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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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nächsten Böe wurde er auf die Straße geschmettert. Reglos blieb er liegen. Verbeult und gebrochen zuckte der Stoff noch etwas im Wind.
    „10 Euro“, streckte der Fahrer die Hand aus, während er mit Siegerlächeln die Zähne zeigte.
    Brummig zückte der Beifahrer seinen Geldbeutel. „Ob die zur Beerdigung wollten?“ Durch die Regenwand sah er nur noch die Schatten durch das Friedhofstürchen treten.
    „Ein bisschen zu spät!“, stellte der Fahrer schmatzend fest.
    „Hoffentlich fallen die uns nicht allesamt in das Grab“, erwiderte der Beifahrer.
    „Alt genug wären sie“, lachte der Fahrer, und der Beifahrer stimmte in das fröhliche Gelächter ein.
     
    „Sie müssen sich trennen“, entschied Ingrid mit einem Blick auf die vielen mit Grabsteinen gesäumten Wege.
    Esther nickte bedrückt, während ihr der Regen ins Gesicht prasselte. Sie fühlte sich nackt, so ohne ihren Schirm, aber im Augenblick war Frieda zu finden, einfach wichtiger. Um ihren Schirm, der sie stets so zuverlässig begleitet hatte, wollte sie später, in der Trockenheit ihres Zimmers, trauern.
    Reinhold schloss sich Ingrids Meinung ebenfalls an. Es wäre vergeudete Zeit, gemeinsam über den Friedhof zu stolpern. Und so trennten sich ihre Wege, damit die Suche nach Frieda beschleunigt werden konnte. Reinhold entschied, rechts herumzulaufen, während Esther und Ingrid sich linkerhand durch die Pfade kämpfen wollten. In der Mitte wollten sie sich wieder zusammenfinden. Esther half Ingrid, den Rollstuhl über den Kiesweg zu schieben.
     
    Lauthals, um sich durch den Sturm Gehör zu verschaffen, rief Reinhold immer wieder Friedas Namen. Klitschnass, der Panik nahe, summte er in den Rufpausen vor sich hin, um sich selbst zu beruhigen.
     
     
    ****
     
     
    Zwischen dem tosenden Lärm des Gewitters vernahm Frieda die vertraute Stimme ihres Reinholds. Ach was war sie erleichtert! Selbst dieses Unwetter hielt ihn nicht davon ab, nach ihr zu suchen. Auf ihren Reinhold war halt Verlass. Und auf ihre guten Ohren ebenso.
    Beruhigt atmete sie auf, als sie von anderer Seite Esthers Rufe vernahm. Verwirrt, aber glücklich drehte sie sich erst in die eine Richtung, dann in die andere. Sie lief drei Wegkreuzungen Reinholds Stimme entgegen. Schließlich blieb sie stehen und lauschte. Es war nichts mehr zu hören. Sollte sie sich das Rufen nur eingebildet haben?
    Doch da hörte sie erneut ihren Namen. Sie hatte sich also doch nicht geirrt, stellte sie beruhigt fest. Sie musste nur einfach ihrem Gehör vertrauen, dann würde alles gut. Während sie eine weitere Wegkreuzung passierte, rief sie: „Hier! Reinhold, hier bin ich!“
    Wieder hörte sie als Antwort nur den Wind und das Rauschen des sintflutartigen Regens. Unruhig drehte sie sich um die eigene Achse, um eine Orientierung zu bekommen. Es war zum Verzweifeln; die Regenwand wurde immer dichter. Doch wieder hörte sie die Stimme ihres geliebten Mannes. Voller Vorfreude klopfte ihr Herz bis zum Hals. Vielleicht wäre es ein Fehler, doch sie wollte ihm einfach nur entgegenlaufen. Ein übergroßer Grabstein versperrte ihr jedoch mit einem Male den Weg. Um nur ja gleich gesehen zu werden, trat sie hinter dem Grabstein hervor und machte einen Schritt zurück, dann zur Sicherheit noch einen und noch einen. Und als sie noch einen weiteren Schritt zurücktrat, war es auch schon passiert.
     
     
    ****
     
     
    In der Mitte des Friedhofs trafen Esther, Reinhold und Ingrid wieder aufeinander. Ein Blitz erleuchtete für Sekunden die Grabsteine.
    „Ich glaube, ich habe Frieda …!“, rief Reinhold aufgeregt, als die Frauen ihn schon fast erreicht hatten. Beängstigt warf er einen Blick gen Himmel. Ein gewaltiger Donner verschluckte seine Worte.
    „Was?“, schrie ihm Ingrid entgegen.
    „Ich glaube, ich habe Frieda rufen gehört“, schrie Reinhold zurück.
    „Aus welcher Richtung?“, mischte sich Esther in das Geschrei ein.
    Reinhold zeigte in die Richtung, von der er glaubte, dass diese die richtige wäre.
    Ingrid schob aufgeregt ihren Rollstuhl in die angegebene Richtung. Kam alleine jedoch nur schwer vorwärts.
    „Ich gehe nachsehen“, entschied Esther. Triefend hing die Kleidung an ihr, wie ein schwerer Sack; trotz der zunehmenden Schmerzen im Knie mobilisierte sie ihre Kräfte neu. Stumm betete Esther darum, dass der Herr ihr den richtigen Weg zeigte. Viele Schritte wurden von ihr nicht abverlangt.
    Vielleicht war es einfach morbide Neugier oder ein Wink von ganz oben, aber als sie an dem

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