Teeblätter und Taschendiebe
gehört?«
»Sie werden noch eine ganze Menge darüber hören, bevor wir hier fertig sind«, sagte Max. »Brooks Kelling ist kein Stadtstreicher, sondern ein pflichtbewußter Bürger, der Ihnen gerade einen großen Dienst erwiesen hat. Wenn Sie Mr. Kelling erlaubt hätten, Ihnen die ganze Geschichte zu erzählen, wüßten Sie längst, daß er genau wußte, daß in der Tasche Heroin war, denn wir haben beide gesehen, wie es hineingelangt ist. Die Graperoola-Dose wurde absichtlich in den Rinnstein gelegt, weil man wollte, daß sie ein Mitglied des Senior Citizens' Recycling Centers aufhebt. Kennen Sie diese Einrichtung?«
Der Beamte gab zu, daß dies der Fall war.
»Genau dieselbe Frau hat gestern nachmittag an genau derselben Stelle eine andere Graperoola-Dose aufgehoben, und kurz danach wurde ihr die Tasche gestohlen. Zu Ihrer Information: Ich habe gerade beobachtet, wie man ihr erneut die Tasche gestohlen hat, nur mit dem Unterschied, daß wir die beiden Taschen vorher ausgetauscht hatten, wie Mr. Kelling Ihnen vielleicht bereits gesagt hat.«
»Und?«
»Und jetzt überreichen die beiden Männer, die der Frau die Tasche gestohlen haben, wahrscheinlich gerade jemandem eine Graperoola-Dose, die mit kleinen Tütchen gefüllt ist, in denen sich Stärkemehl und Zucker befinden. Sehr glücklich wird der Empfänger sicher nicht sein, wenn er es entdeckt. Hören Sie, ich weiß nicht, wieviel Ihnen Brooks schon erzählt hat, aber sollten wir nicht besser noch mal ganz von vorn anfangen? Unsere Geschichte beginnt mit einem Mitglied des Recycling Centers namens ehester Alan Arthur, der am Montag abend in einer Gasse in der Nähe der Kreuzung Marlborough Street und Massachusetts Avenue tot aufgefunden wurde.«
»Der Mann wurde überfallen.«
»Das will ich nicht bestreiten, auch wenn ich den Fall etwas anders sehe. Doch anscheinend ist Ihnen bei Ihren Ermittlungen entgangen, daß sich in Arthurs Tasche, die Brooks' Cousin Dolph, dem Leiter des Centers, übergeben wurde, Heroinkristalle befanden.«
»Wie bitte?«
»Meine Frau hat sie entdeckt, und ich habe sie mit Hilfe meines Chemielehrkastens analysiert.«
»Das ist ja unglaublich. Erzählen Sie weiter.«
Max erzählte. Brooks zeigte dem Captain die Fotos, die sie am Vortag gemacht hatten, und dazu ein Bild von Theonia in ihrem weinroten Abendkleid, damit der Mann sehen konnte, wie sie wirklich aussah. Dies erwies sich als folgenschwerer Fehler, denn sie brauchten eine Ewigkeit, um ihn davon abzubringen, Theonia fasziniert anzustarren, damit er sich endlich dem restlichen Beweismaterial zuwenden konnte.
Nachdem es Max gestattet worden war, die übrigen Fotos zu erklären, wies er auf die Kamera, die er immer noch um den Hals trug. »Ich habe inzwischen weitere Bilder geschossen. Zumindest hoffe ich das. Ich habe alles festgehalten, von dem Moment an, als die Dose plaziert wurde, bis zum Überfall.«
»Okay, Bittersohn, wir lassen den Film sofort entwickeln.«
»Wenn Sie nichts dagegen haben«, schaltete sich Brooks ein, »würde ich ihn lieber mit nach Hause nehmen und selbst entwickeln. Die Bilder wurden mit meinen Kameras gemacht, und ich bin sehr pingelig, was die Qualität meiner Abzüge angeht.«
»Wir ebenfalls«, konterte der Captain ungerührt.
Schließlich kamen sie überein, daß Brooks seine Kameras in die Dunkelkammer begleiten und die Entwicklung persönlich überwachen durfte. Max beendete seinen Bericht, begab sich auf die Herrentoilette und entledigte sich der roten Perücke, des Schnäuzers und der Sommersprossen. Die Jacke mußte er leider anbehalten, bis er wieder zu Hause war, und aus Mikes Jeans würde man ihn wahrscheinlich nur noch mit Hilfe eines Chirurgenbestecks befreien können. Leicht o-beinig betrat er wieder das Büro des Captains.
»Na so was«, stellte dieser erfreut fest, »ein Unterschied wie Tag und Nacht. Ich hatte gerade einen Anruf aus dem Labor, die Kontaktabzüge sind bereits fertig. Wir sollen uns die Bilder sofort ansehen.«
»Brooks hat sie mit seinen guten Ratschlägen wahrscheinlich ordentlich auf Trab gebracht«, sagte Max. »Dann wollen wir uns die Meisterwerke mal anschauen.«
Die Bilder waren tatsächlich gut geworden, was entweder auf das Geschick des Personals oder auf Brooks Einschüchterungsmethoden zurückzuführen war. Das Bild, auf dem Tigger gerade die Graperoola-Dose auf die Straße fallen läßt, schien den Captain ähnlich stark zu faszinieren wie vorhin die Aufnahme von Theonia.
»Eindeutiger geht
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