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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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zugespielt haben, eine Razzia in einem Bostoner Nachtclub namens >Broken Zipper< vorgenommen. Dort wurden große Mengen Heroin und zwei Kartons mit leeren Dosen gefunden, die angeblich mit einem nicht existierenden Getränk gefüllt werden sollten, in Wirklichkeit jedoch zum Schmuggeln von Rauschgift benutzt wurden. Dabei wurden fünf Personen verhaftet, unter anderem ein gewisser Daniel Purffle, Barkeeper und allem Anschein nach Kopf der Bande. Alle fünf versicherten, sie würden lediglich die Anweisungen des Clubeigentümers befolgen.«
    »Sehr interessant«, sagte Max. »Soweit ich weiß, gehört der Club einer Gesellschaft, die sich Thanatopsis Trust nennt.«
    »Genau«, sagte Codfin. »Und die Kontrolle über diesen Trust hat Mr. Adolphus Kelling.«
    »Das sind doch gemeine Lügenmärchen«, schrie Dolph. »Hören Sie, Lieutenant, es ist mir schnurzegal, wenn Sie mich wegen eines halbwegs nachvollziehbaren Verdachts verhaften, aber mir zu unterstellen, ich würde einen verdammten Sündenpfuhl besitzen und mich noch dazu hinter einem gottverfluchten Trust verstecken, von dem ich noch nie im Leben gehört habe, ist absolut bescheuert, und ich bin nicht bereit, den Hals dafür hinzuhalten. Osmond, rufen Sie auf der Stelle Redfern an.«
    »Am besten, wir setzen uns außerdem mit deinem Wirtschaftsprüfer in Verbindung«, sagte Max. »Wer ist es?«
    »Cousin Percy natürlich.«
    »Für den Eugene Porter-Smith arbeitet.«
    »Was hat das mit diesem Thanatopsis Trust zu tun?«
    »Nichts, wenn wir Glück haben. Wohin bringen Sie ihn, Lieutenant?«
    »Nach Boston. Sie schicken einen Wagen.« Lieutenant Codfin unterdrückte den Stoßseufzer, nach dem ihm so offensichtlich zumute war.
    »In Ordnung«, sagte Max. »Er wird Ihnen keine Schwierigkeiten machen. Nicht wahr, Mary?«
    »Wie du meinst, Max. Ich hoffe nur, du weißt, was du tust. Soll ich die Reisetasche für dich packen, Schatz?«
    »Nein, spar dir die Mühe. Man würde mir bestimmt nicht erlauben, sie zu behalten. Die hätten todsicher Angst, ich könnte mich an meinen verdammten Socken erhängen. Was ich selbstverständlich nicht tun würde. Wo ist Harry Burr? Er ist doch Experte, was Verhaftungen angeht.«
    »Harry ist schon weg.« Genevieve stand an der Tür und versuchte gar nicht erst, ihre Tränen zu verbergen. »Daß ich das noch erleben muß! Ich könnte Ihnen einen Kuchen mit einer Feile drin backen, Chef.«
    »Wunderbar. Wie wär's mit Kokosnußglasur? Los, Codfin. Lassen Sie uns verschwinden, bevor ich es mir anders überlege.«
    »Wir sehen uns bald wieder, Dolph«, versicherte Max. »Kommen Sie, Loveday, wir erledigen rasch ein paar Telefonate. Und die anderen packen schnell ihre Sachen zusammen, damit wir gleich aufbrechen können.«
    »Ich komme mit«, sagte Mary. »Genevieve, Sie halten mit Henrietta die Festung. Macht euch keine Sorgen, ich sorge dafür, daß euer Chef bald wieder wohlbehalten zurückkommt. Was für ein Glück, daß wir beschlossen haben, das Center heute nicht zu öffnen, so sind wir wenigstens diese Sorge los. Was meint ihr, wo Harry Burr hin ist? Wahrscheinlich mit der Bahn zurück nach Boston, könnte ich mir vorstellen. Heute gibt es in der Kirche Kaffee und Kuchen. Ich wollte Harry eigentlich die Reste von gestern mitgeben, aber die jungen Leute haben alles verputzt.«
    Sie redete tapfer immer weiter, um die aufsteigenden Tränen niederzukämpfen. Sarah umarmte sie.
    »Hab keine Angst, Mary. Irgendwer hat da einen schrecklichen Fehler gemacht. Max wird alles wieder in Ordnung bringen. Geh dir doch das schöne grüne Kostüm anziehen, das Dolph so sehr mag.«
    Osmond Loveday seufzte. »Ich muß gestehen, daß ich mich ebenfalls liebend gern umziehen würde.«
    »Das kann ich sehr gut nachvollziehen«, erwiderte Sarah nicht sonderlich taktvoll. Loveday wirkte um diese Tageszeit in seinem vornehmen Abendanzug mehr als lächerlich. »Ihre Vermieterin glaubt bestimmt, Sie hätten die ganze Nacht durchgefeiert.«
    »Glücklicherweise habe ich keine Vermieterin.«
    Das hätte sie eigentlich wissen müssen. Wahrscheinlich besaß er ein gepflegtes kleines Apartment in der Bodmin Street oder weiß der Teufel wo, mit einem signierten Foto von Großonkel Frederick im Silberrahmen auf dem Kaminsims. Sarah wurde klar, wie wenig sie eigentlich über Mr. Lovedays Privatleben wußte - und wie herzlich egal es ihr war. Sie ging nach oben, holte die Sachen, die sie gestern mitgebracht hatte, und begab sich nach draußen, um in den Wagen zu

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