Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)
kennenlernen. Am Leben bleiben – und andere Makotas töten. Es gab jede Menge Menschen, die wie Makota waren …
Draußen wurde es dunkel. Die Kraft flog in ein niedriges Wolkenfeld hinein. Stawro holte seine Mundharmonika hervor und begann leise darauf zu spielen.
»Warum fallen wir nicht?«, fragte ihn Turan. »Die Behälter sind aus Luminium, und Metall ist doch schwerer als Luft, oder nicht? An den Maschinen der Flieger ist fast alles aus Stoff, und bei dir ist alles aus Metall – die Seile, die Hüllen, nur die Gondel ist leicht.«
Stawro blies eine fröhliche, modulierende Melodie.
»Theromplan«, sagte er. »Das hier ist kein Luftschiff, sondern ein Thermoplan. Es ist eine komplizierte Konstruktion. Den Konstruktionsplan dazu hat Kenner für mich ausfindig gemacht …«
Als Stawro bemerkte, dass Turan ihn nicht verstand, erklärte er:
»Ein Händler von der Krim. Kenner ist es auch, den ich im Schiff treffen will, deshalb fliegen wir dorthin. Kenner kauft und verkauft jede Art von Wissen. Ich wollte ein besonderes Luftschiff, etwas, das sicherer und zuverlässiger wäre. Und da hat sich das Thermoplan angeboten. Die Nomaden haben noch nie aus ihren Blasrohren auf die Kraft geschossen. Allerdings haben die Soldaten vom Schloss Omega auf mich geschossen.« Bei diesen Worten breitete sich ein stolzes Lächeln auf Stawros Gesicht aus, er zeigte mit der erhobenen Mundharmonika zur Decke und fuhr fort: »Außer ein paar Kratzern an der Hülle ist aber nichts passiert.«
»Was ist mit ihren Kugeln? Sind die nicht scharf?«, fragte Turan verwundert.
»Aus der Nähe würden sie die Hülle durchdringen, aber wenn ich hoch genug fliege, dann nicht. Eine Kugel verliert auf ihrer Flugbahn an Geschwindigkeit, das weißt du selbst. Allerdings, wenn ich lande und jemand aus der Nähe auf mich feuert, schlägt die Kugel ein Loch. Aber mein größter Vorteil gegenüber den Himmelsgängern ist die Tatsache, dass bei der Kraft ein Teil der Motorwärme über Rohre in die Behälter abgeleitet wird. ›Rekuperation‹ ist das Stichwort – schon mal davon gehört?«
Turan schüttelte den Kopf.
»Egal, das ist jetzt nicht wichtig. Ich hatte früher auch keine Ahnung von solchen Dingen – ehe ich Kenner traf.« Stawro verstummte und blickte zum vorderen Fenster hinaus.
Die Kraft glitt aus der Wolkendecke heraus und flog jetzt über ihr weiter. Der Salzsee und das Schiff waren nicht mehr zu sehen, das strahlende Weiß unter ihnen blendete die Augen. Das Thermoplan schwankte leicht, während es langsam einen Bogen beschrieb. Im Seitenfenster tauchte für einen Moment die untergehende Sonne auf.
»Der Wind hat gewechselt«, sagte Stawro verärgert. Er löste die Befestigung des Steuers und schob den Hebel mit dem schwarzen Knauf von sich.
Der Motor sprang mit einem leichten Stottern an, und Sekunden später drang das regelmäßige Brummen der Schraube an ihre Ohren.
»Wenn wir das Schiff erreichen, will ich Makota finden«, sagte Turan.
Der Riese erhob sich aus dem Sessel.
»Erst hilfst du mir, dann sehen wir weiter. Jetzt müssen wir deinen Verband wechseln. Und du musst dich ausruhen.«
An der Wand stand eine zweite Kiste, ähnlich der mit dem Proviant. Stawro holte einen Beutel heraus, öffnete ihn und schüttete den Inhalt auf einen Sessel: aufgerollte Binden, kleine Schraubgläser mit trüben Flüssigkeiten und anderen Substanzen sowie ein Säckchen aus hellem Leder. Genau so eines, wie Taka es getragen hatte.
»Was ist das?« Turan hob das Säckchen hoch, besah es sich und roch daran. »So eins hat unser Wüsten-Führer auch getragen.«
»Aha.« Stawro nahm eine Binde und eines der Gläser. Er schüttete etwas von der Flüssigkeit darauf – es roch nach Blumen – und sagte: »Nimm die Kompresse vom Knie.«
Turan legte das Säckchen aus der Hand und begann den Verband aufzuwickeln.
»War euer Wüsten-Führer ein Einheimischer? Ein Nomade?«
»Ja.«
Nachdem er die Kompresse abgenommen hatte, streckte Turan das Knie vorsichtig durch. Es fühlte sich an, als ob ihm jemand einen Stich hinein versetzte, und der verzog das Gesicht ein wenig. Stawro besah sich die blau verfärbte Haut und begann dann den Verband zu erneuern.
»Halt durch. Wenn der Verband trocknet, dann zieht sich das Material zusammen und legte sich enger um dein Knie. Am besten du versuchst heute Nacht so wenig wie möglich aufzustehen. Morgen wird es schon besser sein.«
Als er fertig war, räumte Stawro sein Verbandszeug wieder zusammen.
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