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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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doch schon her.« Doch Rex reagierte überhaupt nicht, und Larry murmelte mir zu: »Als ob er nur in ihre Nähe ginge.« Gloria rief nochmals, und Rex schien es sich auf einmal zu überlegen. Er spitzte die Ohren, wedelte mit dem Schwanz und trottete auf einmal auf Gloria zu.
    Richard O’Neill drückte im richtigen Moment ab. Das Bild war ein voller Erfolg: Gloria lächelte lieblich und hold vor sich hin. Rex blickte hingebungsvoll zu ihr hinauf. Larry ärgerte sich und zweifelte zum erstenmal an der Intelligenz ihres kleinen Hundes.
    Nachdem wir uns alle mehr als geduldig der Fotowut Onkel Richards zur Verfügung gestellt hatten, fiel ihm plötzlich Lydia ein. »Wo ist eigentlich Mrs. Forbes?« fragte er. »Ich muß unbedingt auch von ihr ein Bild haben, sonst ist die Familie nicht vollständig, oder?«
    Lydia hatte sich mit äußerstem Takt in die Küche zurückgezogen und tat furchtbar beschäftigt. Fest entschlossen, daß niemand der Qual entgehen dürfe, lotsten wir sie trotz ihres heftigen Widerstandes in den Garten. Schließlich erklärte sie sich lächelnd einverstanden, sich fotografieren zu lassen. »Aber nur mit den Kindern zusammen«, sagte sie. »Ihretwegen bin ich ja hier, nicht wahr, Mr. O’Neill?«
    Ich habe nie begriffen, wie sie es machte. Die Unterrichtsstunden gingen ohne Gezeter und Gezerr vorbei, es wurde nie gedroht und geschimpft, auch nicht das Blaue vom Himmel versprochen. Sie schien es einfach für selbstverständlich zu halten, daß die Kinder alles taten, um ihr zu gefallen, und — das war das Verwunderliche — sie taten es auch. Mark saß auf ihrem Schoß und strahlte in die Kamera. Prudence stand neben ihr und hielt die Puppe im Arm, die ihr Onkel Richard mitgebracht hatte. Christina, die ebenso hübsch ist wie ihre Mutter, hatte ihr Köpfchen zärtlich an Lydias Schulter gelegt, und Christopher hatte sein böses Gesicht vergessen und sah zugleich sehr brav und gescheit aus.
    Und Lydias ruhigen, intelligenten Charme konnte nicht einmal ein Fotoapparat zerstören. Diesmal war Onkel Richard außer sich vor Freude. Er knipste gleich dreimal hintereinander und meinte dann höchst befriedigt: »Sie sind eben ein gutes Objekt, Mrs. Forbes. Sie setzen sich nicht in Positur und geraten auch nicht aus dem Häuschen. Ich möchte wetten, daß die Bilder gut werden.«
    Bei diesen Worten drehte sich Gloria auf dem Absatz um und ging ins Haus. Onkel Richard nahm kaum Notiz davon, denn er unterhielt sich gerade mit Lydia über Farbfotos.
    Die letzten Schnappschüsse waren tatsächlich einwandfrei gelungen. Sie und die Fotos von Gloria waren die einzigen, auf denen nicht eine Bande von Verbrechern abgebildet zu sein schien. Gloria sah etwas gekünstelt, aber sehr hübsch aus, und Lydia lächelte völlig natürlich auf die Kinder herunter, die so herzig und lieb dreinschauten, daß Larry und ich fast vor Mutterstolz platzten.
    Als Larry und ich allein waren und wir uns von der Fotografiererei etwas erholt hatten, sagte sie nachdenklich zu mir: »Lydia ist wirklich sehr attraktiv. Sie hat unheimlich viel Charme.« Und nach einer Minute setzte sie zwinkernd hinzu: »Wer weiß, wer weiß...?«
    Ich hatte auf einmal Mitleid mit Gloria. Wir waren alle gegen sie, und schließlich war sie noch jung und hatte keine Freunde in diesem Land. Aber als ich das Larry gegenüber äußerte, wurde sie ungeduldig. »Jetzt werde mir nur nicht rührselig! Dieses Mädchen ist hübsch und hat elegante Kleider, obwohl du mich nicht fragen darfst, woher sie stammen. Sie ist fünfundzwanzig und kann sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Warum arbeitet sie denn nicht, sondern hängt sich wie — wie ein Vampir — an einen älteren Herrn und quetscht allen Lebenssaft aus ihm heraus?«
    »Du denkst an Parasiten. Vampire quetschen nicht. Sie saugen.«
    »Sei nicht degoutant, Susan. Es ist ein Jammer, daß du keinen Funken Phantasie hast.«
    »Zumindest nicht genug, um mir vorzustellen, wie Onkel Richard entweder zerquetscht oder ausgesaugt wird. Schließlich scheint er alt genug zu sein, um auf sich selbst aufpassen zu können. Aber, schau! Da kommt Julian und — rate, wer noch?«
    »Alison«, antwortete Larry prompt, ohne auch nur einen Blick aus dem Fenster zu werfen. »Ich glaube, er hat sich für Alison begeistert. Es wird höchste Zeit, daß Julian heiratet, und sie paßt blendend zu ihm. Nur scheint sie sehr an ihrer Familie zu hängen, und ihre Mutter ist keine einfache Frau. Ich kann mir schwer vorstellen, daß

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