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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Hügelgräber erinnerte. Mehr konnte ich durch den dichten Regenschleier nicht erkennen.
    Am Bug des Kutters beugte sich ein Mönch über das Geländer, warf eine kurze Eisenstange an einer Leine nach unten, ließ sie dann Stück für Stück tiefer, eher er sich wieder aufrichtete und ohne sich umzudrehen die rechte Hand hob.
    Jemand in seinem Rücken gab daraufhin einen Befehl. Der Kutter schwankte und drehte nach rechts bei. Ich stand nahe der linken Bordwand, trat zum Geländer und blickte nach unten. Im Wasser blitzte etwas Dunkles auf, erst dachte ich, es handelte sich um eine Art Betonpodest, doch dann begriff ich, dass dort ein Mehrtonner lag. Das Dach des Lasters schwamm unmittelbar unter der Wasseroberfläche, daher konnte der Kutter hier nicht weiter.
    »Zurück.« Der Schwarzbärtige klopfte mir mit dem Lauf seiner Pistole auf die Schulter. »Geh zurück, Junge.«
    Der Mönch am Bug maß mit seinem Senkblei immer wieder die Tiefe des Fahrwassers vor uns, wies dem Steuermann den Weg, und der Kutter wechselte den Kurs. Wir schwammen über einen Autofriedhof, und unter der Wasseroberfläche waren die Umrisse von Pkws, Lkws, Kleinbussen und anderen Fahrzeugen zu erkennen. Über manche Fahrzeuge konnte der Kutter problemlos hinweggleiten, andere musste er umschiffen. Die Wolkenkratzer kamen näher, während wir einen ganzen Berg von Autowracks passierten, der von einem Jeep ohne Räder gekrönt wurde. Auf der anderen Seite schaukelte ein kalfatertes Boot mit überdachtem Deck auf den Wellen. Aus dem Jeep erhoben sich zwei bärtige Gestalten mit Karabinern, die eine nickte, woraufhin Djuk zur Begrüßung die Hand hob.
    Der Autoberg blieb zurück, und der Kutter glitt in die schmale Öffnung zwischen den beiden Wolkenkratzern wie in einen Spalt hinein. Zu beiden Seiten ragten jetzt turmhoch die Mauern auf, eine neigte sich über den Zwischenraum, sodass die Mauern weiter oben fast aneinanderzustoßen schienen. Nur ein schmaler grauer Streifen Himmel blieb sichtbar, durch den der Regen unablässig auf uns herunternieselte. Hoch über unseren Köpfen war eine schmale Brücke zwischen den beiden Türmen zu erkennen.
    Juna stand die ganze Zeit über mit hochmütiger Miene und vor der Brust verschränkten Armen einige Meter von uns entfernt, aber auf einmal kam sie zu mir hinüber und flüsterte mir zu:
    »Hau ab, sobald du eine Gelegenheit hast.«
    »Zurück!«, sagte der mit dem schwarzen Bart in seiner Bassstimme, fasste Juna an der Schulter und schob sie weg.
    Das Mädchen schüttelte die schwere Hand von ihrer Schulter und verpasste dem Mönch eine Ohrfeige. Der ächzte, sein Gesicht lief rot an, und er wollte sich auf Juna stürzen. Ich war schon drauf und dran, ihm mit dem Bein gegen das Knie zu treten, da rief Djuk:
    »Das reicht! Zurück, Manichej!«
    Vor sich hin brummend wich der Mönch zurück und stellte sich wieder hinter mir auf.
    »Schau mal, Mann.« Tschak, der die Szene nur aus den Augenwinkeln verfolgt hatte, wies mit einem Nicken nach links.
    Der Kutter drehte bei und steuerte einen Durchlass in der Mauer des schiefen Wolkenkratzers an, der wie ein gewaltiger Höhlenschlund aussah. Rechts und links vom Durchlass waren Fensterreihen zu sehen, in den Räumen dahinter plätscherte Wasser. Auf einem Balkon an der Mauer stand ein Bärtiger in einem Segeltuchumhang auf sein Gewehr gestützt. Noch weiter oben ragte aus einem Fenster ein langer Maschinengewehrlauf. Der Schütze korrigierte gerade den Patronengurt, während sein Kollege sich auf das Fensterbrett stützte und uns beobachtete.
    Die Mönche schalteten einen Scheinwerfer an Deck an und der Kutter glitt in den Durchlass, wobei die Bordwand beinahe über den bröckeligen Beton schleifte.
    »Djuk Aben, warum bringt man uns nicht zum Tempel?«, fragte Juna. »Was ist das für ein Ort? Oder wolltet ihr uns hier töten? Still und heimlich, damit keiner etwas davon mitbekommt …?«
    »Vorerst hat keiner hier vor, euch zu töten«, erwiderte der Mönch. »Weder dich noch diese beiden hier.«
    »Vorerst?«
    »Alles geschieht nach dem Willen des Herrschers, Juna Galo.«
    Djuk gab den Befehl, den Motor abzuschalten. Die Decken und Wände der unteren Etagen des Wolkenkratzers waren eingestürzt, sodass die Scheinwerfer eine riesige Betongrotte beleuchteten, in der das Plätschern des Wassers nur so hallte. An einer Seitenwand hinter einer höher gelegenen Tür brannte elektrisches Licht. Hatten die Mönche irgendwo weiter oben Windräder montiert?

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