Tegernseer Seilschaften
sagst du mir, dass mein Freund ein Psycho ist â¦Â«, sie hielt kurz inne, »â¦Â Warum rufst du nicht vorher an, wenn du hier vorbeikommst, verdammte ScheiÃe?«
»Ich, ich ⦠wollte dich überraschen, und geklingelt habe ich ja«, meinte Kastner hilflos, da er seinen Fehler einsah. »Schau hier, ich habâ dir was mitgebracht.« Er gab ihr einen kleinen Anhänger. »Das ist der Seegeist vom Tegernsee, das habâ ich noch vom letzten Advent. Der soll dich schützen.«
Anne schüttelte erneut entrüstet den Kopf.
»Hast du geweint?«, fragte Kastner.
»Nein!«, erwiderte sie unwillig. Natürlich hatte sie geweint. »Was willst du hier?«
»Ich wolltâ dich fragen, ob wir, also wennâs jetzt dann bald ein bisserl wärmer wird, also da kennâ ich eine Stelle, die Lisa kann natürlich auch mitkommen ⦠aber â¦Â«
»Was jetzt also?«, blaffte Anne ihn an.
»Da kann man baden. Das wolltâ ich dir â euch â zeigen. Dass wir vielleicht einmal zusammen baden gehen könnten, habâ ich mir gedacht.«
Anne schluckte. Der Sepp war zwar ein Depp, aber irgendwie auch lieb.
Etwas komisch hatte der GroÃmann Sigi das schon gefunden, dass er bis zum Riedersteinkircherl hinaufsteigen sollte wegen dieser Unterredung, aber der erste April war vorbei, es konnte sich also nicht um einen Scherz handeln, und dass auf den Amend Verlass war, wusste er nicht erst seit dessen selbstlosem Einsatz für seine, GroÃmanns, Hochzeit.
Die drei anderen saÃen schon auf den Stufen vor der Kapelle, als GroÃmann â bekleidet mit der dunkelblauen Monteurskluft, denn er war ja offiziell im Dienst â den Kreuzweg heraufgekeucht kam.
»Ihr seidâs mir so Schneekönige«, schnaufte der solariumgebräunte Installateur, als er am Riedersteinkircherl ankam. Trotz Nieselwetter hatte er seine coole Sonnenbrille mit den dunklen Gläsern nicht abgenommen, und so glich er mit seinem gepflegten schwarzen Schnurrbart frappant dem Titelhelden der Fernsehserie »Magnum«. GroÃmann reichte den dreien nacheinander die Hand. »Das muss jetzt aber schon etwas Wichtiges sein, dass ihr mich da mitten in der Woche und während meiner Bereitschaft eine Bergtour machen lasstâs!«
»Es ist auch wichtig«, entgegnete Amend. »Es geht praktisch um unser aller Leben.«
»Um meines auch gleich noch?«, fragte GroÃmann, der das Ganze nicht so richtig ernst zu nehmen schien.
»Nein, aber um unseres«, meinte Amend ernst. »Eine Leiche haben wir ja schon.«
Sigi GroÃmann schaute Amend mit groÃen Augen an: »Habtâs einen umâbracht?« Aber dann besann er sich und fragte ein wenig gestelzt: »Habtâs etwa was mit dem Ferdl seinem Ableben zum tun?«
»Nicht direkt«, übernahm der Fischer Hörwangl das Wort. »Also wennâs nach uns ging, dann wärâ der Ferdl noch mit dabei.«
»Bei was?«
»Bei unserer Heuschreckenjagd«, erklärte Hörwangl.
»Aha!«, sagte GroÃmann und nickte übertrieben. Er war sich nun doch nicht mehr so sicher, ob das Vertrauen, das er in Amend und seine Kameraden aus alter Verbundenheit heraus gehabt hatte, nicht vielleicht etwas blind gewesen war.
Doch Hörwangl lieà sich durch die nun misstrauisch gewordene Miene des Sanitärinstallateurs nicht ablenken, sondern fügte geheimnisvoll hinzu: »Wir sind nämlich die Tegernseer Kammerjäger. Man kennt uns noch nicht, aber man wird sich noch vor uns zum fürchten lernen.«
Jetzt war sich GroÃmann ziemlich sicher, dass die drei nicht mehr alle Fische im Weiher hatten, und sagte unwirsch: »Und wegen so einem Schmarren jagtâs ihr mich den Berg hier rauf? Wegen Heuschrecken? Wo gibtâs denn hier jetzt bitte Heuschrecken, und was habâ ich damit am Hut?«
»Nicht so laut«, raunte der Bauer Pius Nagel und schob sich seinen Tegernseer Hut aus dem Gesicht. »Keine normalen Heuschrecken, sondern so welche wie aus der Tagesschau. WeiÃt schon, so Finanzheuschrecken. Auf die haben mir es abgesehen.«
»Ja, da seidâs ihr ja genau die Richtigen«, erwiderte der Sanitärexperte etwas verächtlich. »Wahrscheinlich wolltâs jetzt dem Ackermann und dem Zumwinkel an den Kragen.«
»Ja«, flüsterte Nagel, »nicht schlecht, nicht schlecht, du bist auf dem richtigen Weg, aber
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