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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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Offenbar hatten sie diese Wolkenkratzer jedenfalls in eine Festung auf dem Wasser verwandelt.
    »Ich will mit Gest sprechen«, erklärte Juna entschieden. »Mir ist klar, dass hier alles mit seinem Wissen geschieht, oder genauer, auf seinen Befehl hin. Aber ich will mit ihm reden!«
    »Der Herrscher wird dich empfangen«, bestätigte Djuk Aben.
    »Dann wiederhole ich jetzt meine Frage: Warum bringt ihr uns nicht in den Tempel?«
    In der Tür erschienen Mönche und ließen eine ausziehbare Leiter herab, die direkt über unserem Deck endete.
    Der ehrwürdige Djuk kletterte auf die Leiter und reichte Juna die Hand.
    »Du hast mir nicht geantwortet«, sagte sie, ohne sich zu rühren.
    Der Mönch schüttelte den Kopf:
    »Juna Galo, zwing mich nicht etwas zu tun, was ich nicht tun möchte. Wenn es nötig ist, können wir dir auch Handschellen anlegen wie diesen zwei dort, und dich einfach nach oben tragen. Ich will das nicht, denn ich kenne deinen Vater und ich achte ihn. Folge mir jetzt.«
    »Und diese Achtung vor meinem Vater hindert dich daran, meine Frage zu beantworten?«
    »Wir bringen euch zum Tempel«, sagte Djuk geduldig. »Aber aus gewissen Gründen geht das nicht auf dem üblichen Weg. Du hast die Schüsse gehört und kannst dir selbst ausrechnen, was da vor sich geht. Deshalb bringen wir euch von der anderen Seite in den Tempel. Es ist nicht mehr weit – wir stehen hier buchstäblich vor seinen Toren. Vor seinen unterirdischen Toren. Gehen wir.«

19.

    Das riesige, stark verrostete Rohr ragte zwischen den eingestürzten Deckenwänden der unteren Etagen vor uns aus dem schwarzen Wasser. Es war mit einem dicken Deckel verschlossen, der fest in einer Gummifassung lag und von einem schweren Verschlussrad fixiert wurde.
    Nachdem einer der Mönche das Verschlussrad aufgedreht und den Deckel aufgeklappt hatte, betrat Djuk Aben, eine Lampe hoch über den Kopf haltend, als Erster die Gitterstufen, die an der Innenwand des Rohrs angeschweißt waren. Es folgten Manichej, Juna, ich und Tschak und drei weitere bewaffnete Mönche. Dann wurde die Luke über uns krachend zugeschlagen und das Verschlussrad quietschend zugedreht.
    Wir hörten, wie das Wasser von außen gegen das Rohr klatschte, aber bald verlor sich das Geräusch. In der betäubenden Stille spürte ich einen heftigen Druck auf den Ohren und musste mehrmals schlucken. Wir kletterten über glitschige Stufen immer tiefer, einmal wäre ich mit meinen glatten Plastiksohlen fast ausgerutscht, aber der Mönch hinter mir packte mich am Kragen und riss mich hoch.
    Das Rohr führte schließlich in eine Höhle aus Erde, dann durchquerten wir mehrere Tunnel, die mit hölzernen Balken abgestützt waren, ehe wir über eine eiserne Treppe noch weiter nach unten stiegen.
    Irgendwann wurde es heller, die Mönche löschten nach und nach ihre Lampen. Von unten hörten wir Stimmen, außerdem undefinierbaren Lärm und rhythmisches Klirren. Als ich sah, woher die Geräusche kamen, blieb ich stehen. Auch Tschak hielt neben mir, gab mir mit der Schulter einen Schubs in die Seite und stieß einen Pfiff aus.
    Wir befanden uns am Rand eines nicht sehr großen unterirdischen Eisenbahndepots mit drei nebeneinanderliegenden Gleispaaren. Die beiden äußeren Gleise bestanden jeweils nur aus kurzen Strängen, aber die mittleren Schienen verschwanden in einem dunklen Tunnel.
    »Führen sie etwa unter dem See durch?«, flüsterte Tschak mir zu.
    Unter der hohen Decke hing ein Verladekran mit einem Haken an einer Kette. Über die eisernen Sprossen des Krans kletterte ein bärtiger Mönch in schwarzem Anzug und zog ein Kabel hinter sich her. Auf der anderen Seite des Depots schoben vier Mönche einen großen Schweißapparat vor sich her. Vor einem Amboss stand ein dicker Mann mit Schürze und hämmerte auf ein glühend heißes Metallband ein, das ihm ein bartloser Mönch mit einer langen Zange hinhielt.
    Auf dem mittleren Gleis stand eine Diesellok. Vorne befand sich die Fahrerkabine mit einem vom Ruß geschwärzten Stummelschornstein, und daneben war eine Tonne festgeschweißt, vermutlich mit Kühlwasser für den Motor. Dieser verbarg sich zusammen mit den anderen Maschinenteilen unter einer panzerdicken Metallverkleidung. Hinter der Kabine befand sich ein gusseiserner Vorratsbehälter für den Brennstoff, in dessen Öffnung ein geriffelter Schlauch steckte. Das andere Ende des Schlauchs führte zu einem Tank auf dem Nachbargleis. Die Sauganlage brummte leise vor sich hin, die Lok wurde gerade

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