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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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kalten, harten Blick zu unseren Autos hinüber, wo Onkel Richard so tat, als sei er furchtbar beschäftigt, uns aber in Wirklichkeit ängstlich beobachtete. »Sagen Sie ihm, es sei in Ordnung. Ich war nicht sehr nett zu ihm, aber ich hielt es einfach nicht mehr aus. Er ist kein schlechter Kerl, und wenn nicht alle anderen gewesen wären, wäre es vielleicht sogar gut gegangen. Aber auch nicht sehr lange. Schließlich will ein Mädchen ja auch nicht dauernd gefragt werden, ob es mit seinem Großvater verheiratet ist.«
    Sie lachte und mir fiel von neuem auf, wie vulgär sie doch war. Das vornehme Mäntelchen war dahin, und selbst ihre Stimme klang jetzt schrill und unangenehm. In diesem Moment tat es mir überhaupt nicht leid, daß wir uns eingemischt hatten. Onkel Richard hatte seine Grenzen, aber er war ein anständiger, guter Mensch, und dieses Mädchen hatte ihm das Herz gebrochen. Gloria schob das Geld und den Ring in die Tasche, klopfte mir leicht arrogant auf die Schulter und stieg in den Wagen.
    Während wir zusammen gesprochen hatten, war Vivian zu den andern hinüber gegangen und hatte sich verabschiedet. Gloria drehte sich nach ihm um, und ein scharfer Zug trat in ihr Gesicht. Offensichtlich paßte es ihr nicht, daß Vivian den anderen auf Wiedersehen sagte.
    Larry erzählte mir später, daß er allen die Hand geschüttelt und nicht so recht gewußt habe, wie er sich benehmen sollte. »Also, dann, bis bald!« hatte er schließlich gerufen und war gegangen. Sobald er außer Hörweite war, hatte Julian gefragt: »Bis bald? Ist das eine Grußformel oder eine Drohung?« und jeder hatte gelacht.
    Wir haben übrigens Vivian Ward nie wiedergesehen. Er muß aus unserer Gegend weggezogen sein. Vielleicht war er tatsächlich ein so wichtiger Geschäftsmann, daß er sich seinen Wohnort aussuchen konnte. Auf jeden Fall erfüllte sich seine Drohung nie, und niemand von uns bedauerte es.
    Als wir auf Sams Farm ankamen, war von Gloria keine Spur mehr zu sehen. Sie hatte zum erstenmal ihr Zimmer tadellos ordentlich und sauber verlassen. Auf dem Tisch lag das schreckliche rosa Kleid, das ihr Onkel Richard mitgebracht hatte. Sonst allerdings hatte sie alles mitgenommen, was sie von ihm geschenkt bekommen hatte, natürlich inklusive des häßlichen, aber teuren Schmucks aus den Staaten.
    Larry erzählte mir später, daß Onkel Richard hinter ihr in Glorias Zimmer gegangen sei, betreten um sich geblickt und schließlich traurig auf das rosa Kleid gedeutet habe. »Seltsam, wie dumm ein alter Knabe sein kann. Weißt du, Larry, ich hielt das Mädchen anfangs für ein Geschenk des Himmels.«
    Larry hatte es nicht ertragen können, ihren Onkel so bedrückt dastehen zu sehen, hatte ihre Arme um ihn geschlungen, ihn auf beide Wangen geküßt und gesagt: »Sei nicht traurig. Mick hatte recht. Sie paßt nicht zu dir — und sag nie wieder, daß du ein alter Knabe bist. Das stimmt nicht.«
    Er hatte sie fast dankbar angeblickt und ihr das fürchterliche Kleid in die Hand gedrückt. »Ich glaube, daß es Susan gut stehen müßte«, hatte er gesagt. »Für dich ist es zu kurz, oder?«
    »Leider«, hatte Larry bösartig geantwortet, »aber Susan wird überglücklich sein, wenn du es ihr gibst.«
    Ich hätte eigentlich wissen können, daß ich früher oder später das Opfer sein würde.
    Sam und Paul standen vor dem Haus und sahen sehr besorgt und ernst aus. »Was ist denn los?« fragte Larry. »Es wird doch nicht schon wieder etwas passiert sein?«
    »Hast du es denn nicht selbst gemerkt, Larry«, entgegnete Sam. »Aber du schliefst ja auch halb nach all der Hetze und dem verrückten Lagerleben. Ich habe nichts gesagt, weil ich zuerst Peter Anstruther anrufen wollte. Aber es stimmt — wir hatten hier nicht einen Tropfen Regen. Das Gewitter zog in eine andere Richtung, an der Küste entlang, aber es kam nicht über die Hügel.«
    »Ich fand ja auch, daß alles beängstigend braun aussieht, aber ich dachte, daß der Regen eben noch nicht richtig gewirkt hat. Mein Gott, wie scheußlich. Das Wetter ist strahlender denn je.«
    »Wenn wir nicht bald Regen bekommen, werden wir ganze Herden verkaufen müssen«, sagte Paul. »Aber wir wollen uns heute abend nicht mehr aufregen. Ihr beiden Frauen habt genug Sorgen und Mühen gehabt. Von Gloria keine Spur, nehme ich an, oder?«
    »Sie hat alles mitgenommen, selbst Onkel Richards Geschenke.«
    »Gott, er ist immer noch ganz billig weggekommen«, meinte Paul philosophisch. »Jetzt seid ihr natürlich

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