Tegernseer Seilschaften
die über die alte Holztür der Kapelle gemalt war, »â¦Â weil der Bichler gâsagt hat, dass sich das Geld in diesem Fonds unglaublich schnell vermehrt. Weil es für einen arbeitet, und nicht man für es. Und weil es die Reichen auch so machen. Da haben mir uns gedacht, was die Reichen können, können mir auch.«
GroÃmann schaute jetzt eher mitleidig drein.
Nagel fügte erklärend hinzu: »Du kennst doch die ganzen Bazi, die bei uns Urlaub machen â der Bichler hat gâsagt, dass die auch bloà so reich sind, weilâs das Geld für sich arbeiten lassen.« Er suchte, um Verständnis ringend, GroÃmanns Blick. »Also haben wir uns gedacht: Warum sollen jetzt bloà immer wir einfachen Leutâ arbeiten, woâs das Geld doch allein tun könntâ.«
Anstatt zuzugeben, dass sich das Ganze für ihn ein bisschen dumm anhöre, nickte GroÃmann nur. Auch er hatte in der Finanzkrise Geld verloren, allerdings nicht in so lebensbedrohlichem Ausmaà wie die drei Bergkameraden, mit denen er an diesem schattigen Tag auf dem Riederstein zusammensaÃ.
»Und jetzt seidâs bankrott?«
»Ja«, gestand Hörwangl trocken ein. »Aber nicht mehr lange. Weil, wenn du uns hilfst, dann kriegen wir unser Geld zurück.«
»Und was sagt der Bichler, der wo euch den Mist verkauft hat? Warum holtâs euch nicht von dem das Geld zurück?«
»Den haben mir schon in die Zange genommen. Aber der sagt, dass man da nix machen kann, weil in dem Kleingedruckten von den Verträgen drinsteht, dass man alles, was man einsetzt, verlieren kann.«
»Und das soll erlaubt sein? Dass einem das Geld genommen wird und man nix tun kann? Ihr müsstetâs den doch haftbar machen können! Wenn ich jetzt zum Beispiel einem Kunden eine gelumpige Heizung einbauâ, dann muss ich ja auch haften.«
»Ja, bei einer Heizung ist das ja klar, aber wir haben ja eben gerade keine Heizung âkauft, sondern so einen ScheiÃfonds«, meinte Nagel, der sich immer wieder darüber ärgern musste, dass er nicht einfach auf sein Gefühl gehört hatte, das ihm zugeflüstert hatte, dass das nicht sein konnte, dass nur das Geld arbeitet und man selbst nicht.
»Der Bichler sagt«, erklärte jetzt Amend, »dass man da nix zurückverlangen kann. Er selber würdâs uns ja gern zurückgeben, aber er hat nix.«
»Aber«, fuhr nun Nagel fort, »immerhin hat der windige Hund uns verraten, dass die Bank, die wo unser Geld gestohlen hat, dem Kürschner gehört. Das haben mir ja überhaupt gar nicht gewusst. Und weil der Kürschner zufällig bei uns im Tal wohnt â also wenigstens manchmal, wenn er halt gerade eine Lust verspürt, mit seinem Heli einzuschweben â, sind mir dann auf unseren Plan gekommen â¦Â«
»Der wo da lautet«, fiel Hörwangl ihm ins Wort, »nicht vom Bichler holen mir uns unser Geld zurück, der ist nur ein Windbeutel, sondern vom Kürschner, dem Finanzverbrecher und hauptamtlichen Sauhund.«
GroÃmann nickte nachdenklich, dann fragte er: »Und was habâ jetzt ich damit zum tun?«
»Du sollst den Kürschner umbringen«, meinte Hörwangl so bierernst, dass GroÃmanns Gesicht für einen Augenblick zusammenfiel wie ein aus Bierdeckeln aufgetürmtes Kartenhaus, wenn im Bräustüberl die Bedienung mit wehendem Dirndl und acht Krügen in den Händen vorbeirauscht. Doch gleich darauf platzte Hörwangl laut lachend los, und seine zwei Freunde, Bootsführer Amend und Bauer Nagel, stimmten ein. Doch Hörwangl fing sich schnell wieder, weil die Sache schlieÃlich ernst war. Und während er dem GroÃmann den Flachmann reichte, stellte er klar: »Natürlich wollen mir den Kürschner nicht umbringen, auch wenn erâs verdient hättâ. Mir wollen nur sein Geld. Es geht um einen letzten Warnschuss. Damit er endlich die Million herausrückt und mir wieder so leben können wie vor dem Finanzdebakel. Mir sind ja keine Verbrecher. Mir wollen bloà unser Recht. Das ist alles.«
»Und was habâ ich damit zu tun?«, fragte GroÃmann erneut, dem allmählich dämmerte, dass er die drei ernst nehmen musste. Ihrem ganzen Auftreten nach schienen sie dazu bereit, ziemlich weit zu gehen. Und er schien dabei eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen. Weshalb sonst hätten sie ihn hier bei diesem
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