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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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nicht mehr raus. Und Amend fuhr fort: »Und wieder keine Reaktion von dem Sauhund!«
    Â»Ihr habt dem Kürschner Mist hingekippt?«
    Â»Jawoll.« Die drei nickten nicht ohne Stolz.
    Â»Wann habt’s denn das gemacht?«
    Â»Natürlich als er nicht da war«, sagte Amend.
    Â»Nachts«, setzte Nagel hinzu.
    Â»Auch wieder in Verbindung mit einem Brief«, so Hörwangl. »In den haben wir hineingeschrieben, dass wir das nächste Mal keinen Mist mehr vor seiner Haustür abladen, sondern …«, Hörwangl machte eine Kunstpause, die ihre Wirkung nicht verfehlte, »… Dynamit.«
    Â»Dynamit?«, fragte Großmann staunend.
    Â»Dynamit«, bestätigten die drei im Chor.
    Â»Aber …«, sagte Großmann.
    Â»â€¦Â wieder keine Reaktion vom Finanzheuschreck«, vollendete Hörwangl den Satz. »Aber wir lassen nicht locker, das ist sicher. Der kommt uns nicht aus. Dem bleiben wir so lange lästig, bis der seine Schuld begleicht.«
    Â»Und für den nächsten Coup«, sagte nun Amend verschwörerisch, »brauchen wir eben dich als Fachmann für …«
    Â»â€¦Â Gas, Wasser, Scheiße«, vollendete Hörwangl den Satz.
    Dann erklärten sie Großmann, dass er in einer der kommenden Freitag-auf-Samstag-Nächte – welche das sei, stehe ihm frei, wichtig sei nur, dass der Kürschner und seine Bediensteten sicher nicht im Grundnerhof anwesend seien – dem Heuschreck sein Anwesen komplett von der Wasserversorgung abschneiden müsse. Dann würde der Kürschner auch einmal erfahren, wie sich Entbehrung anfühle. Wenn der Plan perfekt klappe, dann würde der Kürschner am Samstag mit seinem Hubschrauber einfliegen und sich zum Beispiel duschen wollen, aber da gäbe es dann halt kein Wasser. Nicht einmal ein Glas Wasser zum Trinken würde er haben. Geschweige denn sein Geschäft in der Toilette hinunterspülen können. Erfahrungsgemäß seien Reiche, so Hörwangl – das wisse er von seiner Frau, die hin und wieder im Hotel Bayern putze –, bei so was wie Wasserentzug sehr empfindlich. Die Reichen würden dann oft ein ganz schönes Theater veranstalten, wenn’s mal ein paar Minuten kein Wasser gäbe. Was die drei ihrem unfreiwilligen Verbündeten, Sigi Großmann, nicht verrieten, war, dass das Wasserabstellen nur einen Teil des Bedrohungsszenarios darstellte, dem sich der Heuschreck Kürschner in dieser dritten Stufe stellen sollte. Natürlich hatten sie sich noch weitere drakonische Maßnahmen ausgedacht, um die Angelegenheit voranzutreiben. Schließlich hatten sie ein klares Ziel vor Augen.
    Der Blick der Erzieherin war kritisch: Ob Anne denn wirklich sicher sei, dass Lisa schon wieder so gesund sei, dass sie in den Kindergarten gehen könne? Denn erstens sei es dem Kind ja wohl nicht zuzumuten, dass es vor sich hinleide, und zweitens sei es völlig unverantwortlich, wenn man sein Kind krank in die Einrichtung bringe und damit alle anderen Kinder anstecke. Klar, dass Annes schlechtes Gewissen, das sie ohnehin dauernd plagte, weil sie diesen Weg als alleinerziehende Mutter gewählt hatte, dadurch nicht kleiner wurde. Aber was sollte sie tun?
    Â»Lisa ist wieder gesund«, sagte Anne mit möglichst fester Stimme. Die letzten Tage hatten sie geschlaucht. Bernhard war immer noch nicht zurückgekehrt von seinem Hypochondrietrip, und Anne war sich gar nicht so sicher, ob hinter seinem Münchenaufenthalt nicht noch etwas anderes steckte. »Aber sagen Sie, wäre es möglich, dass ich Lisa heute eine Viertelstunde später hole? Mein Freund ist zurzeit nicht da, und ich kann erst um eins von der Arbeit weg.«
    Â»Tja, das ist schwierig«, antwortete die Erzieherin, »wir haben nicht umsonst unsere Öffnungszeiten, und unsere eigenen Kinder warten auch zu Hause auf uns.«
    Â»Okay«, sagte Anne schnell, »ich krieg’ das schon irgendwie hin.« Sie gab Lisa noch schnell einen Kuss und radelte mit dem Mountainbike um den See. Endlich wieder arbeiten!
    Kaum hatte sie in der Dienststelle ihre Jacke aufgehängt, stand Nonnenmacher in ihrem Zimmer und erkundigte sich auffällig vorsichtig nach ihrem Zustand.
    Â»Alles in Ordnung«, sagte Anne knapp.
    Â»Sind Sie sich ganz sicher?«, hakte Nonnenmacher nach.
    Â»Ja«, antwortete Anne nachdrücklich.
    Nonnenmacher zögerte kurz und fragte dann noch einmal:

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