Teeblätter und Taschendiebe
von unterschiedlichen Menschen ihr besonderes Flair.«
»Ganz wie du meinst, Liebes.«
Da Max zunächst seine ganze Aufmerksamkeit darauf konzentrieren mußte, heil aus dem Hafengelände zu kommen und den Weg nach Brookline zu finden, bezogen sich die wenigen und manchmal nicht sehr freundlichen Sätze, die er von sich gab, in der Hauptsache auf andere Fahrer. Erst als sie sich wieder entspannen konnten, kamen sie erneut auf das Thema zu sprechen, das sie beide beschäftigte.
»Schon interessant, daß Bill Jones unseren geheimnisvollen Ted Ashe, oder sollte ich vielleicht Wilbraham Winchell sagen, ausgerechnet bei einem Immobilienmakler getroffen hat, findest du nicht?«
»Der zufällig Wilton-Rugge heißt, genau wie die junge Dame, mit der Eugene Porter-Smith verlobt ist und deren Vater zufällig Immobilienmakler ist«, fügte Sarah hinzu. »Nachdem wir gesehen haben, wo Dolphs Lagerhaus steht, sollten wir uns vielleicht fragen, warum Eugene urplötzlich so viel Begeisterung für das Center zeigt. Soweit ich weiß, hat er bisher noch nie einen Funken Interesse für irgendein soziales Engagement gezeigt, von kleinen Spenden für Straßenmusikanten vor den Cafes einmal abgesehen.«
»Möglicherweise hat Wilton-Rugge sogar etwas mit den Eigentumswohnungen zu tun«, sagte Max.
»Das kann man doch sicher herausfinden, oder?«
»Nicht, wenn er sich auch hinter einem anonymen Vermögensfond verschanzt wie die Thanatopsis-Typen. Wir könnten höchstens versuchen, die Tochter mit Champagner gefügig zu machen, wenn sie bei der Versteigerung erscheint, und ihr auf die Art nützliche Informationen entlocken.«
Sie unterhielten sich weiter über die Versteigerung, bis sie an ihrem Ziel angelangt waren, und ließen sich dort von Dolph und Mary durch die unzähligen Räume des Herrenhauses führen. Sarah hatte bisher nie gewußt, wie riesig das Gebäude war. Die meisten Zimmer wurden seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt, waren jedoch mit genügend Objekten vollgestopft, um das Morgan Memorial zu finanzieren.
Sie fanden unzählige viktorianische Möbel und Dekorationen, Diverses aus der Zeit des Jugendstils und des Art déco sowie eine Menge Gegenstände, die man mit viel Wohlwollen als Sammlerstücke bezeichnen konnte. Max wählte die besten Objekte für eines der großen Auktionshäuser aus. Die zweitbesten, die weniger großartigen und die etwas ausgefalleneren trugen sie hinunter in den Ballsaal.
Harry Burr war mit der U-Bahn gekommen, um den beiden Gärtnern George und Walter beim Transportieren zu helfen. Mit seinem abgetragenen, aber sauberen Overall, dem Flanellhemd und der Nylon-Windjacke sah er weder wie ein Prediger noch wie ein Barkeeper aus, sondern nur wie ein älterer Herr, der ein recht arbeitsreiches Leben hinter sich hatte und froh war, sich ein wenig nützlich machen zu können.
Bald schleppten alle fleißig mit, selbst das Dienstmädchen Henrietta und die Köchin Genevieve. Sarah hatte den Auftrag, unten im riesigen Ballsaal, der einen ganzen Flügel des Hauses einnahm, die Aufsicht zu führen und die Verteilung der Objekte zu überwachen, damit sie später nicht vor einem Riesenchaos standen. Außerdem sollte sie Lose aus verschiedenen wenig attraktiven Gegenständen und einem einigermaßen attraktiven Köder zusammenstellen.
Sie hatte die glückliche Eingebung, die bunten Posten in SCRC-Tragetaschen zu packen, konnte Dolph schließlich davon überzeugen, daß dies gleichzeitig eine hervorragende Werbung für die Spendenaktion sein würde, und klopfte sich selbst auf die Schulter, weil es ihr gelungen war, die gefährlichen Taschen für einen guten Zweck aus dem Verkehr zu ziehen. Es war kaum zu erwarten, daß die Personen, die zur Versteigerung erschienen, anschließend mit den Taschen durch Boston spazierten, und noch unwahrscheinlicher, daß sie Graperoola-Dosen aufheben und darin transportieren wür-den. Außerdem gab es im ganzen Haus nicht annähernd genug Behälter, in denen man die Lose verstauen konnte, und Sarah hatte keine Lust, in allen möglichen Läden um Kisten und Kartons zu betteln.
Als sie endlich eine kleine Mittagspause einlegen konnten - Max und Sarah setzten sich mit Dolph und Mary ins Frühstückszimmer, Harry Burr verbrachte seine Pause auf eigenen Wunsch lieber mit Walter, George, Henrietta und Genevieve in der Küche -, hatten sie bereits zahlreiche Objekte für die Versteigerung zusammengetragen. Und als die Zeit für den Nachmittagstee nahte, war schon ein großer Teil
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