Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
denn damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, sondern um wie vereinbart Tiggers Adresse herauszufinden«, rechtfertigte sich Sarah. »Leider war Appie nicht zu Hause, und ihre Haushälterin konnte mir nicht sagen, wo sie war. Ich frage mich, ob Mr. Loveday Tigger dazu überredet hat, Appie als freiwillige Helferin für das Center zu gewinnen. Vielleicht hat er sie sogar selbst gefragt. Ich werde auf jeden Fall versuchen, sie heute abend noch zu erreichen. So, und jetzt kannst du weiterreden, Theonia.«
    »Ja, erzähl mal, was genau an der Ecke Blackstone Street passiert ist«, sagte Max. »Einen Moment lang hatte ich nämlich den Eindruck, du wärst wirklich in Gefahr.«
    »Ich auch. Es ist nämlich folgendes passiert«, erklärte Theonia den anderen, »im Rinnstein habe ich eine leere Dose gesehen. Ich wollte sie aufheben, aber als ich sie fast in der Hand hatte, kam ein junger Kerl in Lila angerannt und hat sie einfach weggetreten, wobei er mich fast verletzt hätte. Also habe ich mich wieder aufgerichtet und mich dann so schnell wie möglich verzogen. Ich wußte nicht, ob er es auf mich abgesehen hatte oder nicht, also bin ich lieber auf Nummer Sicher gegangen. Hat er versucht, mich zu verfolgen, Max?«
    »Nein, er hat etwas getan, was mir höchst merkwürdig vorkam. Er hat dich danach gar nicht weiter beachtet, sondern die Dose mit dem Fuß vorsichtig wieder an genau dieselbe Stelle geschoben, wo sie vorher gelegen hatte. Kurz darauf tauchte eine Frau auf, die einen lila Pullover trug und eine SCRC-Tasche dabeihatte, hob die Dose auf und steckte sie in ihre Tasche. Diesmal hat der Kerl nur völlig unbeweglich dagestanden und sie beobachtet. Ich mußte mich beeilen, um dir zu folgen, daher konnte ich leider nicht sehen, was die Frau danach gemacht hat. Wie hat die Dose ausgesehen, Theonia? Hattest du genug Zeit, sie dir anzuschauen?«
    »Sie ist mir aufgefallen, weil sie lila war, genau wie die Kleidung des Mannes. Ich glaube, es war eine Art Traubenlimonade, den Namen kannte ich nicht, Graperoola oder so ähnlich. Auf jeden Fall ein ziemlich langer Name. Der Schriftzug ging um die ganze Dose.«
    Brooks, der eine ausgesprochene Vorliebe für kohlensäurehaltige Getränke hatte, schüttelte den Kopf. »Mir unbekannt, wie der Affe sagte, als er sich den Rücken kratzte und dabei einen Floh fand. Ich werde mich mal umhören, wo man das Zeug bekommt.«
    »Lila Anzug, lila Pullover, lila Dose - Moment mal!« Max sprang auf, eilte in den winzigen Raum, den er als Büro benutzte, und kehrte mit Chet Arthurs zerrissener Tragetasche zurück. »Schaut euch das mal an.«
    Er legte sie vor Theonias Fußschemel auf den Boden. Sie sah genauso aus wie die Tasche, die Theonia im Center bekommen hatte, befand sich allerdings in einem weitaus schlechteren Zustand. Außerdem prangte ein lila Farbfleck darauf, der aus der Spraydose eines Graffitikünstlers hätte stammen können.
    »Ich wette, wenn du nicht die neue, sondern diese Tasche gehabt hättest, Theonia, hättest du die Dose bestimmt behalten dürfen.«
    »Aber die Tasche ist doch völlig hinüber, Max. Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    »Ich glaube, du bist in einen Drogentransfer geraten, und Chet Arthur ist möglicherweise genau dasselbe passiert. Wie wir alle wissen, greift die Polizei inzwischen in der Drogenszene ziemlich hart durch. Die Kontrollen werden immer strenger, trotzdem geht der illegale Handel weiter. Ich fürchte, daß einer der Dealer die Kontrollen umgeht, indem er die Leute vom SCRC als Drogenkuriere benutzt.«
    »Du sagst, ich hätte die Dose behalten dürfen. Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich Rauschgift schmuggeln würde, oder?«
    »Natürlich nicht, du hättest ja keine Ahnung, was in der Dose wäre. Falls meine Theorie stimmt, spielt sich folgendes ab: Zuerst wird eine Getränkedose ausgewählt, die niemandem auffällt, wenn man sie auf die Straße wirft. Wichtig ist dabei nur, daß es eine Marke ist, die hier in der Gegend niemand kennt. Möglicherweise haben sich die Drahtzieher sogar die Mühe gemacht, eine völlig neue Dose zu entwerfen und einen ganzen Haufen davon herstellen zu lassen.«
    »Wäre das nicht furchtbar teuer?« gab Theonia zu bedenken.
    »Nicht, wenn man in Betracht zieht, wieviel Geld man mit dem Verkauf von Drogen verdienen kann. Und durch diesen Trick wäre die ganze Operation sozusagen idiotensicher.«
    »Dann hältst du es demnach für idiotensicher, Heroin in Getränkedosen zu füllen und einfach auf die

Weitere Kostenlose Bücher