Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Stawrides. »Im Schrank sind welche.«
Turan hob die Winchester und die andere Waffe auf und ging auf die Tür zu, als plötzlich eine Stimme erklang:
»He, Leute, warum brüllt ihr wie Manise bei der Brunst? Großes Ödland, was könnte mich so zum Schreien bringen? Und kann mir zum Kriecher noch mal einer erklären, warum ich gefesselt wurde? Setzt mich wenigstens in einen Sessel! Und gebt mir was zu trinken.«
Turan stand in dem dunklen Gang zwischen dem Schlafabteil und der Flugkabine und sah zum Fenster hinaus. Es war Nacht, der Vollmond hing am wolkenlosen Himmel, weit hinter der Kraft konnte man die Panzer dahinkriechen sehen. Im Licht des Mondes wirkte die Wüste glatt wie ein Spiegel. Der harte Schlamm schimmerte hier und da. Ab und zu drehten die Panzer ab, mussten einen Hügel oder eine Erdspalte umfahren, aber sie blieben immer in Sichtweite und wichen dem Luftkatamaran nicht von den Fersen. Als wären sie an einem langen Seil am Heck der Kraft angebunden, hielten sie immer den gleichen Abstand. Waren sie in der Lage, die Kraft aus dieser Entfernung mit ihren Kanonen zu treffen?
Turan ging auf die runde Tür zu, schob sie auf und betrat die Kabine. Der rothaarige Fremde war noch gefesselt, lehnte in der Hocke an der Wand und grinste.
»Wo warst du so lange, Junge?«, rief er Turan entgegen, als ob sie alte Bekannte wären. »Diese zwei Hübschen hier hätten sich fast in die Haare bekommen, während du weg warst! Wie die Haie, ich konnte sie kaum trennen, ich sag’s dir.«
Max’ Beine waren mit Stawros Mantel zugedeckt, und sie lag mehr im Sessel, als dass sie saß. Stawro saß in dem zweiten Sessel, und die beiden beäugten sich grimmig. Der Rothaarige fuhr fort zu reden, als ob alles in bester Ordnung wäre:
»Du hast Glück gehabt, Junge. Ich dachte, was guckt denn da für ein Grünschnabel zur Luke rein, mit dem werde ich mit links fertig; aber du hast so was von losgelegt, mit den Armen gefuchtelt.« Er schüttelte zerknirscht den Kopf. »Du hast den alten Belorus mit deinem jungen Gesicht hinters Licht geführt. Aber das wird mir eine Lehre sein.«
»Klappe! Das war deine letzte Lehre, denn gleich werfe ich dich von Bord.« Stawrides trat dem Rothaarigen mit der Schuhspitze in die Hüfte.
»He, warum denn?« Der Gefangene klang empört. »Ihr dürft mich nicht rausschmeißen.«
»Wir werfen alles überflüssige Gewicht ab – dann können wir uns länger in der Luft halten.«
Turan blickte Stawro überrascht an. Das Gesicht des Piloten war ernst. Offenbar war das kein Witz, er schien tatsächlich bereit, den ungebetenen Gast ohne große Umstände rauszuwerfen, auf den harten Schlammboden der Don-Wüste. War er wirklich dazu fähig? Von Anfang hatte nur sein Äußeres einen bedrohlichen Eindruck auf Turan gemacht, Stawros Wesen war ihm friedlich vorgekommen. Natürlich konnte er hart und brutal sein, anders hätte Stawro niemals so lange in dieser Welt überlebt. Aber einen gefesselten Menschen von Bord eines hoch in den Wolken fliegenden Thermoplans zu werfen … Andererseits, was hätte der Rothaarige wohl gemacht, wenn Turan ihn nicht überwältigt hätte? Hätte er sie alle drei erschossen, den Projektor an sich genommen und wäre damit abgehauen? Schließlich hatte der Kerl ja auch ihn, Turan, nicht getötet, als er in die Kabine gesprungen war. Aber vielleicht nur, weil er in Erfahrung zu bringen hoffte, wo Stawro war.
Der Gefangene hatte die rot lodernden Augenbrauen zusammengezogen.
»Nein, Leute! Ihr werft mich nicht raus – und wenn mich eine Wildsau zertrampelt – ihr braucht mich! Ich habe gehört, was ihr über die Panzer gesagt habt, während ich auf bewusstlos gemacht habe. Sie verfolgen euch, oder? Das Schloss Omega – damit ist nicht zu spaßen. Und einen besseren Panzervernichter als mich findet ihr in der ganzen Don-Wüste nicht.«
»Du lügst«, sagte Stawro verächtlich.
»Warum sollte ich, Bärtiger? Ich kenne ihre Schwachstellen und ihre Taktik. Und die Dame hier hat ganz recht, wenn sie sagt, du sollst das Radio anstellen und die Frequenz der Söldner suchen. Willst du alles verschlafen, Hammer-Arm?«
Stawro verzog unwillig das Gesicht, aber Max blickte den Rothaarigen neugierig an.
»Du hättest wirklich auf mich hören sollen, Stawrides«, sagte sie.
Turan ging zu Max hinüber und hielt ihr den Pullover hin:
»Er wird dir nicht passen.«
»Danke, Junge.«
»Macht nichts, als Kleid ist er genau richtig«, sagte der Rothaarige grinsend.
Während Max
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