Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
aufgeschrieben.«
    »Hat was vorbereitet?«
    »Das werden wir wohl nie erfahren, da sie es leider verlegt hat. Was sie aber bestimmt nicht davon abhalten wird, uns solange damit zu nerven, bis wir es erledigt haben. Bestimmt hat es etwas mit dem SCRC zu tun. Ach, Max, sie wird doch wohl nicht wegen Theonia angerufen haben? Meinst du, sie hat sie doch erkannt und glaubt jetzt, die Ärmste sei völlig durchgedreht, und möchte uns nur mitteilen, wir sollten jetzt alle sehr, sehr nett zu ihr sein und ihr abwechselnd aus den Gesammelten Werken von William Cullen Bryant vorlesen?«
    »Warum ausgerechnet William Cullen Bryant?«
    »Weil man daraus Großtante Perseverance immer vorgelesen hat, nachdem sie angefangen hatte, sich für Yvette Guilbert zu halten.«
    Max sah interessiert aus. »Hat es etwas genutzt?«
    »Ich glaube nicht. Bryant hat Thanatopsis geschrieben, als er erst achtzehn Jahre alt war, wie du dich vielleicht erinnerst, und hat anscheinend den Rest seines Lebens damit verbracht, das Opus zu erweitern und auszuschmücken. Ich erinnere mich noch daran, wie Letitia, die Schwester von Großtante Perseverance, gekommen ist und meiner Mutter aus Bryants Werken vorgelesen hat. Leider war Mutter so krank, daß sie nicht mehr rechtzeitig aus dem Bett schlüpfen und sich im Badezimmer verstecken konnte.«
    »Pflegte deine Mutter so etwas öfter zu tun?«
    »Nur wenn Großtante Letitia zu Besuch kam. Sie war damals schon über achtzig, trug schwarze Röcke, die ihr bis zu den Knöcheln reichten, und so viel Klunker auf dem Busen, daß es immer schepperte, wenn sie sich bewegte. Sie hat es jedenfalls ge-schafft, Mutter Keiner weiß um seine Grabstätte und Gesegnet seien die Trauernden vorzulesen. Als sie ungefähr in der Mitte von Hymne an den Tod war, hat Mutter all ihre Kraft zusammengenommen und gesagt: >Sarah, bitte bring mir einen großen Manhattan Cocktail und Tante Letitia ein Glas mit Glaubersalz. Die Ärmste scheint unter einer Gallenkolik zu leiden. <«
    Sarah lachte. »Diese Episode gehört zu meinen schönsten Erinnerungen an Mutter. Drei Tage später ist sie gestorben. Großtante Letitia dagegen hat noch zehn Jahre gelebt. Sie hat eine kleine Party veranstaltet, als Alexander und ich geheiratet haben. Ich trug damals noch Trauer, weil mein Vater kurz vorher gestorben war, daher konnten wir keine große Feier geben, selbst wenn wir gewollt hätten. Jedenfalls hat Großtante Letitia zu diesem Anlaß Bryants Das Sterben der Blumen vorgetragen, ein Gedicht über ein junges Mädchen, das mit den Veilchen dahinwelkt. Ich war damals erst achtzehn, weißt du, und die Leute haben sich natürlich ihre Gedanken gemacht.«
    »Kann ich mir lebhaft vorstellen.« Ihr Gatte schien das Ganze nicht besonders lustig zu finden.
    »Cousine Mabel hat mir daraufhin vertraulich mitgeteilt, daß Letitia hoffte, daß auch mich ein früher Tod ereilen würde, weil sie schon immer Alexander mit ihrer eigenen Tochter verkuppeln wollte. Xanthia paßte zugegebenermaßen altersmäßig bedeutend besser zu ihm als ich. Sie war damals ungefähr fünfundfünfzig und passionierte Bergsteigerin. Kurze Zeit später ist sie allerdings unter mysteriösen Umständen von einer Andenklippe gestürzt. Onkel Jem wollte bei der Trauerfeier einer Andenklippe gestürzt. Onkel Jem wollte bei der Trauerfeier
    »Iß du es. Du mußt schließlich für zwei essen. Soll ich die Birnen anzünden?«
    »Nein, ich dachte, wir könnten sie in natura essen.« »Meinst du die Birnen oder uns?«
    »Jetzt werd bitte nicht unanständig. Hilf mir lieber gleich beim Abräumen.«
    Sie aßen zu Ende, dann ergab sich Sarah seufzend in ihr Schicksal und legte den Telefonhörer wieder zurück auf die Gabel. Sie suchte nach Appolonias Telefonnummer, doch ihre Tante kam ihr zuvor.
    »Sarah, ich habe die ganze Zeit vergeblich versucht, dich zu erreichen. Ist mit eurem Telefon alles in Ordnung?«
    »Momentan schon«, sagte Sarah. »Wir können nur nicht lange sprechen, weil Max einen dringenden Anruf aus Marseille erwartet. Was hast du denn auf dem Herzen, Tante Appie?«
    »Ich dachte mir nur, daß wir uns alle aufraffen und gemeinsam an einem Strang ziehen sollten - ein Tag in der Woche ist doch nun wirklich nicht zuviel verlangt, oder?«
    »Um was zu tun?«
    »Um im Center auszuhelfen, Liebes.«
    »Das ist überhaupt nicht nötig. Dolph und Mary haben alles hervorragend organisiert, die Mitglieder wechseln sich regelmäßig ab und erhalten für ihre Hilfe besondere

Weitere Kostenlose Bücher