Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
Vom Netzwerk:
wir tun so, als ob uns das nichts angeht? Eine Zeit lang wurde viel über die Plattformen geredet, aber wozu sich den Kopf zerbrechen? Ich sage dir doch: Sie sind dort und wir hier, und es gibt keine Möglichkeit, Kontakt zu ihnen aufzunehmen. Jedenfalls im Moment nicht. Was sollen wir denn tun? Zumal sie nur selten auftauchen … Na gut, da segelt also eine riesige fliegende Insel zwischen den Wolken dahin, und was dann? Gar nichts. Die Menschen haben sich einfach dran gewöhnt. Mit der Zeit gewöhnst du dich an alles. He, was ist jetzt schon wieder los? War das nicht eben ein Donner?«
    Ich hatte schon zweimal Blitze über den Himmel zucken sehen, gefolgt von heftigen Donnerschlägen, aber der letzte hatte anders geklungen.
    »Es wird geschossen«, erklärte der Zwerg. »Und zwar richtig heftig. Das Donnern kommt aus Richtung des Tempels und von der Festung. Was geht da vor sich? Die Brennstoff-Clans werden es ja wohl nicht riskieren.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Wenn der Herrscher entschieden hat, dass der Tempel dem Mecha-Korpus nicht hilft, warum benachrichtigt er dann nicht die Brennstoff-Clans? Oder verkündet es im Radio? Er könnte doch einfach bekannt geben, dass er die Unterhändlerin des Mecha-Korpus gefangen genommen hat und keine Abmachung mit ihr treffen wird.«
    »Du bist ein ganz cleverer«, sagte Tschak. »Daran hatte ich übrigens auch schon gedacht. Aber ich glaube, das Ganze hat nichts mit der Unterhändlerin zu tun. Vermutlich hast du uns diese Suppe eingebrockt. Klar, jeder will den Kerl, der durch die Nekrose gehen kann. Aber jetzt treiben sie es allzu wild. Hörst du, wie sie schießen?«
    »Bist du sicher, dass der Krach vom Tempel kommt?«
    »Das schwör ich bei allen Mutanten. Die Brennstoffler haben die Mönche angegriffen, die Festung ist ja ganz in der Nähe vom Tempel. Das ist wirklich unglaublich. Nein, da muss irgendwas draußen vorgefallen sein, während wir hier sitzen. Irgendwas Wichtiges, wovon wir nichts wissen.«
    Es wurde dunkler in der Kajüte, und wir hoben die Köpfe. Drei Mönche beugten sich über das Gitter. Der Schwarzbärtige, den wir schon zuvor gesehen hatten, öffnete das Schloss. In der Hand hielt er einen Revolver. Die beiden anderen hatten Karabiner mit kurzen Läufen. Das Gitter wurde zur Seite geschlagen, und der Mönch ließ eine leichte Leiter in die Kajüte runter, dann richtete er die Waffe auf uns:
    »Raus mit euch, Jungs«, sagte er mit Bassstimme. »Der Kurze zuerst. Du wartest noch, Söldner. Stell dich an die Wand.«
    Als Tschak oben war, befahl der Bärtige:
    »Hände auf den Rücken. Gib die Handschellen her, Ljubomir. So, genau, und so … Und jetzt kommst du, Söldner. Sobald du an Deck bist, legst du die Hände auf den Rücken, hast du kapiert? Sonst kriegst du eine Kugel in den Bauch und zack über Bord mit dir.«
    Ich bezweifelte, dass sie auf mich schießen würden. Aber vermutlich würden sie nicht zögern, mir den Gewehrschaft gegen die Schläfe zu donnern, daher tat ich, was der Bärtige befohlen hatte. Kaltes Metall umschloss meine Handgelenke. Tschak stand mit dem Rücken zu mir, auch zwischen seinen Händen baumelte eine Kette, die die beiden Handschellen um seine Handgelenke verband.
    Die Mönche dirigierten uns mit ihren Gewehrläufen über Deck. Feiner Regen strömte vom Himmel, ich spürte, wie mir ein Wasserrinnsal den Nacken und zwischen den Schulterblättern runterlief. Die Flussufer waren verschwunden, der Kutter glitt in einer grau-trüben, grenzenlosen Brühe vor sich hin. Vor uns zeichneten sich allmählich die Umrisse zweier Kolosse ab, die an zwei hohe, schmale Felsen denken ließen.
    Am Bug stand Juna Galo in einem Zellophan-Umhang, daneben zwei Mönche und der ehrwürdige Djuk. Als wir bei ihnen ankamen, sagte Juna:
    »Warum haltet ihr sie fest? Sie haben nichts mit dem Mecha-Korpus zu tun. Ich habe sie nur angeheuert … Sie sind nicht wichtig, lasst sie frei.«
    »Der Söldner aus dem Süden ist nicht wichtig?«, fragte Djuk. Mit einem Blick zu mir fügte er hinzu: »Du bist doch aus dem Süden, oder?«
    Ich antwortete nicht. Der Kutter glitt durch die Stille auf die Wolkenkratzer am Seeufer zu. Einer neigte sich wie der Schiefe Turm von Pisa. Sein Anblick war beunruhigend, da man das Gefühl hatte, er würde jeden Augenblick auf seinen Nachbarn stürzen, ehe beide im Wasser versinken würden. Hinter den Wolkenkratzern erstreckte sich unbebautes Gelände, das von Müllbergen überzogen war und von Weitem an

Weitere Kostenlose Bücher