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Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition)

Titel: Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aleksei Bobl , Andrei Levitski
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gab, die über und über verkrustet waren.
    Auf einmal hatte ich das Gefühl zu schlafen … nein, nicht zu schlafen, aber mitten in diesem Experiment zu stecken! Es war noch längst nicht beendet, und ich wurde die ganze Zeit von oben beobachtet und sollte mir all die merkwürdigen Dinge, die ich sah, merken und später Doktor Hubert davon berichten.
    Ich schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass neben dem Haus ein Mensch hockte.
    Ich riskierte es nicht, näher als bis auf zehn Meter an ihn heranzugehen. Der Fremde, der mit dem Rücken gegen die Hauswand gelehnt dasaß, trug keine Stiefel, sondern feste Halbschuhe, und seine Jacke war etwas anders geschnitten als die des Zombies vom Dach der Baracke. Der Schimmel zog sich von oben die Hauswand entlang wie ein dicker feuchter Film und wölbte sich dann vor, um über den Menschen weiterzukriechen, dessen Gesicht und Schultern bereits völlig davon bedeckt waren. Es sah aus, als wäre der Mensch mit dem Haus verschmolzen, deshalb hatte ich ihn nicht gleich bemerkt.
    Ein Stück entfernt auf einer Waldwiese lag noch ein Mann, auch hier war alles mit der merkwürdigen Schimmelkruste überzogen. Dann trat aus dem Dickicht ein dritter Mann – im Gehen zuckte er wild mit den Gliedmaßen und schaukelte von einer Seite zur anderen; es sah aus, als würde er jeden Moment stürzen, aber irgendwie gelang es ihm, das Gleichgewicht zu bewahren, wobei er ununterbrochen mit den Armen ruderte und sein Kopf hin und her wackelte.
    Seine Augen waren dunkelbraun, fast schwarz. Sein Kopf, sein Gesicht und sein Hals waren vollständig mit Schimmel bedeckt.
    Wahrscheinlich versteckten sich die Tiere mit den verschiedenfarbigen Augen, die Hybride, hier irgendwo in den Tiefen dieses ausgestorbenen Geländes. Was, wenn die Verhärtung des Ausschlags die Verschlimmerung einer gefährlichen Krankheit und eine Verstärkung der Lähmung bedeutete? Wie gefährlich waren diese Leute für mich?
    Ich hatte keine Lust, meine Theorien am eigenen Leib zu überprüfen und schlug deshalb die entgegengesetzte Richtung ein.
    Es dauerte einige Zeit, bis ich ein Gebäude, das nach einer ehemaligen Kantine aussah, und zwei Baracken weiträumig umgangen hatte. Ich kam nur langsam vorwärts, da ich immer wieder Haken schlagen und Umwege machen musste, um den mit Schimmel überzogenen Stellen auszuweichen.
    Bei dieser Wanderung wurde mir endgültig klar, dass ich mich auf dem Gelände einer ehemaligen, lange verlassenen Militärbasis befand. Dem Dickicht nach zu urteilen, das aus dem aufgeplatzten Beton wucherte, war sie schon vor vielen Jahren, vielleicht Jahrzehnten aufgegeben worden.
    Das Gelände war rundherum mit einer Mauer aus inzwischen verwitterten Betonplatten eingezäunt, von denen einige umgestürzt waren. Als ich die Mauer endlich erreicht hatte, blickte ich durch eine Lücke nach draußen.
    Die Militärbasis befand sich auf der Kuppe eines sanft abfallenden Hügels. Ich sah mit Gras bewachsene Abhänge und einen unbefestigten Weg, der zum Fuß des Hügels führte; dahinter Felder, Steppengras, krumme, verkrüppelte Bäume, ein Wäldchen und noch weiter entfernt eine Eisenbahnbrücke, die über ein ausgetrocknetes Flussbett führte und von Pflanzen überwuchert zu sein schien.
    Es war heiß und am hohen blauen Himmel zog eine einsame Wolke entlang.
    Ich besah mir die Betonplatten rechts und links des Lochs genauer und stellte fest, dass die eine Schimmelflecken aufwies, während die andere sauber war. Ich steckte die Armbrust in das Halfter, kletterte auf das unverseuchte Mauersegment und richtete mich, vorsichtig balancierend, auf.
    Außerhalb der Betonmauer war nirgendwo Schimmel zu sehen, er hatte – soweit ich das von hier beurteilen konnte – nur den Gipfel des Hügels und die Basis befallen. Die Verseuchung betraf also ein überschaubares Gebiet.
    Ich kannte die Welt, die sich vor mir ausstreckte, und gleichzeitig war sie mir fremd. Es hatte mich tief in die russische Provinz verschlagen, die mir bei aller Vertrautheit irgendwie abartig erschien. Irgendwie ging von dieser reglosen Landschaft etwas unterschwellig Bedrohliches aus.
    War das Experiment wirklich noch nicht beendet? Waren die Gabel, mit der ich die Schnalle geöffnet hatte, die regenbogenfarbene Blase über dem Podest und der Riss in der Welt nur Träume gewesen? Halluzinationen, die meinen Übergang in eine andere zeitliche Sphäre begleiteten?
    In der Militärakademie hatten wir

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