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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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heute heiß genug,
und ich glaube, wir werden den Schock aushalten .«
    Wir gingen in unser Lager
zurück, in einiger Entfernung gefolgt von Onkel Richard und Lydia. Lydia hatte
den Arm voll Pflanzen und Grünzeug und unterhielt sich angeregt mit Richard
O’Neill. Die Nutzholzaktien waren vergessen.
    Sie kamen fröhlich und heiter
zurück, aber ich war froh, daß wir den Zeltplatz zuerst erreicht hatten. Ich
hatte mich nicht getäuscht. Gloria und Ward saßen sehr eng zusammen in unserem
Zelt, als Larry plötzlich hineinplatzte und sich ziemlich betont entschuldigte.
»Oh, pardon! Ich störe .«
    »Aber nein, nicht im
geringsten«, stammelte Gloria, und Vivian Ward rutschte von ihr weg.
    »Geht es Ihnen besser, Gloria ?« fragte Larry scheinheilig. »Sie haben nicht viel
versäumt. Die Männer haben drei Fische gefangen. Gott sei Dank! Das hat ihre
Stimmung ein wenig gehoben. Nun, wie wär’s mit Baden? Ich werde Rex anbinden,
dann kann er niemanden ertränken. Auf, Vivian, heute darf sich niemand drücken .«
    Niemand konnte behaupten, daß
heute kein perfekter Tag zum Schwimmen war. Es war Flut, und das Wasser reichte
bis zum Sand. Schon nach wenigen Metern hatte man keinen Grund mehr unter den
Füßen. Selbst Paul vergaß, sich vor Kälte zu schütteln und zu prusten, nahm
beide Kinder auf den Rücken, schwamm mit ihnen hinaus und spielte »Delphin«.
Christopher und Christina kreischten vor Vergnügen.
    Wir waren ziemlich erstaunt,
als wir feststellen mußten, daß Vivian Ward bei weitem besser schwamm als alle
drei anderen Männer zusammen. Er sah ohne seine dandyhaften, betont sportlichen
Kleider viel besser aus, ein starker, muskulöser junger Mann, und Gloria konnte
kaum ihre Augen von ihm abwenden. Ich brauchte mich heute nicht um sie zu
kümmern, denn sie vertraute sich seiner Obhut an, ließ sich ziemlich weit mit
hinausnehmen und lag mit ekstatisch begeistertem Gesicht auf dem Wasser,
während er sie in die Höhe hielt. Zum ersten Male mußte ich vor mir selbst
zugeben, daß sie auf ihre Weise ein recht attraktives Paar waren, selbst wenn
sie auch nicht ganz — wie Larry sagte — von »unserem Schlag« waren. Warum
sollten sie es auch sein? Plötzlich fand ich, daß wir eine ziemlich engstirnige
und voreingenommene Gesellschaft waren, die jeden ablehnte, der nicht so war
wie wir, und die alles kritisierte, was nicht unserer Lebensart glich.
    Als wir kurz darauf im Sand
lagen und uns von der Sonne trocknen ließen, machte ich Larry darauf aufmerksam.
Zuerst schaute sie mich sehr vorwurfsvoll an. »Dir scheint das Salzwasser nicht
zu bekommen, Susan«, sagte sie. »Was ist denn Gloria anderes als ein kleines
Luder? Sie will Onkel Richards Geld, aber sehnt sich nach Vivians Jugend und
Männlichkeit — in Anführungszeichen, möchte ich betonen. Dann soll sie sich
doch in Gottes Namen entscheiden und uns in Ruhe lassen .«
    »Larry, du gibst dich nur so.
In Wirklichkeit bist du gar nicht so hart .«
    »Aber ich habe wenigstens den
Schneid, das Kind beim Namen zu nennen. Ich hasse berechnende Frauen .«
    »Du hast leicht reden, denn du
bist nie so arm und verlassen gewesen wie Gloria .«
    Larry lag einen Augenblick nur
nachdenklich schweigend da. »Das stimmt«, gab sie schließlich zu. »Ich habe
zwar meine Eltern verloren, aber ich hatte Onkel Richard und eine sehr
fröhliche Jugend. Dann lernte ich Sam kennen. Ja, ich muß dir recht geben. Bei
uns waren die Voraussetzungen völlig anders. Vielleicht ist das Mädchen
tatsächlich in einer blöden Situation, und ich wünsche ihr nur, daß sie
möglichst bald herauskommt. Schau dir Onkel Richard an, wie mutig er gegen die
Wellen ankämpft. Ach Gott, der arme, alte Goldschatz! Es ist eine Schande !«
    Ich wußte, was sie meinte.
Richard O’Neill war weder fett noch schlaff, aber er sah eben nicht wie Vivian
Ward aus — sondern wie ein älterer Geschäftsmann, der hier nicht ganz in seinem
Element und sich dessen auch bewußt war.
    Lydia mußte das gleiche gedacht
haben wie ich, denn sie ging nochmals ins Wasser, gesellte sich zu Onkel
Richard, lächelte ihm freundlich zu, und kurz darauf sahen wir sie beide Seite
an Seite ins Tiefe hinausschwimmen. Larry stand auf und schüttelte den Sand von
ihrem Badeanzug. »Komm, auf in die Fluten, sonst kommen wir noch ins
Philosophieren«, und kurz darauf plätscherten wir wieder alle ausgelassen im
Wasser herum.
    Der Rest des Tages ging
friedlich vorbei. Larry bereitete aus den Schollen ein ausgezeichnetes

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