Tee und Toast
sie
noch erstaunter an als bisher. »Kennen Sie sich mit den Bäumen dieses Landes
aus ?« fragte er. »Interessieren Sie sich für den Busch ?«
Sie lächelte ihn an. »Ja, sehr.
Sie auch?«
»Ja, ich weiß mit Unterhölzern
ganz gut Bescheid. Ich besitze ein ganzes Bündel Aktien einer großen Holzfirma,
die Bäume aus dem Busch verwertet .«
»Oh«, antwortete Lydia mit
seltsam flacher Stimme.
»Da haben wir’s«, murmelte ich
Larry zu.
Ich weiß nicht, ob Onkel
Richard gemerkt hat, daß er ins Fettnäpfchen getreten war, zumindest blickte er
Lydia unsicher an. Sie war viel zu wohlerzogen, um ihre Gefühle in Worte zu
fassen. Aber ihr Gesicht zeigte eine plötzliche Reserviertheit.
In diesem Moment stellte Kiri,
unser Bootsmann, den Motor ab. Sam sprang in das kleine Beiboot und half
Gloria, Alison, Larry und mir beim Umsteigen. Lydia sagte, sie wolle mit den
Kindern mit der zweiten Fuhre fahren. Sie saß mit verlorenem Blick da und
betrachtete die ruhigen, dichtbewachsenen Hügel, die in so lebendigem Kontrast
zu der glitzernden See standen.
Als das Beiboot bis zum Rand
mit Gepäck vollgeladen war, bat Larry Onkel Richard, ihr Rex herüberzureichen.
Genau in dem Augenblick wachte der junge Hund aus seinem kindlich tiefen Schlaf
auf, und bevor ihn jemand packen konnte, stürzte er an den Bootsrand, warf
einen todtraurigen Blick auf seine Herrin, die man von ihm getrennt hatte, und
sprang mit einem Satz über Bord.
Er versank vor unseren Blicken,
tauchte nach einer Minute wieder auf und fing ohne sich umzusehen an, wie wild daraufloszupaddeln . Er schien durch seinen Mut so
erschreckt zu sein, daß er jeglichen Sinn für Richtung verlor und von dem
Beiboot wegkraulte, direkt ins offene Meer hinaus. Larry war außer sich. Sie
stand im Ruderboot und rief und schrie. Als der Hund nicht kehrtmachte, sah es
ganz so aus, als wolle sie sich mitsamt ihren Kleidern ins Wasser stürzen.
»Schnell«, schrie sie. »Tut doch etwas! Seht ihr denn nicht, daß er direkt auf
Australien zuschwimmt? Er wird bald ertrinken .«
Sam ruderte das Boot herum, war
aber nicht schnell genug. Larry schrie nach Kräften, und Rex paddelte nach
Kräften — weg von uns. Nur Kiri verlor den Kopf nicht. Er warf wortlos seinen
Motor wieder an, riß das Boot in einem schnellen Kreis herum und hatte schon
nach Sekunden den kleinen schwarzen Kopf und die wild paddelnden Pfoten
eingeholt.
In einer Minute war alles
vorbei. Paul lehnte sich gefährlich weit über Bord, Kiri ließ das Boot
vorsichtig an Rex herantreiben, bis mein Mann das Hündchen am Kragen packen und
aus dem Wasser ziehen konnte. »Sehr guter Schwimmer«, sagte Kiri lächelnd. »Den
sollten Sie auf die Olympiade schicken .«
In der Zwischenzeit war Sam
wieder neben das Motorboot gerudert. »Oh, Kiri, Sie sind ein Prachtkerl«, rief
Larry überglücklich. »Sie haben ihm das Leben gerettet. Schnell, Paul, gib ihn
mir herüber .«
Diesmal hörte Rex die Stimme
seines Frauchens. Paul tat sein Bestes, das tropfnasse Tier in Larrys Arme zu
legen, aber das Beiboot schwankte ein wenig, und Rex landete klatschend in
Glorias Schoß.
Ich verstand, daß sie ärgerlich
war. Niemand bekommt gern einen übergroßen, triefenden Schwamm auf die Schenkel
geschmissen, aber es war schade, daß sie sich so scharf ausdrückte. »Weg, du
entsetzliches, kleines Biest«, kreischte sie. »Oh, wenn doch der Teufel alle
Hunde holen würde!«
Ich blickte aufs weite Meer
hinaus. Sam murmelte irgendeine Entschuldigung, packte Rex am Schlafittchen und
hob ihn aus Glorias Schoß in Larrys Arme. Alison beugte sich über den jungen
Hund und gab ihm einen Kuß auf seinen kleinen, nassen Kopf. »Der arme Rex«,
sagte sie. »Mein Gott, war das furchtbar, fast wäre er ertrunken .«
Und nun machte Gloria ihren
schlimmsten Fehler. Ich bin sicher, daß Larry ihr die Sache mit dem Teufel und
den Hunden vergeben hätte, denn das war ihr in der Aufregung so
herausgerutscht. Aber Gloria hatte sich noch nicht wieder in der Hand. Sie
sagte mit lauter, unfreundlicher Stimme: »Schade, daß er nicht ertrunken ist,
das eklige Vieh. Dann wäre wenigstens endlich Ruhe .«
Gut, sie wohnte nun schon über
einen Monat bei Larry und hatte viel erdulden müssen, weil sie Tiere nicht
mochte. Da sie aus einem geradezu hundebesessenen Land wie England kam, war das
zwar erstaunlich, aber vielleicht hatte sie nie etwas mit Hunden zu tun gehabt.
In Larrys Haus jedenfalls konnte man die Hunde mindestens als
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