameraden. Natürlich ließ er auch dem Pfarrer selbst noch die letzte Ölung zuteilwerden, obwohl der ihn schon gar nicht mehr hören konnte. Das tiefe Gefühl, das Paul Findling in sich spürte, als er den Menschen half, in Gottes Schoß aufgenommen zu werden, befriedigte ihn. Er setzte sich neben den Pfarrer und ließ seinen Kopf auf seine Knie sinken. Gebannt lauschte er der Stimme, die ihn dazu anhielt, den Weg des Friedens und der Liebe weiterzugehen.
    Dienstbereit durchsuchte Paul Findling das Gewand des dahingeschiedenen Pfarrers nach einem Ausweis und nannte sich ab diesem Tage Pfarrer Johann Tittchen. Wirklich glücklich war er mit seinen neuen Namen nicht, aber das war der echte Pfarrer sicherlich auch nicht gewesen. Und wenn er Pfarrer werden wollte, musste er sich wohl damit abfinden müssen. In seinem künftigen Leben hätte er damit ohnehin nicht mehr viel zu tun, denn hin und wieder war er schon der einen oder anderen Brust begegnet.
    Dass er nie einer Priesterweihe beigewohnt hatte, störte ihn nicht sonderlich. Er fand, dass man seiner Berufung ganz gut auch ohne nachgehen konnte. Bei nächster Gelegenheit nahm er sich jedoch vor, sich eine Soutane zu besorgen, um den Weg Gottes in angemessener Kleidung beschreiten zu können. Seine Papiere warf er in den Schutthaufen, wo sie bald danach gefunden wurden. Paul Findling wurde in dem Verzeichnis der im Krieg umgekommenen Soldaten eingetragen.
     
    Pfarrer Johann ging seiner Wege, und wo er benötigt wurde, bot er seine Hilfe an, und wo er nicht benötigt wurde, lernte er die Predigten seiner Kollegen auswendig.
     
    Jahre später, der Frieden war nicht nur in Pfarrer Johann Herzen, sondern auch im Lande eingekehrt, verschlug es ihn nach Bayern. Dort meldete er sich beim Oberkirchenrat als Pfarrer Johann mit den Papieren des echten, aber verstorbenen Pfarrers Johann und wehrte sich auch nicht, als ihm eine kleine Gemeinschaft am Rande des Starnberger Sees zugeteilt wurde.
    Die kleine Friedhofskapelle St. Benedikta war seine letzte Station.
    Seine auswendig gelernten, seelsorgerischen Fähigkeiten wurden sehr geschätzt. Und wie sich herausstellte, hatten diese alten Menschen weiß Gott einen Bedarf an seelsorgerischer Hilfe.
     
     
     

34
     
     
    Um den Trauernden, die so abrupt vom Grab vertrieben worden waren, den Abschied noch etwas feierlich zu gestalten, sprach Pfarrer Johann aus dem Effeff den 68. Psalm aus dem Alten Testament vor.
    Mehr gelangweilt als andächtig, lauschte man den sechsunddreißig Versen, die selbst für hartgesottene Kirchgänger eine Herausforderung darstellten. Aber da draußen noch immer der Sturm tobte, waren die Alternativen nicht übermäßig zahlreich. Nur zwei ältere Herren in der letzten Reihe, geschützt vor den Blicken des Pfarrers, hatten eine Alternative gefunden. Hinter den von Trauer gebeugten Rücken beugten sie sich tiefer und spielten Skat.
     
    Die Totengräber saßen in ihrem Leichenwagen vor dem Friedhofstor, aßen ihre mitgebrachten Butterbrote und gönnten sich aus ihrer Thermoskanne einen Schluck Kaffee.
    Verwundert blickten der Fahrer und sein Beifahrer auf die seltsame Gesellschaft, die vom Tor aus dem Altenheim trat und in Richtung Friedhof unterwegs war. Der große schlaksige Mann schob eine Frau im Rollstuhl vor sich her, während die dickliche Frau mit ihrem Schirm kämpfte.
    „10 Euro, dass sie ihren Schirm gleich loslässt?“, fragte der Fahrer.
    „Ich halte dagegen. Sieh doch, wie sie sich daran festhält! Die gibt ihren Schirm nicht auf.“
    Ungleich war der Kampf. Immer wieder sah es fast so aus, als würde die alte Dame den Kampf verlieren, doch mit eisernem Willen umklammerten ihre Hände den Griff. Dann verließen das Mütterchen, das sich bis über die Straße wacker geschlagen hatte, die Kräfte. Der urplötzlichen Gewalt, die unter den Schirm fuhr, konnte sie nicht mehr standhalten. Hoch in die Luft segelte der Schirm; mit der

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