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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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des Ballsaals vollgestellt, auch wenn immer noch Zimmer übrig waren, die sie noch nicht durchgesehen hatten.
    »Komischerweise sieht das Haus genauso voll aus wie vor der ganzen Aktion«, sagte Mary. »Schön ist nur, daß man nicht mehr bei jedem Schritt über geschnitzte Höckerchen stolpert.«
    »Geht ja vorsichtig mit den Höckerchen um«, sagte Max. »Die können euch nämlich eine Menge Geld einbringen. Viktorianische Perlenschnurverzierungen sind heutzutage höchst beliebt.«
    »Nicht bei mir«, knurrte Dolph, der in sein Glas starrte, als wolle er nachsehen, ob hinter den Eiswürfeln nicht vielleicht auch noch etwas lauerte, das man günstig verkaufen konnte, denn Teepause bedeutete für die Mitglieder der Familie Kelling noch lange nicht, daß tatsächlich Tee getrunken wurde. »Ich habe die verdammten Dinger gehaßt, seit ich denken kann. Wie viele davon haben wir denn jetzt schon runtergeschleppt, um Himmels willen?«
    »Bis jetzt acht geschnitzte Höckerchen«, sagte Sarah, die versuchte, eine Liste mit den besonders schwer einzuordnenden Gegenständen zu führen. »Wir haben auch Petitpoint-Höckerchen, türkische Höckerchen, Lederhöckerchen, Gobelinhöckerchen, Bro-kathöckerchen mit Fransen, ganz zu schweigen von den diversen Betkissen, von denen gibt es -«
    »Gottverdammich, Sarah, hör bloß auf! Wir haben uns schon fast das Rückgrat gebrochen, als wir die verfluchten Biester runtergeschleppt haben, jetzt brauchen wir uns nicht auch noch das Trommelfell zu ruinieren, indem wir uns anhören, wie sie alle heißen. Obwohl ich zugeben muß, daß ich ziemlich überrascht war, als wir das Geheimfach in dem Betschemel in Onkel Freds Ankleidezimmer entdeckt haben.«
    »Mit den ganzen französischen Pornoheftchen drin. Onkel Fred war wirklich ein scheinheiliger alter Bock, weißt du, Dolph.« Sarah schaute ein wenig ängstlich nach allen Seiten, als könne ihre respektlose Bemerkung ein Gespenst heraufbeschwören, das aus der Holzverkleidung mit donnernder Stimme brüllte: »Sarah Kelling, marsch in die Ecke mit dir!«
    Statt dessen hörte sie nur Marys freundliche Stimme, die sich erkundigte: »Ihr bleibt hoffentlich zum Abendessen?«
    »O nein, das geht doch nicht«, protestierte Sarah. »Genevieve ist bestimmt am Ende ihrer Kräfte.«
    »Sie sagt, sie fühle sich topfit. Das Personal beklagt sich immer, daß wir es nicht so auf Trab halten, wie Dolphs Tante und Onkel es getan haben. Wahrscheinlich ist es hier wirklich ein wenig zu ruhig, aber wir sind ja die meiste Zeit im Center. Genevieve hat einen Schinken und einen Topf Bohnen in den Backofen geschoben, außerdem hat sie schon ein paar von ihren berühmten unwiderstehlichen Apple-Pies gebacken. Bleibt um Himmels willen hier, sonst ist sie zutiefst verletzt. Ich habe keine Lust, mich mit einer stinksauren Köchin herumzuschlagen, wenn am Samstag abend die wilden Horden hier einfallen.«
    »Hast du schon eine Ahnung, wie viele kommen werden?«
    Sarah hatte »U.A.w.g.« auf die Einladungen geschrieben, auch wenn sie damit rechnete, daß sich die meisten Leute nicht die Mühe machen würden zu antworten. Doch inzwischen hatten sich tatsächlich schon einige angemeldet. Im Center waren einundzwanzig Bestätigungen eingegangen. Osmond Loveday berichtete zudem von sechsunddreißig wütenden Anrufern, die sich beschwert hatten und wissen wollten, warum die Versteigerung so kurzfristig angekündigt wurde, und verlangt hatten, man solle den Termin auf einen für sie günstigeren Abend umlegen.
    Hier im Haus hatte Henrietta dreiundvierzig Zusagen, siebzehn Absagen und eine Beschwerde entgegengenommen. Die kam von dem alten Spinner aus der Nachbarschaft, der die Kellings wissen ließ, was passieren würde, falls jemand es wagen sollte, mit dem Wagen seine Einfahrt zu blockieren. Henrietta hatte ihm versichert, daß sie Leute auf der Straße postieren würden, die sich um das Parkproblem kümmerten. Er hatte zudem schwerwiegende Folgen angedroht, falls irgendwer unbefugt sein Grundstück betreten sollte, und den Hörer auf die Gabel geknallt. Sie konnten sich darauf verlassen, daß er wieder anrufen würde, sobald ihm etwas Neues eingefallen war, über das er sich aufregen konnte.
    Doch sie beschlossen, den alten Miesepeter einfach zu ignorieren. Sarah freute sich über die große Resonanz. Die Zusagen, die Henrietta entgegengenommen hatte, stammten vor allem von Leuten, die in der Nähe wohnten und daher erwartungsgemäß besonders schnell und förmlich

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