Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
kleine Fee. Tut dir auch was weh?«
    Lisa nickte und zeigte auf den Hals.
    Â»Der Hals?«
    Lisa nickte wieder.
    Â»Warte kurz, ich sehe schnell nach, wo es hier in der Nähe einen Kinderarzt gibt, dann fahren wir da gleich hin, und du bist ganz bald wieder gesund.«
    Unten im Erdgeschoss lief ihr wieder Bernhard über den Weg. »Was machst du?«
    Â»Ich fahre schnell mit Lisa zum Arzt.«
    Â»Wegen einer Grippe? Und was ist mit mir? Ich sterbe bald.«
    Â»Das glaube ich nicht, Bernhard. Du weißt, was Doktor Kaul gesagt hat. Du solltest jetzt einfach deine Sportsachen anziehen und joggen gehen oder eine Runde wandern oder Rad fahren, oder was weiß ich.«
    Â»Mit einem Tumor im Hirn joggen gehen! Ich rufe jetzt in der Uniklinik an. Die müssen mich sofort durchchecken. Wenn du mich nicht fährst, dann muss mich eben ein Krankenwagen nach München bringen. Ich riskiere mit jeder verlorenen Sekunde mein Leben!«
    Â»Bernhard, erstens kann ich hier nicht weg, weil ich mich um Lisa kümmern muss, zweitens, weil ich arbeiten muss, und drittens hast du Herrn Doktor Kaul versprochen, dass du keine teuren neuen Untersuchungen machen lässt, ohne ihn vorher zu konsultieren.«
    Â»Er ist nur ein Psychiater, er hat keine Ahnung von Krebs.«
    Â»Bernhard, du hast es ihm aber im Rahmen der Therapie versprochen.«
    Â»Maami, kommst du?«, gellte Lisas Stimme durchs Haus.
    Das Telefon klingelte.
    Â»Nimmst du kurz ab, Bernhard?«
    Â»Ich kann nicht, mein Kopf, ich …« Er ließ sich laut aufstöhnend in einen Sessel fallen.
    Â»Verdammte Scheiße«, fluchte Anne und ging ans Telefon. »Ja, hier Anne Loop, was ist?«
    Â»Hallo Anne, hier ist der Seppi«, sagte dieser in seinem, wie er meinte, liebsten Tonfall.
    Â»Welcher Seppi?«, fragte Anne. Sie erinnerte sich in diesem Augenblick tatsächlich nicht daran, jemals einem Seppi begegnet zu sein. Der Name war doch völlig aus der Mode.
    Â»Ja halt ich, der Sepp, dein Sepp, der Kollege von der Polizei halt«, antwortete Sepp Kastner verunsichert.
    Â»Ach so, ja klar, entschuldige, ich bin gerade im Stress. Mein Freund glaubt, er habe einen Gehirntumor, und meine Tochter hat Grippe. Was gibt’s?«
    Â»Ja also«, druckste Seppi herum, denn ein Grund für seinen Anruf lag nicht wirklich vor. »Ich wollt’ bloß fragen, ob du schon was in Erfahrung gebracht hast wegen dem Fichtner Andi.«
    Jetzt flippte Anne aus. »Seppi, hallo? Geht’s noch? Ich bin erst gerade nach Hause gekommen und habe hier zwei Kranke zu versorgen, von denen einer spinnt. Ich habe jetzt echt ein anderes Problem, verdammt. Was soll der Scheiß, was rufst du hier einfach an!«
    Â»Jaja, ach so, also, tut mir leid, ich dachte nur … also wenn ich dir helfen kann, ich meine, als alleinerziehende Mutter bist du ja sicher manchmal … einsam … Wir können ja mal …«, stammelte Kastner.
    Â»Okay, Seppi, verstehe. Ich danke dir. Ich sag’ Bescheid, wenn ich privat deine Hilfe brauche. Und wenn ich Andi Fichtner vernommen habe, informiere ich dich auch sofort. Aber jetzt lass mich bitte in Ruhe. Also dann …«
    Â»â€¦a dann …«, versuchte Kastner noch eine Verabschiedung, doch Anne hatte auf ihrem kabellosen Telefon schon die Taste mit dem roten Hörer gedrückt und das Gerät auf die Station gepfeffert.
    Â»So ein Idiot.«
    Sepp Kastner stürmte gleich nach dem Gespräch zu Nonnenmacher ins Büro und informierte den verdutzten Chef darüber, dass er glaube, dass Annes »Freund« doch nur ein »guter Freund«, aber kein richtiger Geliebter sei, denn, wenn er das richtig verstanden habe, habe sie, also Anne, ihn, also den Freund, als Spinner bezeichnet und obendrein sein, also Sepps, Hilfsangebot nicht ausgeschlagen. Außerdem habe der »gute Freund« einen Gehirntumor, weshalb er, Sepp, als »Gesunder«, egal, welche Position der andere sich erarbeitet habe, auf Dauer ohnehin bessere Karten habe. Er, Sepp, sehe das jetzt ganz sportlich. Zwar habe er nicht aus der Poleposition starten können, aber Michael Schumacher beispielsweise habe auch viele Rennen von hinten her aufgerollt.
    Nonnenmacher hatte den Kollegen angeschaut, als hätte dieser gerade ein Ei gelegt, und ihn dann ganz schnell zu einer völlig unwichtigen Ermittlung im Freihaus Brenner geschickt. Es war unglaublich: Der an sich vernünftige Seppi

Weitere Kostenlose Bücher