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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sie hatte das merkwürdige Gefühl, daß Max sie loswerden wollte, und auch eine leise Ahnung, warum, doch was sollte sie machen?
    Zudem bot sich einem nicht jeden Tag die Gelegenheit, einen Inness auf seine Echtheit überprüfen zu lassen. Laut Tante Appies ExSchwiegertochter Vare waren Museumsbesuche eine wichtige ästhetische Bereicherung für das ungeborene Leben. Vare hatte ihre eigenen vier Embryos auch tatsächlich pflichtbewußt nacheinander an alle nur denkbaren Stätten der Kultur und Erbauung getragen. Jesse, Woodson, James und Frank hatten sich zu erfolgreichen Saboteuren und gerissenen kleinen Verbrechern entwickelt, zeigten jedoch wenig Sinn für Höheres. Vielleicht hatte Vare auch nur zu lange die Gemälde von Goya betrachtet. Der sanfte Inness würde ihrem Baby bestimmt nicht schaden.
    Sarah hatte das Museum of Fine Arts besucht, solange sie sich erinnern konnte. Als junges Mädchen hatte sie sogar davon geträumt, hier eines Tages Malerei zu studieren. Leider hatte es nicht geklappt, doch im Alter von zehn bis fünfzehn hatte sie dafür Privatstunden bei einer Kunstlehrerin nehmen dürfen. Miss Pefton war selbst an der Museum School ausgebildet worden und hatte sie häufig dorthin mitgenommen, um sich an Ort und Stelle mit ihr über die Gemälde zu unterhalten. Die schier endlosen Galerien hatten sich Sarah fast noch tiefer ins Gedächtnis eingeprägt als die wunderbaren Kunstwerke, die man dort bewundern konnte. Sie konnte sich noch genau erinnern, wie sie als Kind hinter den unfreundlichen Museumsführern hergetrabt war und dabei nicht nur ihren eigenen Klappstuhl, sondern auch den von Miss Pefton tragen mußte, weil ihre Lehrerin recht betagt gewesen war. Kurz nach Sarahs Hochzeit mit Alexander war die alte Dame gestorben. Sarah mußte allein zur Beerdigung gehen, weil Alexander wie üblich von seiner Mutter mit Beschlag belegt wurde. Im Nachhinein war es ihr ganz recht, denn sie hatte geweint, was Alexander bestimmt peinlich gefunden hätte.
    Sie hielt die scheußliche Tragetasche fest umklammert, während sie den Taxifahrer bezahlte, dem Herrn am Informationstisch den Grund ihres Kommens erklärte und zum Büro des Kurators dirigiert wurde. Jetzt, wo sie die Gattin von Max Bittersohn war, behandelte man sie ganz anders als früher, als sie noch eine Kelling gewesen war. Sarah fand sogar ein beträchtliches Empfangskomitee vor, das ungeduldig darauf zu warten schien, sie und ihre Tragetasche zu begrüßen. Man verwöhnte sie mit Kaffee und köstlichem Gebäck und informierte sie umfassend über die diversen Maltechniken des Künstlers, die ihr dank Miss Pefton und ihrer Galeriewanderungen bereits recht vertraut waren. Sie durfte sich sogar die Röntgenaufnahmen ansehen.
    Nachdem man das Werk eingehend untersucht hatte, war man sich einig, daß es sich tatsächlich um einen echten und noch dazu wunderschönen Inness handelte, und erkundigte sich höchst interessiert, was sie mit dem Kunstwerk zu tun gedenke. Sarah erklärte, sie sei sozusagen nur das Laufmädchen, woraufhin man sie spontan zum Mittagessen einlud. Während sie Brie mit französischem Brot und einen knackigen Macoun-Apfel aß, waren Max und Brooks damit beschäftigt, Annie Bickens zu kidnappen.
    Eigentlich war es ganz einfach. Max hatte von Mary erfahren, daß Annie heute nicht für das Center eingeteilt war. Das bedeutete, daß sie unterwegs war und sammelte, und es war allgemein bekannt, daß sie dieser Tätigkeit am liebsten in der Washington
    Street in der Nähe eines Billigkaufhauses nachging, weil sie dort genügend Geld schnorren konnte, um sich einen Milkshake genehmigen zu können. SCRC-Mitglieder durften nicht betteln, aber Annie stellte es so subtil an, daß es überhaupt nicht auffiel. Wenn man Joan Glauben schenken konnte, gingen die Menschen einfach von sich aus auf Annie zu und gaben ihr Geld. Annie konnte die Leute selbstverständlich nicht vor den Kopf stoßen, indem sie ihre milden Gaben zurückwies, außerdem mußte sie schließlich ihre Vorliebe für Milk-shakes irgendwie finanzieren.
    Für jemanden, der den größten Teil seines Lebens damit verbracht hatte, anderen Cocktails und Highballs zu servieren, schienen Milkshakes zwar eine merkwürdige Passion, doch Annie fand sie nun mal einfach unwiderstehlich, und die beiden Verschwörer beschlossen daher, sie mit einem Milkshake zu ködern.
    Max war diesmal ohne Hut, doch Brooks trug seinen graugrünen Filzhut, dessen Band die Feder eines Steinwälzers zierte. Als

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