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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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sagst du mir, dass mein Freund ein Psycho ist …«, sie hielt kurz inne, »… Warum rufst du nicht vorher an, wenn du hier vorbeikommst, verdammte Scheiße?«
    Â»Ich, ich … wollte dich überraschen, und geklingelt habe ich ja«, meinte Kastner hilflos, da er seinen Fehler einsah. »Schau hier, ich hab’ dir was mitgebracht.« Er gab ihr einen kleinen Anhänger. »Das ist der Seegeist vom Tegernsee, das hab’ ich noch vom letzten Advent. Der soll dich schützen.«
    Anne schüttelte erneut entrüstet den Kopf.
    Â»Hast du geweint?«, fragte Kastner.
    Â»Nein!«, erwiderte sie unwillig. Natürlich hatte sie geweint. »Was willst du hier?«
    Â»Ich wollt’ dich fragen, ob wir, also wenn’s jetzt dann bald ein bisserl wärmer wird, also da kenn’ ich eine Stelle, die Lisa kann natürlich auch mitkommen … aber …«
    Â»Was jetzt also?«, blaffte Anne ihn an.
    Â»Da kann man baden. Das wollt’ ich dir – euch – zeigen. Dass wir vielleicht einmal zusammen baden gehen könnten, hab’ ich mir gedacht.«
    Anne schluckte. Der Sepp war zwar ein Depp, aber irgendwie auch lieb.
    Etwas komisch hatte der Großmann Sigi das schon gefunden, dass er bis zum Riedersteinkircherl hinaufsteigen sollte wegen dieser Unterredung, aber der erste April war vorbei, es konnte sich also nicht um einen Scherz handeln, und dass auf den Amend Verlass war, wusste er nicht erst seit dessen selbstlosem Einsatz für seine, Großmanns, Hochzeit.
    Die drei anderen saßen schon auf den Stufen vor der Kapelle, als Großmann – bekleidet mit der dunkelblauen Monteurskluft, denn er war ja offiziell im Dienst – den Kreuzweg heraufgekeucht kam.
    Â»Ihr seid’s mir so Schneekönige«, schnaufte der solariumgebräunte Installateur, als er am Riedersteinkircherl ankam. Trotz Nieselwetter hatte er seine coole Sonnenbrille mit den dunklen Gläsern nicht abgenommen, und so glich er mit seinem gepflegten schwarzen Schnurrbart frappant dem Titelhelden der Fernsehserie »Magnum«. Großmann reichte den dreien nacheinander die Hand. »Das muss jetzt aber schon etwas Wichtiges sein, dass ihr mich da mitten in der Woche und während meiner Bereitschaft eine Bergtour machen lasst’s!«
    Â»Es ist auch wichtig«, entgegnete Amend. »Es geht praktisch um unser aller Leben.«
    Â»Um meines auch gleich noch?«, fragte Großmann, der das Ganze nicht so richtig ernst zu nehmen schien.
    Â»Nein, aber um unseres«, meinte Amend ernst. »Eine Leiche haben wir ja schon.«
    Sigi Großmann schaute Amend mit großen Augen an: »Habt’s einen um’bracht?« Aber dann besann er sich und fragte ein wenig gestelzt: »Habt’s etwa was mit dem Ferdl seinem Ableben zum tun?«
    Â»Nicht direkt«, übernahm der Fischer Hörwangl das Wort. »Also wenn’s nach uns ging, dann wär’ der Ferdl noch mit dabei.«
    Â»Bei was?«
    Â»Bei unserer Heuschreckenjagd«, erklärte Hörwangl.
    Â»Aha!«, sagte Großmann und nickte übertrieben. Er war sich nun doch nicht mehr so sicher, ob das Vertrauen, das er in Amend und seine Kameraden aus alter Verbundenheit heraus gehabt hatte, nicht vielleicht etwas blind gewesen war.
    Doch Hörwangl ließ sich durch die nun misstrauisch gewordene Miene des Sanitärinstallateurs nicht ablenken, sondern fügte geheimnisvoll hinzu: »Wir sind nämlich die Tegernseer Kammerjäger. Man kennt uns noch nicht, aber man wird sich noch vor uns zum fürchten lernen.«
    Jetzt war sich Großmann ziemlich sicher, dass die drei nicht mehr alle Fische im Weiher hatten, und sagte unwirsch: »Und wegen so einem Schmarren jagt’s ihr mich den Berg hier rauf? Wegen Heuschrecken? Wo gibt’s denn hier jetzt bitte Heuschrecken, und was hab’ ich damit am Hut?«
    Â»Nicht so laut«, raunte der Bauer Pius Nagel und schob sich seinen Tegernseer Hut aus dem Gesicht. »Keine normalen Heuschrecken, sondern so welche wie aus der Tagesschau. Weißt schon, so Finanzheuschrecken. Auf die haben mir es abgesehen.«
    Â»Ja, da seid’s ihr ja genau die Richtigen«, erwiderte der Sanitärexperte etwas verächtlich. »Wahrscheinlich wollt’s jetzt dem Ackermann und dem Zumwinkel an den Kragen.«
    Â»Ja«, flüsterte Nagel, »nicht schlecht, nicht schlecht, du bist auf dem richtigen Weg, aber

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