Tee und Toast
Larry, dich in
anderer Leute Angelegenheiten zu mischen. Paul hat völlig recht ,
wenn er sagt...«
Hier unterbrach sie mich mit
einem sehr überlegenen Gesicht. »Wirklich, Susan, wenn du schon Paul nachäffen
mußt, dann brauchst du nicht gleich noch seine Stimme zu imitieren. Du schreist
ja geradezu! Selbst die arme, alte Maria ist erschrocken. Falls sie uns mit all
den sechs Kindern durchgeht, hast du nur dir selbst die Schuld zuzuschreiben.
Versuche wenigstens ruhig und geziemend zu sprechen, wie du es sonst auch tust .«
Worauf ich natürlich in
beleidigtes Schweigen verfiel.
Unser Picknick verlief lustig
und vergnügt. Als wir wieder zu Hause waren, brachten wir die Kinder sofort ins
Bett.
Am Abend rief Anne an. Nachdem
sie sich eingehend nach den Kindern erkundigt hatte, berichtete sie von ihrem
Vater.
»Als wir ankamen«, erzählte
sie, »saß er in einem Lehnstuhl in seinem Krankenzimmer und betonte immer
wieder, wie leid es ihm täte, daß er mir so viel Umstände mache. Er sieht noch
sehr blaß und müde aus. Er will es natürlich nicht zugeben, wie matt er sich
fühlt, weil er Kranksein für eine Schande hält. Er bearbeitet bereits den Arzt,
ihn wieder nach Hause zu lassen. Gott sei Dank hat er in Doktor Sobin einen harten Gegner .«
»Folgt er denn wenigstens den
Anordnungen des Arztes ?«
»Er muß, denn Julian und ich
sind natürlich auf der Seite des Arztes. Vater will die ganze Geschichte als
Magensache abtun, aber es war tatsächlich ein Herzanfall. Doktor Sobin sagte, daß Papa seine Lebensweise in Zukunft völlig ändern
muß. Du kannst dir vorstellen, wie er darauf reagiert hat .«
»Es wird sicherlich erst
richtig schwierig werden, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird. Wie lange
muß er noch dort bleiben ?«
»Schon noch einige Tage. Dann
werden wir ihn erst einmal zu Hause pflegen und anschließend mit ihm
irgendwohin zur Erholung fahren. Der Arzt wollte ihn zwar noch länger im
Krankenhaus behalten, aber er mußte einsehen, daß das Kämpfen um Tage Vater nur
aufregt. Außerdem macht sich Papa Sorgen wegen des trockenen Wetters. Ich habe
ein ganz schlechtes Gewissen, daß ich Tim in dieser schwierigen Zeit allein
gelassen habe. Wenn es doch nur endlich regnen würde .«
Es kommt nur ganz selten vor,
daß es in unserem feuchten Klima einmal einen ganzen Monat lang nicht regnet.
Aber Tag um Tag stach die Sonne vom Himmel, der wie eine staubige Kupferkugel
aussah.
»Solange kein Sturm aufkommt«,
sagte Paul eines Morgens, als er sah, wie ich besorgt zum Fenster
hinausblickte, »haben wir nichts zu befürchten .«
Doch schon am nächsten Tag kam
ein starker Ostwind auf.
16
In unserem Land wird ein Sturm
meist von Regen begleitet. Aber an diesem Morgen war die Luft heiß und trocken,
und über allem lag eine glühende Staubschicht. Der Wind war kaum aufgekommen,
als Paul schon die Koppeln, die an den Busch angrenzten, leertrieb und die
Schafe näher an das Haus heranholte.
Der Morgen zog sich lange hin.
Ich war nervös und blickte fünf Minuten unruhig aus dem Fenster. Paul hatte mir
gesagt, mit dem Essen nicht auf ihn zu warten, er würde mit Tim und Sam den
ganzen Tag draußen auf den Weiden sein.
Ich richtete einen Berg von
belegten Broten, um den Männern etwas auf den Tisch stellen zu können, falls
sie doch schnell hereinschauten.
Die Zwillinge hatten schon beim
Aufwachen schlechte Laune und wurden kurz darauf unleidlich, quengelten und
verlangten nach Anne und Rangi. Mick versuchte, sie ein wenig aufzuheitern,
lehnte aber ihren Wunsch nach einer Spazierfahrt mit Maria und dem » Konaki « entschieden ab. Doch er nahm sie mit in den
Schuppen hinaus, und ich hatte fürs erste Ruhe.
Der Wind pfiff um das Haus, und
mir war zum Heulen zumute. Die Rauchschwaden am Horizont stiegen nicht mehr
gerade in den Himmel, sondern trieben waagrecht über das Land. Ich erledigte in
meiner Angst und Unruhe lauter unwichtige Arbeiten, putzte Silber und machte im
Wäscheschrank Ordnung.
Gegen elf rief Larry an.
»Scheußlich, was? Ich hatte Wäsche auf der Leine und habe sie völlig vergessen.
Die Hälfte ist davongeflogen. Was, du auch? Sind wir nicht kopflos? Aber wer
hätte auch daran gedacht, daß alles so plötzlich kommt. Nur zwei Laken? In
meinem Garten hängt in jedem Busch ein Leintuch. Das ist schon ein
ungemütliches Wetter, findest du nicht auch ?«
Das war das Äußerste, was Larry
sich erlaubte. Sie würde nie zugegeben haben, daß auch sie Angst hatte und
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