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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Aufregung bestand. Die Bittersohns waren Robert J. dankbar, daß er ihnen die Verantwortung abnahm, da sie ohnehin schon genug Probleme hatten.
    Max hörte zu, bis ihr Lieblingsprecher verkündete, daß er anläßlich des Geburtstags von Carl Philipp Emanuel Bachs angeheirateter Cousine Ludmilla die Sinfonia Concertante in D von Carl Stammitz zu spielen gedenke, und seinen Hörern versicherte, der Komponist hätte Ludmilla mit Sicherheit auf Anhieb sympathisch gefunden, wenn er sie je kennengelernt hätte. Dann erst beantwortete er die Frage, die seine Frau ihm gestellt hatte.
    »Heute? Zuerst muß ich Pepe anrufen. Und danach könnten wir uns vielleicht eine Immobilie anschauen.«
    »Aber wir haben doch schon eine Immobilie«, antwortete Sarah einigermaßen überrascht. »Willst du damit sagen, wir sollten nach Ireson's Landing fahren und nachsehen, was dort los ist?«
    »Ich weiß genau, was dort los ist. Mein Vater führt gerade wieder einmal ein ernstes Gespräche mit dem Architekten.«
    Max Bittersohns Vater war im Bereich Architektur genauso eine Koryphäe wie Mr. Lurtsema im Bereich Musik und kümmerte sich hervorragend um das zukünftige Haus seines Sohnes. Als Baumeister der alten Schule war er mit den Vertretern moderner Stilrichtungen nicht immer einer Meinung, doch die Diskussionen verliefen ruhig und sachlich, denn Isaac Bittersohn war ein friedliebender Mensch. Trotzdem war der Architekt nach dem Gespräch stets ein-sichtiger und klüger als zuvor, woraufhin sich Isaac Bittersohn jedesmal diskret zurückzog, um einem anderen seiner sogenannten Helfer, die meist alles andere als hilfreich waren, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    »Die Immobilie, die ich im Sinn hatte«, erklärte Max, »ist Dolphs Lagerhaus.«
    »Sehr gut«, sagte Sarah. »Das würde ich mir auch gern mal ansehen. Kann man denn überhaupt hinein?«
    »Wahrscheinlich nicht. Ich muß nur noch schnell versuchen herauszufinden, was Pepe erreicht hat, dann können wir fahren.«
    Da Sarah wußte, wie lange es dauerte, wenn Max schnell versuchte, etwas herauszufinden, hatte sie bereits die Wohnung aufgeräumt und etliche Vorbereitungen für das Abendessen getroffen, als Max endlich wieder auftauchte und verkündete, jetzt sei er soweit. Dann wurden sie durch einen unerwarteten Besuch von Brooks auf-gehalten.
    »Ich habe gerade mit Mary gesprochen. Sie hat anscheinend den ganzen Morgen versucht, euch anzurufen, aber es war immer besetzt. Sie möchte wissen, ob ihr vielleicht Lust habt allein oder zusammen nach Chestnut Hill zu kommen und ihr und Dolph bei der Auswahl der Sachen für die Auktion zu helfen. Sie haben sich dafür eigens den Tag frei genommen, aber Dolph kann sich partout nicht entscheiden, was versteigert werden soll und was nicht, und die Zeit drängt. Mary klingt, als würde sie jeden Moment in Panik ausbrechen.«
    »Kann ich gut verstehen«, sagte Sarah. »Ich opfere mich. Kommst du auch mit, Max?«
    »Klar. Aber vorher fahren wir noch kurz am Lagerhaus vorbei. Möchtest du auch mitkommen, Brooks?«
    »Liebend gern, aber bedauerlicherweise ruft die Pflicht in Gestalt meiner teuren Gattin. Charles hat heute einen Vorsprechtermin, der für die Pension schlimme Folgen nach sich ziehen könnte, Mariposa ist mit Zahnweh aufgewacht und hat sich zum Zahnarzt begeben, und da Theonia und ich gestern den ganzen Tag außer Haus waren, sollten wir heute wirklich dableiben und nach dem Rechten sehen. Theonia macht gerade die Betten, und ich habe das besondere Privileg, mich um die sanitären Anlagen kümmern zu dürfen.«
    Sarah nutzte die Gunst der Stunde, um das Thema anzusprechen, über das sie sich seit geraumer Zeit Gedanken machte. »Was ich dich immer schon fragen wollte, Brooks«, sagte sie, »wird euch die Pension nicht allmählich zuviel?«
    »Willst du eine ehrliche Antwort?«
    »Ja, aber laß dir ruhig Zeit, du brauchst nicht sofort zu antworten. Ich frage deshalb, weil Max und ich die Wohnung hier aufgeben und nach Ireson's Landing ziehen wollen, sobald das Haus fertig ist, aber ich bin sicher, daß wir manchmal ein Zimmer hier in Boston brauchen, wenn wir über Nacht bleiben wollen. Da du jetzt das ganze Geld von Onkel Lucifer geerbt hast, habe ich mich gefragt, ob du nicht Lust hast, weiter in dem Haus zu wohnen. Wir könnten es in eine Art Familienkommune umwandeln und uns die Ausgaben teilen. Ihr beide könnt natürlich jederzeit nach Ireson's Landing kommen und im Kutscherhaus wohnen, wenn ihr einen Tapetenwechsel

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