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Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Das wüste Land: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Laster nicht reinrasen lassen und vorher abspringen können?«
    »Ja, wahrscheinlich … Ja, das hätte ich machen können. Nur …«
    Die Gondel schwankte, die Seile knirschten. Über ihnen knarrte etwas. Turan klammerte sich an die Armlehne. Stawro beugte sich vor, blickte aus dem Fenster und zog dann einen Hebel zu sich heran.
    Die Kraft gewann an Höhe. Turan hatte das Gefühl, dass sich ein Knoten in seinem Hals bildete und sein Magen tiefer rutschte.
    »Ein Luftloch«, erklärte Stawro. »Wenn man es nicht kennt, ist es ziemlich erschreckend, stimmt’s? Erzähl weiter.« Er lehnte sich wieder im Sessel zurück.
    Turan atmete ein paar Mal tief ein und aus, dann sprach er weiter:
    »Ich bin rausgesprungen und habe angefangen zu schießen und Granaten zu werfen.«
    Stawro begann seine Pfeife zu stopfen.
    »Die Banditen schossen auf mich. Als ich Makota in dem Saal entdeckte, feuerte ich auf seinen Rücken. Er stürzte, aber dann sprang er wieder auf und rannte weg.«
    Der Riese blickte Turan fragend an, und der erklärte:
    »Er hat Lamellen vom Panzerwolf in die Jacke eingenäht.«
    »Kapiert.« Stawros Feuerzeug schnalzte. Der Pilot entzündete seine Pfeife, ließ den Rauch gemächlich zur Decke aufsteigen, ehe er fragte: »Kannten dich viele Banditen? Wussten sie, wie du aussiehst?«
    »Keiner, glaube ich jedenfalls. Obwohl, halt, der Tschetschene kannte mich, Makotas Assistent. Sonst keiner.«
    »Warum hast du dir dann nicht einen alten Umhang umgehängt und ein Tuch um den Kopf gebunden?«
    »Wozu?«
    »Denk nach. Ich habe dir genau zugehört, und jetzt weiß ich, wie du hättest vorgehen müssen. Ein Bandit hat deine Familie abgemurkst. Du willst dich an ihm rächen. Ihn wie einen tollwütigen Schakal erschießen.« Stawro nickte: »Das verstehe ich. Das ist ein berechtigtes Vorhaben. Aber wie handelst du, um es umzusetzen? Auf dümmste Art und Weise! Jetzt hör mir zu: Nur einer von den Kerlen kannte dich. Der Clan besteht aus circa hundert Männern. Sie haben sich an dem Abend volllaufen lassen. Irgendwelche Wachen?«
    »Ich hab keine gesehen.«
    »Also gab es zu dem Zeitpunkt keine.« Wieder nickte Stawro. »Oder sie waren auch besoffen. Also stellst du deinen Laster etwas abseits ab. Ziehst dir möglichst abgerissene Kleidung über, beschmierst dein Gesicht mit Dreck. Schnappst dir ein paar Waffen, du musst sie nicht mal verstecken, denn in dem Aufzug gehst du ja selbst ohne Weiteres als Bandit durch. Du betrittst diesen Palast, aber nicht durch die Vordertür, sondern vom Hof oder durch ein Fenster. Nimmst dem erstbesten Kerl die Flasche oder den Humpen ab und schwankst durch den Saal, als wärst du besoffen. Wenn du Makota gefunden hast, ziehst du deine Pistole und schießt ihm in den Nacken oder in die Stirn. Dann siehst du seine Augen, wenn er stirbt. Das war’s!« Stawro hieb mit der Handkante durch die Luft. »Die Sache ist erledigt. Und in der Panik, die dann einsetzt, könntest du vielleicht sogar verschwinden! Auch wenn dir das, wenn ich dich richtig verstanden habe, ziemlich gleichgültig ist. Trotzdem, du hättest abhauen können, zu deinem Laster, und dann auf und davon, während die ganze betrunkene Meute noch damit beschäftigt gewesen wäre, zu kapieren, was vorgefallen ist.«
    Turan blickte wortlos vor sich hin. Sein Lid zuckte, seine Hände zitterten leicht – er war wieder im Saal des Palastes; seine Brust schmerzte, Schüsse knallten um ihn herum, es herrschte Geschrei, die Blitze von den explodierenden Granaten blendeten ihn, während er sich hinter der Säule versteckte. Er hätte es damals zu Ende bringen können. Stawro hatte recht: Er, Turan, hätte Makota ohne Mühe töten können, wenn er gründlich nachgedacht und klug geplant hätte, anstatt sich blindlings in den Kampf zu stürzen. Dieses verzweifelte Attentat im Palast war einfach dumm gewesen. Und vermutlich hätte er sich sogar retten können, auch wenn ihm das damals egal gewesen war. Aber seitdem hatte sich etwas verändert: Jetzt war es Turan nicht mehr egal, ob er überlebte oder nicht. Er wollte leben – er hatte einiges außerhalb der Farm gesehen und begriffen, dass es sich lohnte zu leben, auch wenn die Welt brutal und mitleidlos war. Er hatte noch immer vor, sich an Makota zu rächen. Turan musste den Ataman um jeden Preis töten, aber jetzt wollte er es so einrichten, dass er selbst dabei nicht umkam.
    Bisher hatte ihn der Gedanke an Rache genährt. Jetzt war es der Lebenshunger. Er wollte die Welt

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