Tee und Toast
Kutscher
spielen und gingen selbst hinterdrein.
»Wo ist Lydia ?« fragte ich, als Larry und ich Thermosflaschen mit Kaffee und Milch füllten.
»Ich habe ihr gesagt, sie solle
ein wenig spazierengehen . Sie hat heute morgen
Christopher und Christina unterrichtet und sich vorher schon um die beiden
Kleinen gekümmert, weil ich im Haus alle Hände voll zu tun hatte. Ich glaube,
sie ist in den Busch geritten .«
»Und Onkel Richard?«
»Ah, Susan, es ist alles so
durcheinander. Ich werde dir später davon erzählen .«
Unser Ausflug verlief unerwartet
ruhig. Es scheint geradezu unwahrscheinlich, daß ein alter Ire sechs
quicklebendige Kinder und ein bösartiges Pferd bändigen kann, aber es war der
Fall. Die Kinder waren so glücklich damit beschäftigt, sich in die Kurven zu
legen und sich bei jedem Stoß des alten » Konaki « halb
totzulachen, daß sie keine Zeit hatten, an irgendwelchen Unsinn zu denken. Und
wenn einem von ihnen ein Schabernack in den Kopf kam, drehte Mick sich um und
blickte alle sechs drohend an. »Ruhe da hinten«, rief er dann mit Donnerstimme.
»Wenn ihr nicht anständig seid, schmeiß ich euch alle miteinander ins Gras, und
ihr könnt schauen, wie ihr wieder nach Hause kommt .«
Es bestand kein Zweifel, daß
Mick seinen Beruf verfehlt hatte.
Wir waren kaum zehn Meter von
Larrys Haus entfernt, als sie zu erzählen begann. »Bitte, Susan, versteh mich
nicht falsch und mach kein schockiertes Gesicht. Niemand haßt es mehr als ich,
unfreiwilliger Zuhörer eines Gesprächs zu sein, aber ich konnte mit dem besten
Willen nichts dafür. Ich dachte, daß sie beide spazierengegangen seien, und ich
war so müde und abgekämpft, daß ich kalt baden wollte. Übrigens sinkt der
Brunnen zusehends, und wir werden bald die Pumpe abstellen müssen. Na gut, ich
wollte gerade in die Wanne steigen, als ich sie vor dem Fenster reden hörte.
>Wir haben eben eine völlig verschiedene Auffassung von den Dingen<,
sagte Lydia. >Sie sind ein erfolgreicher Geschäftsmann, und ich habe nie
Geld besessen, und für mich zählt es auch nicht .< Ich weiß nicht, wovon sie ausgegangen waren, auf alle Fälle — du kannst es mir
glauben — drehte ich sofort beide Wasserhähne auf. Wenn Sam das wüßte! Ich habe
ihm extra versprechen müssen, sparsam mit dem Wasser umzugehen. Ich habe
gedacht, daß Lydia und Onkel Richard dadurch gewarnt seien. Aber ich glaube,
sie waren so sehr in ihre Diskussion vertieft, daß sie auf nichts achteten. >Erfolgreich
würde ich nicht sagen<, hörte ich Onkel Richards traurige Stimme. >Ein
erfolgreicher Mann kann die Dinge dieser Welt richtig beurteilen und macht
nicht einen Narren aus sich .<
Und Lydia sagte daraufhin:
>Glauben Sie nicht, daß Sie die Geschichte endlich vergessen sollten? Wir
machen doch alle einmal einen Fehler .< Aber Onkel
Richard fuhr fort: >Ich bin eben alt. Kein Wunder, daß sie... Mein Gott,
jede Frau wird das gleiche empfinden. Sie sind sehr nett zu mir, Lydia,
aber...< Das war so fürchterlich, daß ich angefangen habe zu singen. Du
weißt, daß ich nicht musikalisch bin, aber es war wenigstens laut, und ich habe
nichts mehr gehört .«
»Das alles klingt ja nicht sehr
hoffnungsvoll. Wäre es nicht besser gewesen, wenn Onkel Richard noch ein wenig
gewartet hätte? Die eine Liebe vorbei und...«
»Aber das war doch keine Liebe.
Es war eine Krankheit, wie Masern. Nein, ich glaube, der einzige
Hinderungsgrund ist — wie Lydia sagte — die verschiedene Auffassung von den
Dingen. Nimm doch nur zum Beispiel diese Nutzholzaktien. Es klingt verrückt,
aber ich glaube, daß die Papiere trotz der angeblichen Versöhnung zwischen den
beiden stehen .«
»Aber dann soll er sie eben
verkaufen .«
»Das ist ja gerade der Punkt,
wo die verschiedene Auffassung von den Dingen sichtbar wird. Onkel Richard
würde nie begreifen, warum er diese gute Geldanlage aufgeben sollte. Jemand
anders würde die Papiere kaufen und der Busch weiterhin abgeholzt werden. Onkel
Richard denkt eben praktisch. Das hat er schon immer getan, und ich glaube
nicht, daß er sich noch ändern wird .«
»Vielleicht wird Lydia durch
ihn etwas realistischer werden. Schließlich hätte es wirklich keinen Sinn, wenn
er seine Aktien verkaufen würde .«
»Nein, aber sie ist eben ein
wenig fanatisch mit ihren Pflanzen. Das kann für sie ein Grund sein... Weißt
du, Susan, ich habe mich gefragt, ob wir beide nicht...«
»Nein«, erwiderte ich
entschieden. »Ein für allemal, nein! Hör doch endlich auf,
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