Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
Reise.«
6.
Die Echse schlug im Laufen mit dem Schwanz, schob ihre lange Zunge raus und zischte laut. Sie wurde von einem kleinen, schmierigen Banditen gelenkt, der von allen Krjutschok genannt wurde. Besonders auffällig an ihm waren seine stark abstehenden, riesigen, rosigen Ohren. Die drei Echsen mit den Leiterwagen, auf denen – jeder in seinem Käfig – die drei Gefangenen saßen, befanden sich in der Mitte der Karawane. Diese bestand aus Motorrädern, eines davon mit Beiwagen, Motocycletten sowie aus drei motorisierten Transportwagen und dem Punch .
Einer der Transporter, die auch Automobil genannt wurden, zog einen großen Tankwagen mit Treibstoff hinter sich her. Der zweite war mit einem Wassertank beladen. Die Ladefläche des dritten, in dem der Proviant transportiert wurde, war mit Brettern verkleidet. Außerdem ragte dort eine Stange auf, an der ein roter Stofffetzen mit einem aufgemalten »M« flatterte.
Turans Hüfte tat kaum noch weh, und er spürte, wie seine Kräfte allmählich zurückkehrten. Zweimal am Tag erhielt er Essen, anschließend durfte er unter Aufsicht von Krjutschok und einem zweiten Banditen namens Malik für kurze Zeit den Käfig verlassen.
Der Tschetschene war im Palast geblieben, wo er das Kommando übernommen hatte. Der Ataman hat sich selbst auf den Weg zum Schiff gemacht – so wurde die große Stadt in der Mitte der Don-Wüste genannt. Nur einmal kam er zu Turans Fuhrwerk, gleich am Abend des ersten Reisetages, als der Junge von einem Sonnenstich reglos im Fieberwahn in seinem Käfig vor sich hin dämmerte.
Die Trockene Jahreszeit war vorüber, die Hitze des Tages war nicht mehr so verheerend, aber zur Mittagszeit ungeschützt der Sonne ausgesetzt zu sein war noch immer gefährlich. Die Karawane hatte an einem Rastplatz haltgemacht, und die Banditen streckten ihre verspannten Glieder aus. Einer war zur Bewachung der Fahrzeuge abkommandiert worden, ein anderer hatte Zweige besorgt, ein Feuer entzündet und kümmerte sich um das Abendessen. Die übrigen Männer saßen tatenlos auf Steinen herum. Man hörte träge Stimmen, Flüche und Gelächter.
Krjutschok sprang vom Kutschbock zu Boden und stellte sich neben Makota. Die Kiefer des Segelohrigen bewegten sich monoton, während er auf einer Kauscheibe herumkaute. Sie bestand aus den Stängeln eines Sumpfkrauts, das eine schwach narkotische Wirkung hatte und in der Nähe von Minsk wuchs. Krjutschoks Gürteltasche war randvoll mit den dünngepressten Kauscheiben.
Die beiden Männer beobachteten schweigend den Gefangenen, der sie kaum noch wahrnahm. In Turans Kopf dröhnte die bösartige Mittagssonne, seine verbrannte Gesichtshaut spannte, als hätte man sie mit Klebstoff eingerieben, der nun getrocknet war.
»Hör mal, du«, sagte Makota zu Krjutschok, »sag mir, verdammt noch mal, warum ich nur Dummköpfe um mich rum habe?«
Krjutschok zuckte trübsinnig mit den Schultern, während er weiter vor sich hinkaute.
»Und du bist auch so ein Idiot, genau wie die anderen.«
»Ja-a …«, sagte Krutschok gedehnt.
»Was habe ich dir gesagt? Ich habe gesagt: Pass auf den Schakalwelpen auf. Du bist bis zum Ende der Reise für ihn verantwortlich. Hab ich das gesagt?«
»Ja, hast du.«
»Spar dir dein verdammtes ›ja, hast du‹!« Die Stimme des Atamans wurde lauter. »Das war ein Befehl! Warum ist er dann halbtot, du dämlicher Wicht?«
»Na, wegen der Sonne. Tagsüber ist es heiß.«
»Heiß, ja? Du Idiot! Nimm ein Tuch und deck den Käfig ab! Und gib ihm was zu trinken! Karl ist im Palast geblieben, hier wird ihn keiner wieder gesund machen. Ich sag dir noch was, Krjutschok, merk es dir gut: Wenn er krepiert, setze ich dich in den Käfig und verkauf dich an die Arena. Die werden dir schon beibringen, wie man langsam stirbt. Hast du kapiert, du Maishülse?«
Krjutschok zuckte wieder mit den Schultern und brummte gleichgültig: »Ja.«
Nachdem Makota verschwunden war, spuckte der Bandit seine Kauscheibe aus, schob sich eine frische in den Mund und kletterte auf den Wagen. Er schob eine Kürbisflasche mit Wasser durch die Käfigstäbe, zog dann ein großes Stück Segeltuch aus dem Gepäckfach und deckte den Käfig damit zu.
Mit geschwollenen Fingern zog Turan den Pfropfen aus der Flasche und trank gierig, dann rieb er sich Gesicht und Hals mit Wasser ein und spritzte es sich auf den Nacken. Er fühlte sich besser, das Dröhnen in seinem Kopf hatte aufgehört. Turan legte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Sie
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